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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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geweint, als sie Buster abholten.
    Praktisch jeder Insasse des Todestraktes, der bis hierher gekommen war, gelangte auch zur nächsten Station. Und dann zur letzten.
    Garner Goodman war an diesem Tag der erste Besucher im prachtvollen Vorzimmer des Gouverneurs. Er trug sich sogar ins Gästebuch ein, plauderte liebenswürdig mit der hübschen Empfangsdame und wollte den Gouverneur lediglich wissen lassen, daß er zur Verfügung stand. Sie war gerade im Begriff, etwas zu sagen, als das Telefon an ihrer Vermittlung läutete. Sie drückte auf einen Knopf, verzog das Gesicht, hörte zu, warf einen finsteren Blick auf Goodman, der woanders hinschaute, dann dankte sie dem Anrufer. »Diese Leute«, seufzte sie.
    »Wen meinen Sie damit?« fragte Goodman, ganz Unschuld. »Wir können uns vor Anrufen wegen der Hinrichtung Ihres Mandanten kaum noch retten.«
    »Ja, es ist ein Fall, der starke Emotionen auslöst. Sieht so aus, als wären die meisten Leute hier unten für die Todesstrafe.«
    »Der nicht«, sagte sie und hielt den Anruf auf einem rosa Formular fest. »Fast alle diese Anrufer sind gegen seine Hinrichtung«
    »Ach, wirklich? Das überrascht mich.«
    »Ich sage Mrs. Stark Bescheid, daß Sie hier sind.«
    »Danke.« Goodman ließ sich auf seinem üblichen Sessel im Vorzimmer nieder. Er überflog noch einmal die Morgenzeitungen. Am Samstag hatte die Tageszeitung von Tupelo den Fehler begangen, die öffentliche Meinung über die Cayhall-Hinrichtung ermitteln zu wollen. Auf der Titelseite war eine gebührenfreie Nummer angegeben worden mit den dazugehörigen Instruktionen, und natürlich hatten Goodman und sein Team von Marktforschern die Nummer übers Wochenende mit Anrufen bombardiert. In der Montagsausgabe wurden erstmals die Ergebnisse veröffentlicht, und sie waren erstaunlich. Von dreihundertundzwanzig Anrufern waren dreihundertundzwei gegen die Hinrichtung. Goodman lächelte still vor sich hin, als er die Zeitung überflog.
    Nicht sehr weit von ihm entfernt saß der Gouverneur an dem langen Tisch in seinem Büro und überflog dieselben Zeitungen.
    Seine Miene war düster. Seine Augen waren traurig und sorgenvoll.
    Mona Stark kam mit einer Tasse Kaffee über den Marmorfußboden. »Garner Goodman ist hier. Er wartet im Vorzimmer.«
    »Lassen Sie ihn weiter warten.«
    »Die Hotline wird schon jetzt mit Anrufen überschwemmt.« McAllister schaute auf seine Uhr. Elf Minuten vor neun. Er rieb sich mit den Knöcheln das Kinn. Zwischen 15 Uhr am Samstag und 20 Uhr am Sonntag hatten seine Meinungsforscher mehr als zweihundert Einwohner von Mississippi angerufen.
    Achtundsiebzig Prozent waren für die Todesstrafe, was nicht überraschend war. Aber einundfünfzig Prozent der Befragten waren der Ansicht, daß Sam Cayhall nicht hingerichtet werden sollte. Die Gründe dafür waren unterschiedlicher Natur. Viele meinten, daß er dafür einfach zu alt war. Sein Verbrechen war vor dreiundzwanzig Jahren begangen worden, in einer Zeit, die sich erheblich von der Gegenwart unterschied. Er würde ohnehin bald genug in Parchman sterben, also laßt ihn in Ruhe.
    Er würde aus politischen Gründen verfolgt. Außerdem war er ein Weißer, und McAllister und seine Meinungsforscher wußten, daß dieser Faktor sehr wichtig war, auch wenn er nicht erwähnt wurde.
    Das war die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht steckte in einem Computerausdruck neben den Zeitungen. Bei der mit nur einer Person besetzten Hotline waren am Samstag zweihundertundeinunddreißig Anrufe eingegangen, und am Sonntag einhundertundachtzig. Insgesamt also vierhundertundelf. Mehr als neunzig Prozent waren gegen die Hinrichtung. Seit Freitag morgen hatte die Hotline achthundertundneunundsiebzig Sam betreffende Anrufe registriert, von denen gut neunzig Prozent gegen seine Hinrichtung protestierten. Und jetzt herrschte bei der Hotline schon wieder Hochbetrieb.
    Da war noch mehr. Die Regionalbüros meldeten eine Lawine von Anrufen. Fast alle waren dagegen, daß Sam hingerichtet wurde. Mitarbeiter kamen mit Berichten über ein langes Wochenende am Telefon zur Arbeit. Roxburgh hatte angerufen, um ihm mitzuteilen, daß seine Telefone nicht stillstanden. Der Gouverneur war schon jetzt erschöpft. »Da war doch etwas um zehn heute morgen«, sagte er zu Mona, ohne sie anzusehen.
    »Ja, ein Treffen mit einer Gruppe von Pfadfindern.«
    »Sagen Sie ab. Lassen Sie sich eine Entschuldigung einfallen. Machen Sie einen neuen Termin aus. Ich bin heute morgen nicht in der richtigen

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