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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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vermutlich nur ein Blödmann. Vergiß nicht, Adam, daß ich wegen dieses Attentats nie angeklagt worden bin. Bascar war nie irgendwelchem Druck ausgesetzt. Er hat nie unter Eid ausgesagt. Ich glaube, seine Geschichte kam nur heraus, weil ein Reporter von einer Zeitung aus Memphis so lange die Kneipen und Bordelle abklapperte, bis er jemanden wie Bascar gefunden hatte.«
    »Versuchen wir es andersherum. War jemand bei dir, als du am 2. März 1967 die Bombe in der Hirsch-Temple-Synagoge gelegt hast?«
    Sams Blick senkte sich ein paar Zentimeter unter die Öffnung, dann auf die Schreibplatte und schließlich auf den Boden. Er schob seinen Stuhl ein Stückchen von dem Gitter fort und lehnte sich zurück. Wie nicht anders zu erwarten, kam die blaue Packung Montclair aus der Brusttasche zum Vorschein, und er brauchte eine Ewigkeit, um eine Zigarette auszuwählen, den Filter aufzuklopfen und ihn dann zwischen seine feuchten Lippen zu stecken. Das Anzünden des Streichholzes war eine weitere kurze Zeremonie, aber auch die war schließlich bewältigt, und eine neue Rauchwolke stieg zur Decke auf.
    Adam sah zu und wartete, bis offensichtlich war, daß er nicht mit einer schnellen Antwort rechnen konnte. Schon das Zögern war ein Geständnis. Nervös tippte er mit seinem Stift auf den Block. Er atmete schnell und registrierte eine Beschleunigung seines Herzschlags. Sein leerer Magen krampfte sich plötzlich zusammen. Konnte das der Durchbruch sein? Wenn es einen Komplizen gegeben hatte, dann hatten sie vielleicht als Team gearbeitet, und vielleicht war es nicht Sam gewesen, der das Dynamit, das die Kramers umbrachte, gelegt hatte. Vielleicht konnte man diesen Tatbestand irgendeinem verständnisvollen Richter vorlegen, der zuhören und einen Aufschub gewähren würde. Vielleicht. Möglicherweise. Konnte das sein?
    »Nein«, sagte Sam sehr leise, aber mit fester Stimme, und sah Adam dabei durch die Öffnung hindurch an.
    »Ich glaube dir nicht.«
    »Es hat keinen Komplizen gegeben.«
    »Ich glaube dir nicht, Sam.«
    Sam zuckte die Achseln, als wäre ihm das völlig egal. Er schlug die Beine übereinander und schlang die Finger um ein Knie.
    Adam holte tief Luft, machte sich routinemäßig eine Notiz, als hätte er nichts anderes erwartet, und schlug eine neue Seite auf. »Wann bist du am Abend des 20. April 1967 in Cleveland angekommen?«
    »Bei welchem Mal?«
    »Beim erstenmal.«
    »Ich habe Clanton gegen sechs verlassen. Die Fahrt nach Cleveland dauert zwei Stunden. Also war ich gegen acht dort.«
    »Wohin bist du gefahren?«
    »In ein Einkaufszentrum.«
    »Weshalb gerade dorthin?«
    »Um den Wagen zu holen.«
    »Den grünen Pontiac?«
    »Ja. Aber er war nicht da. Also bin ich nach Greenville gefahren, um mich ein bißchen umzusehen.«
    »Warst du schon früher dort gewesen?«
    »Ja. Zwei Wochen vorher hatte ich die Gegend erkundet. Ich war sogar im Büro des Juden, um mich ein bißchen umzusehen.«
    »Das war ziemlich blöd, stimmt's? Schließlich hat seine Sekretärin dich beim Prozeß als den Mann identifiziert, der hereingekommen war, um sich nach dem Weg zu erkundigen, und dann gefragt hatte, ob er die Toilette benutzen dürfte.«
    »Ausgesprochen blöd. Aber schließlich war nicht damit zu rechnen, daß man mich erwischen würde. Normalerweise hätte sie mein Gesicht nie wiedergesehen.« Er biß auf den Filter und zog heftig daran. »Sehr unvorsichtig. Jetzt ist es natürlich leicht, hier zu sitzen und kluge Überlegungen anzustellen.«
    »Wie lange bist du in Greenville geblieben?«
    »Ungefähr eine Stunde. Dann bin ich nach Cleveland zurückgefahren, um den Wagen zu holen. Dogan hatte immer detaillierte Pläne mit mehreren Alternativen. Der Wagen stand an Ort B, auf dem Parkplatz einer Raststätte.«
    »Wo war der Schlüssel?«
    »Unter der Fußmatte.«
    »Was hast du dann getan?«
    »Eine Spazierfahrt gemacht. Aus der Stadt heraus, zwischen Baumwollfeldern hindurch. Ich fand eine einsame Stelle, hielt an und öffnete den Kofferraum, um mir das Dynamit anzusehen.«
    »Wie viele Stangen?«
    »Fünfzehn, glaube ich. Ich benutzte zwischen zwölf und zwanzig, je nach Gebäude. Zwanzig für die Synagoge, weil die neu und modern war und aus Beton und Stein gebaut. Aber das Büro des Juden war ein altes Holzhaus, und ich war sicher, daß fünfzehn völlig ausreichen würden.«
    »Was war sonst noch im Kofferraum?«
    »Das übliche. Ein Pappkarton mit dem Dynamit. Drei Zündkapseln. Eine Fünfzehn-Minuten-Zündschnur.«
    »War

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