Die Kammer
begangen hat?«
»Er hat auf den Abzug gedrückt, nicht ich.«
»Du bist ein elender Mensch, Sam.«
»Ja, und ich werde noch viel elender sein, wenn ich in der Gaskammer sitze.«
Adam schüttelte angewidert den Kopf, hielt aber seine Zunge im Zaum. Sie konnten später über Rasse und Haß diskutieren. Er machte sich durchaus keine falschen Hoffnungen, daß er bei Sam zu diesen Themen irgend etwas erreichen könnte, aber er war entschlossen, es wenigstens zu versuchen. Jetzt allerdings mußten sie über Fakten reden.
»Nachdem du dir das Dynamit angesehen hattest - was hast du dann getan?«
»Ich bin zu der Raststätte zurückgefahren und habe Kaffee getrunken.«
»Weshalb?«
»Vielleicht war ich durstig.«
»Sehr komisch, Sam. Versuche bitte, meine Frage zu beantworten.«
»Ich habe gewartet.«
»Worauf?«
»Ich mußte ein paar Stunden totschlagen. Inzwischen war es ungefähr Mitternacht, und ich wollte so wenig Zeit wie möglich in Greenville verbringen. Also habe ich in Cleveland Zeit totgeschlagen.«
»Hast du in der Raststätte mit irgend jemandem gesprochen?«
»Nein.«
»War sie voll?«
»Das weiß ich nicht mehr.«
»Hast du allein gesessen?«
»Ja.«
»An einem Tisch?«
»Ja.« Sam grinste, weil er wußte, was jetzt kommen würde.
»Ein Lastwagenfahrer namens Tommy Farris hat ausgesagt, er hätte in jener Nacht in der Raststätte einen Mann gesehen, der sehr viel Ähnlichkeit mit dir hatte, und dieser Mann hätte lange Zeit mit einem anderen, jüngeren Mann zusammen Kaffee getrunken.«
»Ich bin Mr. Farris nie begegnet, aber ich glaube, er hat ungefähr drei Jahre lang an Gedächt nisschwund gelitten. Kein Wort zu irgend jemandem, soweit ich mich erinnere, bis ein weiterer Reporter ihn ausfindig machte und seinen Namen in die Zeitung brachte. Es ist erstaunlich, wie Jahre nach den Prozessen plötzlich diese geheimnisvollen Zeugen auftauchen.«
»Weshalb hat Farris nicht in deinem letzten Prozeß ausgesagt?«
»Das darfst du mich nicht fragen. Vermutlich deshalb, weil er nichts zu sagen hatte. Die Tatsache, daß ich sieben Stunden vor dem Attentat allein oder mit jemand anderem Kaffee getrunken habe, war völlig irrelevant. Außerdem fand die Kaffeetrinkerei in Cleveland statt und hatte nichts damit zu tun, ob ich das Verbrechen begangen hatte oder nicht.«
»Also hat Farris gelogen?«
»Ich weiß nicht, was Farris getan hat. Es ist mir auch egal. Ich war allein. Das ist alles, was zählt.«
»Wann bist du von Cleveland abgefahren?«
»Gegen drei, glaube ich.«
»Und du bist direkt nach Greenville gefahren?«
»Ja. Und ich fuhr am Haus der Kramers vorbei, sah den Wachmann auf der Veranda, fuhr an seinem Büro vorbei, schlug noch etwas mehr Zeit tot, und so gegen vier stellte ich den Wagen hinter dem Gebäude ab, brach durch die Hintertür ein, packte die Bombe in einen Schrank auf dem Flur, kehrte zu meinem Wagen zurück und fuhr davon.«
»Um welche Zeit hast du Greenville verlassen?«
»Ich wollte verschwinden, nachdem die Bombe hochgegangen war. Aber wie du weißt, vergingen mehrere Monate, bis ich die Stadt tatsächlich verlassen konnte.«
»Wohin bist du von Kramers Büro aus gefahren?«
»Ich fand ein kleines Lokal am Highway, nur ein paar hundert Meter von Kramers Büro entfernt.«
»Weshalb bist du dorthin gefahren?«
»Um Kaffee zu trinken.«
»Wie spät war es da?«
»Ich weiß es nicht. Ungefähr halb fünf.«
»War das Lokal voll?«
»Eine Handvoll Leute. Es war eines von diesen gan gewöhnlichen kleinen Lokalen, die die ganze Nacht hindurch geöffnet haben, mit einem fetten Koch in einem schmutzigen TShirt und einer Kellnerin, die schmatzend auf ihrem Gummi herumkaute.«
»Hast du mit irgend jemandem gesprochen?«
»Ich habe mit der Kellnerin gesprochen, als ich meinen Kaffee bestellte. Vielleicht habe ich auch einen Doughnut gegessen.«
»Und du hast dagesessen, in aller Seelenruhe deinen Kaffee getrunken und darauf gewartet, daß die Bombe hochgeht?«
»Ja. Mir hat es immer Spaß gemacht, die Bomben hochgehen zu hören und zu beobachten, wie die Leute reagierten.«
»Du hattest das also schon vorher getan?«
»Mehrmals. Im Februar jenes Jahres hatte ich eine Bombe im Büro eines Grundstücksmaklers in Jackson gelegt ein Jude, der einem Nigger ein Haus in einem weißen Viertel verkauft hatte -, und als sie hochging, saß ich keine drei Blocks entfernt in einem kleinen Lokal. Damals hatte ich eine Zündschnur verwendet, also mußte ich zusehen, daß
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