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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Uhr, dann fing er mit seiner kleinen Aufmunterungsrede an. Er konsultierte seine Notizen und richtete seine Bemerkungen an die Wärter und das andere Personal. »Nach dem Stand von heute morgen, dem 2. August, haben die verschiedenen Gerichte sämtliche Anträge auf Aufschub abgelehnt, und es gibt nichts, was die Hinrichtung verhindern könnte. Wir werden so vorgehen, als würde sie wie geplant nächsten Mittwoch eine Minute nach Mitternacht stattfinden. Uns bleiben noch sechs volle Tage für die Vorbereitungen, und ich will, daß diese Sache reibungslos und ohne die geringsten Komplikationen abläuft.
    Im Augenblick befinden sich mindestens drei Klagen und Berufungen auf ihrem Weg durch die Gerichte, und natürlich ist es unmöglich, vorherzusagen, was passieren wird. Wir stehen in ständiger Verbindung mit dem Büro des Justizministers. Einer seiner Mitarbeiter, Mr. Morris Henry, ist heute bei uns. Nach seiner Ansicht, die von Mr.
    Lucas Mann geteilt wird, wird diese Sache ihren Verlauf bis zum Ende nehmen. Es kann zwar jederzeit ein Aufschub gewährt werden, aber das erscheint sehr zweifelhaft. Wir müssen auf jeden Fall bereit sein. Weiterhin ist damit zu rechnen, daß der Verurteilte den Gouverneur um eine Anhörung über ein Gnadengesuch ersuchen wird, aber es ist offengestanden nicht damit zu rechnen, daß er damit Erfolg hat. Von jetzt ab bis nächsten Mittwoch werden wir uns im Vorbereitungsstadium befinden.«
    Nugents Worte waren kraftvoll und deutlich. Er stand im Mittelpunkt und genoß ganz offensichtlich jeden Augenblick davon. Er warf einen Blick auf seine Notizen, dann fuhr er fort: »Die Gaskammer selbst wird überholt. Sie ist alt und seit zwei Jahren nicht mehr benutzt worden, deshalb müssen wir im Umgang mit ihr sehr vorsichtig sein. Ich erwarte heute vormittag einen Vertreter des Herstellers, der im Laufe des Tages mehrere Tests vornehmen wird. Am Woche nende, voraussichtlich Sonntag abend, werden wir eine Generalprobe der Hinrichtung abhalten, sofern bis dahin kein Aufschub vorliegt. Ich habe eine Liste von Freiwilligen für das Hinrichtungsteam und treffe heute nachmittag meine diesbezüglichen Entscheidungen.
    Zur Zeit werden wir mit Anfragen der Medien überschwemmt, die alles mögliche fordern. Sie wollen Mr. Cayhall interviewen, seinen Anwalt, unseren Anwalt, den Direktor, die Wärter, andere Insassen des Hochsicherheitstrakts, den Vollstrecker, überhaupt jeden. Sie wollen der Hinrichtung als Zeugen beiwohnen. Sie wollen Aufnahmen von seiner Zelle und der Kammer machen. Typischer Medienwahnsinn. Aber wir müssen damit fertig werden. Es gibt keinerlei Kontakt mit irgendeinem Pressevertreter, den ich nicht vorher genehmigt habe. Das gilt für sämtliche Angestellte dieser Institution. Keine Ausnahmen. Die meisten dieser Reporter stammen nicht aus dieser Gegend, und sie werden alles daransetzen, uns wie einen Haufen dämlicher Hinterwäldler aussehen zu lassen. Also reden Sie nicht mit ihnen. Keine Ausnahmen. Ich gebe die entsprechenden Presseverlautbarungen heraus, wenn ich es für erforderlich halte. Seien Sie vorsichtig mit diesen Leuten. Sie sind Geier.
    Außerdem rechnen wir mit Problemen von außen. Vor ungefähr zehn Minuten ist die erste Gruppe von Angehörigen des Ku-Klux-Klan beim Haupttor eingetroffen. Sie wurden auf die übliche Stelle zwischen dem Highway und dem Verwaltungsgebäude verwiesen, wo die Proteste stattfinden. Wir haben außerdem gehört, daß weitere derartige Gruppen in Kürze hier eintreffen werden, und es hat den Anschein, als wollten sie protestieren, bis die Sache gelaufen ist. Ich war zwar bei den letzten vier Hinrichtungen noch nicht hier, aber mir ist gesagt worden, daß im allgemeinen auch Gruppen von Gegnern der Todesstrafe erscheinen und lautstark demonstrieren. Wir haben vor, diese beiden Gruppen voneinander zu trennen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand.«
    Nugent konnte nicht länger sitzen bleiben und stand nun steif am Kopfende des Tisches. Aller Augen waren auf ihn gerichtet. Er konsultierte einen Moment seine Notizen.
    »Diese Hinrichtung wird anders sein. Sie wird eine Menge Aufmerksamkeit erregen, eine Menge Medienvertreter anziehen, eine Menge anderer Spinner. Wir müssen uns die ganze Zeit absolut professionell verhalten, und ich werde keinerlei Verstoß gegen die Regeln dulden. Mr. Cayhall und seine Angehörigen haben während dieser letzten paar Tage Anspruch auf Respekt. Keine schmutzigen Bemerkungen über die Gaskammer oder die

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