Die Kampagne
einen Nachtragshaushalt zu regeln, der offiziell nicht dem Gesamthaushalt zugerechnet wurde. Und in Washington D. C. zählte nur der formelle Aspekt.
»Sollen sich ruhig die nachfolgenden Generationen den Kopf über die Realität zerbrechen«, bemerkte ein politischer Insider, der um Anonymität bat.
Nachdem der Verteidigungshaushalt im Rahmen einer bombastischen Zeremonie im Weißen Haus unterzeichnet worden war, rief der Präsident, der sich angesichts der bevorstehenden Wahl keine Schwäche gegenüber Russland leisten konnte, eine Pressekonferenz ein und erklärte: »Jeder, der versucht, den Interessen der Vereinigten Staaten zu schaden, wird nun feststellen, dass wir bestens vorbereitet sind und uns gegen alles und jeden verteidigen können. Gott segne die Vereinigten Staaten von Amerika.« Sofort schoss der Präsident auf der Beliebtheitsskala um elf Prozent nach oben. Es gab nichts Besseres als Säbelrasseln, um Wähler zu gewinnen.
Die Ares Corporation startete eine neue Werbekampagne, die schon seit Monaten vorbereitet und ausgefeilt worden war. Doch auf den neuen Vertrag und die damit einhergehenden Summen ging man dabei nicht ein. Die für die Kampagne verantwortliche Topagentur in New York betrachtete dies als zu krass. So sagte der Sprecher schlicht: »Die Vereinigten Staaten von Amerika und die Ares Corporation. Gemeinsam sind wir unschlagbar.« Das war ein eindeutiges Statement, und die unterschwellige Botschaft war kristallklar: Ares hatte sich auf die gleiche Stufe wie die einzige verbliebene Supermacht des Planeten gestellt. Dieser simplen Aussage folgten auf klassisch getrimmte Schwarzweißbilder von fliegenden Flugzeugen, rollenden Panzern, fahrenden Schiffen und marschierenden Soldaten - alles untermalt von einem populären Song.
Es hieß, dass die Leute in den Focus Groups, an denen man die Wirkung einer Werbung testete, in ihren Sesseln geweint hätten. Auch flüsterte man in gewissen Kreisen der Werbeindustrie, das seien die besten 50 Millionen Dollar gewesen, die Nicolas Creel je ausgegeben hätte.
Alles lief genau so, wie Creel und Pender es geplant hatten.
Alles mit Ausnahme des kleinen unerwarteten Schlaglochs in der Straße, das die Dinge schlussendlich jedoch sogar noch besser machen sollte.
Um Mitternacht mongolischer Zeit erhielt ein russischer General im Feld eine Reihe verstümmelter Befehle, die er als Aufforderung verstand, Testangriffe auf chinesisches Gebiet durchzuführen. Da er mit Leib und Seele Offizier war und noch nie im Gefecht gestanden hatte - und obendrein alles Chinesische aus tiefstem Herzen hasste -, machte der General sich nicht die Mühe, die Befehle bei seinen Vorgesetzten gegenzuprüfen. Seine Artillerie feuerte und traf vorher festgelegte Ziele; zugleich drangen MIGs in den chinesischen Luftraum ein. Diese MIGs stießen prompt auf chinesische Kampfflugzeuge, die ironischerweise Lizenznachbauten russischer Modelle waren. Genau genommen flogen die Piloten beider Seiten also die gleichen Maschinen. Demzufolge endeten die darauf einsetzenden Luftgefechte dann auch in einem Unentschieden; beide Seiten verloren je zwei Flugzeuge.
Die Chinesen, die - vorsichtig ausgedrückt - ziemlich angepisst von diesem russischen Schlag ins Gesicht waren, starteten augenblicklich einen Gegenangriff. Die nächsten sechs Stunden feuerten beide Armeen aus allen Rohren.
Als endlich alles vorbei war, waren dank dieses »Tests« nicht nur zwei Flugzeuge verloren. Eine komplette chinesische Kleinstadt war ausgelöscht worden, 2000 Zivilisten tot. Zehn Panzer, 20 Schützenpanzer, 40 Geschütze und 900 chinesische Soldaten waren ebenfalls den Millionen russischer Geschosse zum Opfer gefallen, die auf sie herabgeregnet waren, auch wenn der Großteil davon sein Ziel verfehlt hatte.
Die Russen wiederum hatten den Tod von 600 Zivilisten zu beklagen, die unglücklicherweise mitten ins Kreuzfeuer geraten waren; die meisten hatten sogar noch geschlafen, als die Geschosse ihre Häuser zerrissen. Neben diesen Kollateralschäden waren noch acht Panzer in die Luft geflogen; sechs Hubschrauber wurden abgeschossen, zwölf Schützenpanzer zerlegt und 412 Soldaten getötet. Auch eine vollständige Artilleriebatterie wurde vernichtet, als chinesische Raketen ein in der Nähe gelegenes Treibstofflager trafen. Nebenbei sei noch bemerkt, dass auch der russische Feldoffizier, der überhaupt erst damit angefangen hatte, bei diesen Gefechten ums Leben gekommen war. Später stellte sich dann auch heraus,
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