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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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ich fortkam, meinen Wagen abstellte und einen Tisch fand. Die Kellnerin hatte gerade meinen Kaffee vor mich hingestellt, als die Erde bebte und alle erstarrten. Das war wirklich hübsch. Es war vier Uhr morgens, und das Lokal war voll mit Männern, die Last- oder Lieferwagen fuhren; in einer Ecke saßen sogar ein paar Polizisten, und die sind natürlich hinausgerannt zu ihren Wagen und mit heulender Sirene davongerast. Der Tisch, an dem ich saß, hat so gewackelt, daß mein Kaffee überschwappte.«
    »Und das hat dir Spaß gemacht?«
    »Ja, das hat es. Aber die anderen Jobs waren zu riskant. Ich hatte nicht die Zeit, ein Lokal oder ein Café zu finden, also bin ich nur ein paar Minuten herumgefahren und habe auf den großen Knall gewartet. Ich habe ständig auf die Uhr geschaut; schließlich wußte ich, wann es soweit sein würde. Wenn ich im Wagen saß, habe ich immer versucht, an den Stadtrand zu kommen.« Sam hielt inne und tat einen langen Zug an seiner Zigarette. Seine Worte kamen langsam und überlegt. Seine Augen tanzten ein wenig, während er von seinen Abenteuern erzählte, aber seine Worte waren gemessen. »Die FinderExplosion habe ich beobachtet«, setzte er hinzu.
    »Wie konntest du das?«
    »Sie wohnten in einem großen Haus in einer Vorstadt, in einer Art Tal mit vielen Bäumen. Ich parkte meinen Wagen ungefähr eine Meile entfernt an der Flanke eines Hügels, und als die Bombe hochging, saß ich unter einem Baum.«
    »Wie friedlich.«
    »Das war es wirklich. Vollmond, eine kühle Nacht. Ich hatte eine großartige Aussicht auf die Straße, und ich konnte fast das ganze Dach sehen. Es war so ruhig und friedlich, alles schlief, und dann, wumm, flog das Dach in die Luft.«
    »Worin bestand Mr. Finders Sünde?«
    »Er war eben ein Jude. Liebte Nigger. Empfing jeden radikalen Nigger mit offenen Armen, der aus dem Norden kam, um hier zu agitieren. Er liebte es, zusammen mit den Niggern zu marschieren und zu boykottieren. Wir hatten ihn im Verdacht, daß er eine Menge ihrer Aktivitäten finanzierte.«
    Adam machte sich Notizen und versuchte, das alles aufzunehmen. Es war schwer zu verdauen, weil es fast unglaublich war. Vielleicht war die Todesstrafe doch keine so schlechte Idee. »Kommen wir wieder auf Greenville. Wo lag dieses Lokal?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    »Wie hieß es?«
    »Das ist dreiundzwanzig Jahre her. Und es war nicht gerade die Art Lokal, an die man sich ger erinnert.«
    »Lag es am Highway 82?«
    »Ich nehme es an. Was hast du vor? Deine Zeit damit zu verbringen, den fetten Koch ausfindig zu machen und die schlampige Kellnerin? Glaubst du meiner Geschichte nicht?«
    »Nein. Ich glaube deiner Geschichte nicht.«
    »Weshalb?«
    »Weil du mir nicht sagen kannst, wo du gelernt hast, eine Bombe mit einem Zeitzünder zu basteln.«
    »In der Garage hinter meinem Haus.«
    »In Clanton?«
    »Außerhalb von Clanton. So schwierig ist das gar nicht.«
    »Wer hat es dir beigebracht?«
    »Ich habe es mir selbst beigebracht. Ich hatte eine Zeichnung, eine kleine Broschüre mit Skizzen und so weiter. Erster, zweiter, dritter Schritt. Gar kein Problem.«
    »Wie oft hast du vor Kramer mit so einer Vorrichtung geübt?«
    »Einmal.«
    »Wo? Und wann?«
    »Im Wald, nicht weit von meinem Haus entfernt. Ich nahm zwei Stangen Dynamit und das entsprechende Zubehör und ging damit zu einem kleinen Bach mitten im Wald. Es hat perfekt funktioniert.«
    »Natürlich. Und dieses ganze Lernen und Studieren fand in deiner Garage statt.«
    »Das habe ich doch gesagt.«
    »Dein eigenes kleines Labor.«
    »Das kannst du nennen, wie du willst.«
    »Nun, während du im Gefängnis warst, hat das FBI dein Haus, deine Garage und das gesamte Grundstück gründlich durchsucht und nicht die Spur eines Hinweises auf Sprengstoff gefunden.«
    »Vielleicht waren die Fibbies dämlich. Vielleicht war ich ganz besonders vorsichtig und habe keine Spuren hinterlassen.«
    »Oder vielleicht wurde die Bombe von jemandem gelegt, der Erfahrung im Umgang mit Sprengstoff hatte.«
    »Nein. Tut mir leid.«
    »Wie lange bist du in dem Lokal in Greenville geblieben?«
    »Verdammt lange. Es wurde fünf und noch später. Dann war es fast sechs. Ich ging ein paar Minuten vor sechs aus dem Lokal und fuhr an Kramers Büro vorbei. Das Haus sah aus wie immer. Einige Frühaufsteher waren schon unterwegs, und ich wollte nicht gesehen werden. Ich überquerte den Fluß und fuhr bis nach Lake Village, Arkansas, dann kehrte ich nach Greenville zurück.

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