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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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tun es noch einmal. Ich habe ein dickes Notizbuch voller Fragen.«
    »Die sind alle schon gestellt worden.«
    »Das stimmt, Sam, aber sie wurden nicht beantwortet, richtig?«
    »Du glaubst, ich lüge.«
    »Tust du das?«
    »Nein.«
    »Aber du hast nicht die ganze Geschichte erzählt, stimmt's?«
    »Was würde das ändern, Mr. Rechtsanwalt? Du hast Bateman gelesen.«
    »Ja, ich habe mich eingehend mit Bateman beschäftigt, und der Fall hat eine Menge Schwachstellen.«
    »Typisch Anwalt.«
    »Wenn neue Beweise vorliegen, dann gibt es auch Möglichkeiten, sie vorzubringen. Wir versuchen nichts anderes, Sam, als so viel Verwirrung zu stiften, daß irgendein Richter noch einmal über die Sache nachdenkt. Dann denkt er noch ein bißchen drüber nach, und dann gewährt er einen Aufschub, damit er mehr darüber erfahren kann.«
    »Ich weiß, wie das Spiel gespielt wird, mein Junge.«
    »Adam. Ich heiße Adam.«
    »Ja, und du kannst mich Granpa nennen. Ich nehme an, du hast vor, dich an den Gouverneur zu wenden.«
    »Ja.«
    Sam rutschte auf seinem Stuhl nach vorn und kam ganz nahe an das Gitter heran. Mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand deutete er auf eine Stelle ungefähr in der Mitte von Adams Nase. Sein Gesicht war plötzlich verkniffen, seine Augen schmal. »Hör mir zu, Adam«, knurrte er, weiterhin mit dem Finger auf ihn zeigend. »Wenn ich dieses Papier unterschreibe, wirst du niemals mit dem Kerl reden. Niemals. Hast du verstanden?«
    Adam beobachtete den Finger, sagte aber nichts.
    Sam beschloß, fortzufahren. »Er ist ein Schweinehund. Er ist niederträchtig, gemein und korrupt und dabei imstande, das alles hinter einem netten Lächeln und einem ordentlichen Haarschnitt zu verstecken. Er ist der einzige Grund dafür, daß ich jetzt hier sitze. Wenn du auch nur ein Wort mit ihm redest, bist du nicht mehr mein Anwalt.«
    »Also bin ich dein Anwalt.«
    Der Finger sank herab, und Sam entspannte sich ein wenig »Oh, es kann sein, daß ich dir eine Chance gebe und zulasse, daß du an mir übst. Weißt du, Adam, die Juristen sind alle nicht richtig im Kopf. Wenn ich ein freier Mann wäre, der versucht, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, wenn ich mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern würde, meine Steuern bezahlte, mich an die Gesetze hielte und all das, dann würde ich keinen Anwalt finden, der sich auch nur die Zeit nehmen würde, mich anzuspucken, es sei denn, ich hätte eine Menge Geld. Statt dessen aber sitze ich hier, ein zum Tode verurteilter Mörder, der keinen Penny besitzt, und alle möglichen Anwälte betteln darum, mich vertreten zu dürfen. Große, reiche Anwälte mit langen Namen, vor denen Initialen stehen und Ziffern dahinter, berühmte Anwälte mit eigenen Jets und Fernsehshows. Kannst du mir das erklären?«
    »Natürlich nicht. Und es ist mir auch egal.«
    »Es ist eine üble Profession, die du dir da ausgesucht hast.«
    »Die meisten Anwälte sind redliche, hart arbeitende Leute.«
    »Natürlich. Und die meisten meiner Kumpane hier im Todestrakt könnten Pfarrer und Missionare sein, wenn man sie nicht zu Unrecht verurteilt hätte.«
    »Der Gouverneur könnte unsere letzte Chance sein.«
    »Dann sollen sie mich lieber gleich in die Gaskammer bringen. Dieser aufgeblasene Affe wird wahrscheinlich meiner Hinrichtung als Zeuge beiwohnen wollen, und dann hält er eine Pressekonferenz ab und informiert die Welt über jedes Detail. Er ist ein rückgratloser kleiner Wurm, der es nur durch mich so weit gebracht hat. Und wenn er noch ein paar tüchtige Bissen aus mir herausholen kann, dann wird er es tun. Halt dich von ihm fern.«
    »Darüber können wir später reden.«
    »Wir reden jetzt darüber. Du wirst mir dein Wort geben, bevor ich dieses Papier unterschreibe.«
    »Weitere Bedingungen?«
    »Ja. Ich möchte, daß hier noch etwas hinzugefügt wird, in dem Sinne, daß du und deine Firma keine Schwierigkeiten machen, falls ich beschließen sollte, dich wieder zu entlassen. Das sollte einfach sein.«
    »Laß mich sehen.«
    Die Vereinbarung wurde wieder durch die Öffnung geschoben, und Adam fügte noch einen weiteren Paragraphen hinzu. Er gab sie Sam zurück, der sie langsam las und das Blatt dann auf die Holzplatte legte.
    »Du hast nicht unterschrieben«, sagte Adam.
    »Ich denke noch nach.«
    »Kann ich dir ein paar Fragen stellen, während du nachdenkst?«
    »Nur zu.«
    »Wo hast du gelernt, mit Sprengstoff umzugehen?«
    »Hier und dort.«
    »Vor Kramer hat es mindestens fünf

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