Die Kammer
nicht. Die Luft in dem Raum war klar und kühl. Er warf einen Blick auf Adam, dann betrachtete er Carmen. Packer machte die Tür hinter ihnen zu.
Sie ließ Adams Hand los, steuerte auf den Schreibtisch zu und schaute Sam fest in die Augen. »Ich bin Carmen«, sagte sie leise. Sam rutschte vom Schreibtisch herunter. »Ich bin Sam, Carmen. Dein mißratener Großvater.« Er zog sie an sich, und sie umarmten sich.
Es dauerte ein oder zwei Sekunden, bis Adam begriffen hatte, daß Sam sich den Bart abrasiert hatte. Sein Haar war kürzer und sah erheblich gepflegter aus. Sein Overall war bis zum Hals geschlossen.
Sam drückte ihre Schultern und musterte ihr Gesicht. »Du bist ebenso hübsch wie deine Mutter«, sagte er heiser. Seine Augen waren feucht, und Carmen kämpfte gegen die Tränen an.
Sie biß sich auf die Lippen und versuchte zu lächeln.
»Danke, daß du gekommen bist«, sagte er, gleichfalls mit dem Versuch eines Lächelns. »Tut mir leid, daß du mich so vorfinden mußt.«
»Du siehst großartig aus«, sagte sie.
»Fang nicht an zu lügen, Carmen«, sagte Adam, um das Eis zu brechen. »Und hört mit dem Heulen auf, bevor es außer Kontrolle gerät.«
»Setz dich«, sagte Sam und deutete auf einen Stuhl. Er setzte sich neben sie und nahm ihre Hand.
»Zuerst das Geschäftliche, Sam«, sagte Adam. »Das Fünfte Berufungsgericht hat uns heute morgen abgewiesen. Also ziehen wir weiter auf grünere Weiden.«
»Dein Bruder ist wirklich ein toller Anwalt«, sagte Sam zu Carmen. »Tischt mir jeden Morgen dieselbe Neuigkeit auf.«
»Schließlich habe ich nicht viel, womit ich arbeiten kann«, sagte Adam.
»Wie geht es deiner Mutter?« fragte Sam.
»Es geht ihr gut.«
»Sag ihr, daß ich nach ihr gefragt habe. Ich weiß noch, sie war eine prachtvolle Frau.«
»Das tue ich.«
»Irgend etwas Neues von Lee?« fragte Sam Adam.
»Nein. Willst du sie sehen?«
»Ich denke schon. Aber wenn sie es nicht schafft, habe ich dafür auch Verständnis.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann«, sagte Adam zuversichtlich. Seine letzten zwei Anrufe bei Phelps waren nicht erwidert worden. Außerdem hatte er im Moment nicht die Zeit, nach Lee zu suchen.
Sam beugte sich näher an Carmen heran. »Adam hat mir erzählt, daß du Psychologie studierst.«
»Das stimmt. Ich habe mein erstes Examen hinter mir und studiere jetzt in Berkeley. Ich will... «
Ein lautes Klopfen an der Tür unterbrach die Unterhaltung. Adam öffnete sie einen Spaltbreit und sah das nervöse Gesicht von Lucas Mann. »Entschuldigt mich eine Minute«, sagte er zu Sam und Carmen, dann ging er hinaus auf den Flur.
»Was gibt's?« fragte er.
»Garner Goodman sucht nach Ihnen«, sagte Mann fast im Flüsterton. »Er will, daß Sie sofort nach Jackson kommen.«
»Weshalb? Was ist passiert?«
»Sieht so aus, als hätte einer Ihrer Anträge ins Schwarze getroffen.«
Adams Herz blieb stehen. »Welcher?«
»Richter Slattery möchte über die geistige Unzurechnungsfähigkeit reden. Er hat für fünf Uhr heute nachmittag eine Verhand lung angesetzt. Sagen Sie mir nichts ich könnte einer der Zeugen des Staates sein.«
Adam schloß die Augen. In seinem Hirn wirbelten tausend Gedanken herum. »Um fünf heute nachmittag? Slattery?«
»Kaum zu glauben. Hören Sie, Sie müssen sich beeilen.«
»Ich brauche ein Telefon.«
»Da drin ist eines«, sagte Mann und deutete mit einem Kopfnicken auf die Tür hinter Adam. »Es geht mich ja nichts an, Adam, aber an Ihrer Stelle würde ich Sam nichts davon sagen. Es ist immer noch ein Schuß ins Blaue, und es hat keinen Sinn, irgendwelche Hoffnungen zu wecken. Wenn ich Sie wäre, würde ich damit warten, bis die Verhandlung gelaufen ist.«
»Sie haben recht. Danke, Lucas.«
»Schon gut. Wir sehen uns in Jackson.«
Adam kehrte in das Zimmer zurück, wo sich die Unterhaltung jetzt um das Leben in der Gegend um San Francisco drehte. »Nichts Besonderes«, sagte Adam und ging wie beiläufig zum Telefon. Er ignorierte ihre leise Unterhaltung und wählte die Nummer.
»Garner, hier ist Adam. Ich bin hier bei Sam. Was gibt's?«
»Sehen Sie zu, daß Sie schleunigst hier aufkreuzen, mein Junge«, sagte Goodman gelassen. »Die Dinge kommen in Bewegung«
»Ich höre.« Sam erzählte von seiner ersten und einzigen Reise nach San Francisco vor Jahrzehnten.
»Erstens, der Gouverneur möchte Sie sprechen. Er scheint zu leiden. Wir machen ihm die Hölle heiß mit den Anrufen, und er spürt die Hitze. Was wichtiger ist, ausgerechnet
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