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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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nicht funktionieren. Phelps stammt aus einer sehr steifen und konservativen Familie von fürchterlich reichen Leuten. Alter Memphis-Adel. Einige dieser Familien haben seit Jahrzehnten nur untereinander geheiratet. Von Phelps wurde erwartet, daß er eine Cousine fünften Grades heiratete, doch er ist meinem Charme erlegen. Seine Familie war darüber äußerst erbost, und eine Scheidung wäre das schmerzliche Eingeständnis, daß sie recht gehabt hat. Außerdem sind diese Leute stolze Aristokraten, und eine unerfreuliche Scheidung würde sie demütigen. Mir gefällt die Unabhängigkeit, sein Geld zu nehmen und so zu leben, wie es mir paßt.«
    »Hast du ihn je geliebt?«
    »Natürlich. Als wir heirateten, haben wir uns heiß und innig geliebt. Wir sind übrigens zusammen durchgebrannt. Das war 1963, und die Vorstellung einer großen Hochzeit mit seiner Familie von Aristokraten und meiner Familie von engstirnigen Farmern gefiel uns beiden nicht. Seine Mutter wollte nicht mit mir reden, und mein Vater verbrannte Kreuze. Damals wußte Phelps nicht, daß mein Vater dem Klan angehörte, und ich wollte natürlich, daß er es nicht erfuhr.«
    »Hat er es erfahren?«
    »Als Daddy wegen des Bombenattentats verhaftet wurde, habe ich es ihm erzählt. Er wiederum hat es seinem Vater erzählt, und die Geschichte wurde allmählich und sehr behutsam in der Familie Booth verbreitet. Diese Leute sind sehr tüchtig im Bewahren von Geheimnissen. Es ist das einzige, was sie mit uns Cayhalls gemeinsam haben.«
    »Also wissen nur wenige Leute, daß du Sam Cayhalls Tochter bist?«
    »Sehr wenige. Und ich möchte, daß das so bleibt.«
    »Du schämst dich...«
    »Zum Teufel ja, ich schäme mich meines Vaters. Wer täte das nicht?« Ihre Worte waren plötzlich scharf und bitter. »Ich hoffe nur, du hast nicht irgendwelche romantischen Vorstellungen von diesem armen, alten Mann, der im Todestrakt leidet und im Begriff steht, zu Unrecht für seine Sünden gekreuzigt zu werden.«
    »Ich bin nicht der Meinung, daß er sterben sollte.«
    »Ich auch nicht. Aber er hat genügend Leute umgebracht - die Kramer-Zwillinge, ihren Vater, deinen Vater und Gott weiß wen sonst noch. Er sollte für den Rest seines Lebens im Gefängnis bleiben müssen.«
    »Du hast keine Sympathien für ihn?«
    »Gelegentlich. Wenn ich einen guten Tag habe und die Sonne scheint, dann denke ich vielleicht an ihn und erinnere mich an irgendein erfreuliches kleines Ereignis aus meiner Kindheit. Aber solche Augenblicke sind sehr selten, Adam. Er hat viel Elend angerichtet in meinem Leben und im Leben der Menschen um ihn herum. Er hat uns gelehrt, jedermann zu hassen. Er war gemein zu unserer Mutter. Seine ganze verdammte Familie ist gemein.«
    »Also sollen sie ihn einfach hinrichten.«
    »Das habe ich nicht gesagt, Adam, und du bist unfair. Ich muß ständig an ihn denken. Ich bete jeden Tag für ihn. Ich habe diese Wände eine Million Mal gefragt, warum und wieso aus meinem Vater ein so fürchterlicher Mensch geworden ist. Weshalb konnte er nicht irgendein netter alter Mann sein, der mit einer Pfeife und einem Stock auf der Terrasse vor seinem Haus sitzt, vielleicht mit einem kleinen Bourbon in der Hand, für seinen Magen natürlich? Weshalb mußte mein Vater ein Klansmann sein, der unschuldige Kinder umgebracht und seine eigene Familie ruiniert hat?«
    »Vielleicht hatte er nicht die Absicht, sie umzubringen.«
    »Sie sind tot, oder etwa nicht? Die Geschworenen haben gesagt, er hätte es getan. Sie wurden in Stücke gerissen und Seite an Seite in einem hübschen kleinen Grab beerdigt. Wen kümmert es, ob er die Absicht hatte, sie umzubringen? Er war dort, Adam.«
    »Es könnte sehr wichtig sein.«
    Lee sprang auf und ergriff seine Hand. »Komm mit«, sagte sie. Sie machten ein paar Schritte bis an den Rand der Terrasse, und sie deutete auf die Skyline von Memphis. »Siehst du das flache Gebäude dort in der Nähe des Flusses? Das, das uns am nächsten ist. Da drüben, drei oder vier Blocks entfernt.«
    »Ja«, erwiderte er langsam.
    »Das oberste Stockwerk ist das fünfzehnte. So, und nun zähle an der rechten Kante sechs Stockwerke nach unten. Verstanden?«
    »Ja.« Adam nickte und zählte gehorsam. Das Gebäude war ein modernes Hochhaus.
    »So, und jetzt zähle vier Fenster nach links. Da brennt Licht. Siehst du es?«
    »Ja.«
    »Rate mal, wer da wohnt.«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ruth Kramer.«
    »Ruth Kramer! Die Mutter?«
    »Ja.«
    »Woher kennst du sie?«
    »Wir

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