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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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nur ein unbedeutender Komplize. Sie waren hinter mir her. Weshalb sollten sie sich da für einen Laufburschen interessieren? Ich weiß es nicht.«
    »Kramer war das sechste Bombenattentat, richtig?«
    »Ich glaube, ja.« Sam beugte sich wieder vor, bis sein Gesicht fast das Gitter berührte. Seine Stimme war leise, und er wählte seine Worte vorsichtig, als könnte irgendwo jemand mithören.
    »Du glaubst es?«
    »Es ist schließlich sehr lange her.« Er schloß die Augen und dachte einen Moment nach. »Ja, es war das sechste.«
    »Das FBI sagt, es wäre das sechste gewesen.«
    »Dann stimmt es. Das FBI irrt sich nie.«
    »Wurde der grüne Pontiac bei einem oder allen der vorangegangenen Attentate benutzt?«
    »Ja, bei zweien, soweit ich mich erinnere. Wir haben mehr als nur einen Wagen benutzt.«
    »Alle von Dogan zur Verfügung gestellt.«
    »Ja. Er handelte mit Gebrauchtwagen.«
    »Ich weiß. Hat bei den früheren Attentaten derselbe Mann den Pontiac gebracht?«
    »Ich habe nie jemanden gesehen oder getroffen, der die Wagen für die Attentate brachte. Auf die Art arbeitete Dogan nicht. Er war überaus vorsichtig, und seine Pläne waren bis ins letzte Detail durchdacht. Ich weiß es natürlich nicht, aber ich bin ziemlich sicher, daß der Mann, der die Wagen brachte, nicht die geringste Ahnung hatte, wer ich war.«
    »Lag das Dynamit schon in den Wagen, wenn sie gebracht wurden?«
    »Ja. Immer. Dogan hatte genug Waffen und Sprengstoff für einen kleinen Krieg. Aber sein Arsenal hat das FBI auch nicht gefunden.«
    »Wo hast du gelernt, mit Sprengstoff umzugehen?«
    »In einem KKK-Ausbildungslager und aus einem einschlägigen Lehrbuch.«
    »War wohl ererbt, was?«
    »Nein. War es nicht.«
    »Im Ernst. Wo hast du gelernt, Sprengstoff zur Detonation zu bringen?«
    »Das ist kinderleicht. Jeder Schwachkopf könnte es in einer halben Stunde lernen.«
    »Und dann braucht man nur ein bißchen Übung, und schon ist man ein Experte.«
    »Übung hilft. Es ist kaum schwieriger als einen Knallfrosch anzuzünden. Man reißt ein Streichholz an und hält es ans Ende einer langen Zündschnur, bis sie Feuer gefangen hat. Dann rennt man wie der Teufel, und wenn man Glück hat, dauert es eine Viertelstunde, bis die Ladung hochgeht.«
    »Und das ist etwas, das allen Klansmännern sozusagen in Fleisch und Blut übergegangen ist?«
    »Die meisten von denen, die ich kannte, konnten mit Sprengstoff umgehen.«
    »Kennst du jetzt noch irgendwelche Männer vom Klan?«
    »Nein. Sie haben mich im Stich gelassen.«
    Adam musterte Sams Gesicht. Der Blick seiner durchdringenden blauen Augen war stetig. Die Runzeln bewegten sich nicht. Da waren keinerlei Emotion, kein Gefühl, weder Kummer noch Zorn. Sam erwiderte den Blick, ohne zu blinzeln.
    Adam kehrte zu seinem Notizblock zurück. »Am 2. März 1967 wurde im Hirsch Temple in Jackson eine Bombe gelegt. Hast du das getan?«
    »Du machst keine Umschweife, stimmt's?«
    »Es ist eine einfache Frage.«
    Sam drehte den Filter zwischen seinen Lippen und dachte eine Sekunde lang nach. »Warum ist das wichtig?«
    »Beantworte gefälligst meine Frage«, fuhr Adam ihn an. »Für irgendwelche Spielchen haben wir keine Zeit.«
    »Diese Frage hat mir noch nie jemand gestellt.«
    »Dann ist heute wohl dein großer Tag. Ein simples Ja oder Nein genügt mir.«
    »Ja.«
    »Hast du den grünen Pontiac benutzt?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Wer war noch dabei?«
    »Wie kommst du auf die Idee, daß noch jemand dabei war?«
    »Weil ein Zeuge ein paar Minuten vor der Explosion einen vorbeifahrenden grünen Pontiac gesehen hat. Und er hat gesagt, in dem Wagen hätten zwei Personen gesessen. Er war sogar ziemlich sicher, daß du der Fahrer warst.«
    »Ach ja. Unser kleiner Freund Bascar. Ich habe in den Zeitungen von ihm gelesen.«
    »Er stand an der Ecke von Fortification und State Street, als euer Wagen vorüberfuhr.«
    »Natürlich stand er dort. Er war gerade um drei Uhr morgens aus einer Kneipe gekommen, stockbetrunken und saudämlich außerdem. Bascar, wie du bestimmt weißt, ist nie im Gerichtssaal aufgetaucht, hat nie seine Hand auf die Bibel gelegt und geschworen, die Wahrheit zu sagen, war nie einem Kreuzverhör ausgesetzt. Er hat sich erst gemeldet, als ich in Greenville im Gefängnis saß und die halbe Welt Fotos von dem grünen Pontiac gesehen hatte. Er behauptete erst, daß vermutlich ich der Fahrer gewesen war, nachdem mein Gesicht in allen Zeitungen erschienen war.«
    »Also hat er gelogen?«
    »Nein, er war

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