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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Inzwischen war es sieben Uhr, und eine Menge Leute waren auf den Beinen. Keine Explosion. Ich stellte den Wagen in einer Nebenstraße ab und wanderte eine Weile herum. Das verdammte Ding wollte einfach nicht hochgehen, und schließlich konnte ich nicht noch mal rein und nachsehen. Ich wanderte weiter herum und hoffte, endlich den Knall zu hören und zu spüren, wie die Erde bebte. Aber nichts passierte.«
    »Hast du gesehen, wie Marvin Kramer und seine Söhne das Gebäude betraten?«
    »Nein. Ich bog um eine Ecke und sah seinen Wagen vor dem Haus stehen und dachte, verdammt noch mal! In mir rastete etwas aus. Ich konnte nicht mehr denken. Aber dann dachte ich, was soll's, er ist nur ein Jude, und er hat eine Menge üble Sachen gemacht. Danach dachte ich an Sekretärinnen und andere Leute, die vielleicht da drin arbeiteten, also wanderte ich wieder um den Block herum. Ich erinnere mich, daß ich auf die Uhr geschaut habe, als es zwanzig vor acht war, und da kam mir der Gedanke, daß ich vielleicht anonym bei Kramer anrufen und ihm sagen sollte, daß in dem Schrank eine Bombe lag. Und wenn er mir nicht glaubte, dann konnte er nachschauen und dann zusehen, daß er aus dem Haus herauskam.«
    »Weshalb hast du es nicht getan?«
    »Ich hatte keine zehn Cents. Alles, was ich an Kleingeld hatte, hatte ich der Kellnerin als Trinkgeld gegeben. Und ich wollte nicht in einen Laden gehen und etwas einwechseln. Ich muß gestehen, ich war verdammt nervös. Meine Hände zitterten, und ich wollte auf gar keinen Fall bei irgend jemandem Verdacht erregen. Schließlich war ich ein Fremder. Und schließlich war das meine Bombe da drinnen. Ich war in einer Kleinstadt, in der jeder jeden kennt, und man kann Gift darauf nehmen, daß sich die Leute an einen Fremden erinnern, wenn ein Verbrechen begangen worden ist. Ich weiß noch, daß ich einen Gehsteig entlangging, genau gegenüber von Kramers Büro, und vor einem Friseurladen war ein Zeitungsstand, und da stand dieser Mann, der in seinen Taschen nach Kleingeld suchte. Ich hätte ihn fast um zehn Cents gebeten, um Kramer anzurufen, aber ich war zu nervös.«
    »Weshalb warst du so nervös, Sam? Du hast doch eben gesagt, es wäre dir egal gewesen, ob Kramer etwas passierte. Und außerdem war das dein sechster Anschlag, stimmt's?«
    »Ja, aber die anderen waren einfach. Die Zündschnur in Brand stecken, abhauen und ein paar Minuten warten. Ich mußte ständig an die nette Sekretärin in Kramers Büro denken, die mir den Weg zur Toilette gezeigt hatte. Und die später beim Prozeß ausgesagt hat. Und ich mußte ständig an die anderen Leute denken, die in dem Haus gearbeitet hatten, denn als ich das erstemal hinging, waren eine Menge Leute da. Es war fast acht, und ich wußte, daß in ein paar Minuten die Arbeitszeit begann. Ich wußte, daß eine Menge Leute ums Leben kommen würden. Mein Verstand hörte auf zu arbeiten. Ich erinnere mich, daß ich vor einer Telefonzelle stand, einen Block entfernt, auf die Uhr starrte und dann auf das Telefon und mir sagte, daß ich unbedingt anrufen mußte. Schließlich ging ich in die Zelle und suchte die Nummer heraus, aber sowie ich das Buch zugeschlagen hatte, hatte ich sie wieder vergessen. Also sah ich noch einmal nach und fing an zu wählen, als mir wieder einfiel, daß ich keine zehn Cents hatte. Daraufhin entschloß ich mich, in den Friseurladen zu gehen und um Wechselgeld zu bitten. Meine Beine waren schwer, und ich war schweißgebadet. Ich ging zu dem Friseurladen, dann blieb ich vor dem Schaufenster stehen und schaute hinein. Drinnen herrschte Hochbetrieb. Männer lehnten an der Wand, unterhielten sich oder lasen Zeitung, und da war eine Reihe Stühle, mit Männern besetzt, die alle gleichze itig redeten. Ich weiß noch, daß einige von ihnen mich ansahen, dann schauten noch ein oder zwei weitere auf, und ich machte, daß ich fortkam.«
    »Wohin bist du gegangen?«
    »Das weiß ich nicht mehr so genau. Neben dem Haus von Kramer war ein weiteres Bürogebäude, und ich erinnere mich, daß ich gesehen habe, wie ein Wagen davor anhielt. Ich dachte, es wäre vielleicht die Sekretärin oder sonst jemand, der in Kramers Haus wollte, und ich glaube, ich ging auf den Wagen zu, als die Bombe detonierte.«
    »Du warst also auf der anderen Straßenseite?«
    »Ich glaube, ja. Ich erinnere mich, daß ich auf der Straße lag, auf Händen und Knien, während um mich herum Trümmer und Glassplitter herunterprasselten. Aber an das, was danach passierte, kann ich

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