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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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du mitkommen willst. Es wird so eine Art kleines Familientreffen werden, nur wir Cayhalls, weißt du? Und dann schleichen wir mit einem billigen Blumenstrauß über den Friedhof und großen Sonnenbrillen, damit niemand uns erkennt.«
    »Hör auf«, sagte sie, und Adam sah die Tränen. Sie flossen ihr über das Gesicht und hatten fast ihr Kinn erreicht, als sie sie mit den Fingern wegwischte.
    »Es tut mir leid«, sagte er, dann drehte er sich um und beobachtete einen Schleppkahn, der durch die Schatten des Flusses nordwärts fuhr. »Es tut mir leid, Lee.«
8
    U nd so kehrte er nach dreiundzwanzig Jahren endlich in den Staat zurück, in dem er geboren war. Er fühlte sich nicht sonderlich willkommen, und obwohl er nicht gerade Angst hatte, fuhr er vorsichtige fünfundfünfzig Meilen und unterließ es, andere Fahrzeuge zu überholen. Die Straße verengte sich und versank in der flachen Ebene des Mississippi-Deltas, und ein paar hundert Meter beobachtete Adam, wie sich rechts von ihm ein Damm hinstreckte und schließlich verschwand. Er fuhr durch Walls, den ersten halbwegs großen Ort am Highway 61, und folgte dem Verkehr nach Süden.
    Aus seinen umfassenden Recherchen wußte er, daß dieser Highway Jahrzehnte lang Hunderttausenden von armen Schwarzen aus dem Delta als Hauptroute auf ihrer Reise nach Norden gedient hatte, nach Memphis und St. Louis und Chicago und Detroit, Orten, an denen sie Arbeit und anständige Unterkünfte zu finden hofften. Es war in diesen Kleinstädten und auf diesen Farmen, in diesen baufälligen Häusern mit ihren hintereinanderliegenden Zimmern, in den staubigen Dorfläden und den belebten Jukebox-Kneipen am Highway 61, wo der Blues geboren wurde. Von hier aus war er nach Norden vorgedrungen und hatte in Memphis eine Heimstatt gefunden, wo er sich mit Gospel und Country vermischte, und zusammen brachten sie den Rock 'n' Roll hervor. Er lauschte einer alten Muddy-Waters-Kassette, als er den berüchtigten Ort Tunica erreichte, von dem es hieß, er wäre der ärmste im ganzen Land.
    Die Musik trug wenig zu seiner Beruhigung bei. Er hatte es abgelehnt, bei Lee zu frühstücken, und er war nicht hungrig, sondern hatte einen Knoten im Magen. Der Knoten wuchs mit jeder Meile.
    Nördlich von Tunica wurden die Felder riesig und erstreckten sich in allen Richtungen bis zum Horizont. Die Sojabohnen und die Baumwolle standen kniehoch. Ein kleines Heer von grünen und roten Traktoren mit Pflügen dahinter fuhr durch die endlosen, säuberlichen Reihen aus dichtem Blattwerk. Obwohl es noch nicht neun Uhr war, war es bereits heiß und stickig. Der Boden war trocken, und hinter jedem Pflug stiegen Staubwolken empor. Hin und wieder erschien aus dem Nirgendwo ein Flugzeug, flog, Pestizide versprühend, akrobatisch dicht über die Pflanzen hinweg und zog dann im Steilflug nach oben. Der Verkehr floß dicht und langsam und kam manchmal völlig zum Erliegen, wenn irgendein Monstrum von einem Traktor den Highway entlangkroch, als wäre er völlig leer.
    Adam war geduldig. Er wurde erst um zehn erwartet, und wenn er sich verspätete, machte es auch nichts.
    In Clarksdale verließ er den Highway 61 und fuhr auf dem 49 nach Südosten, durch die kleinen Nester Mattson und Dublin und Tutwiler, durch weitere Felder mit Sojabohnen. Er passierte Baumwollspinnereien, in denen jetzt nicht gearbeitet wurde, die aber auf die Ernte warteten. Er passierte Gruppen von heruntergekommenen Reihenhäusern und schmutzigen Wohnwagen, die ganz in der Nähe des Highways standen. Hin und wieder sah er ein schönes Haus, immer in einiger Entfernung, immer majestätisch dastehend unter großen Eichen und Ulmen und gewöhnlich mit einem eingezäunten Swimmingpool an einer Seite. Es gab keinen Zweifel, wem diese Felder gehörten.
    Ein Straßenschild besagte, daß es bis zum Staatsgefängnis noch fünf Meilen waren, und instinktiv verringerte Adam das Tempo. Einen Augenblick später stieß er auf einen großen Traktor, der gemächlich die Straße entlangtuckerte, und anstatt ihn zu überholen, entschied er sich dafür, hinter ihm herzufahren. Der Fahrer, ein alter Weißer mit einer schmutzigen Mütze, gab ihm das Zeichen zum Überholen. Adam winkte und blieb, nur zwanzig Meilen fahrend, hinter der Landmaschine. Andere Fahrzeuge waren nicht in Sicht. Hin und wieder schleuderte ein Hinterrad des Traktors einen Klumpen Erde hoch, der nur Zentimeter vor dem Saab landete. Adam fuhr noch etwas langsamer. Der Traktorfahrer drehte sich auf seinem Sitz

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