Die Kampagne
haben wir einfach Glück.«
Nach dem digitalen Gespräch mit Katie James lehnte Pender sich im Stuhl zurück. Natürlich konnte das niemand anders gewesen sein als diese verdammte Reporterin.
Die Initialen am Ende der Mail, K und J. Die Drohung, ihre Story zurückzuziehen.
Pender hätte sofort Nicolas Creel anrufen sollen, aber er konnte nicht. Offensichtlich hatte er beim Einrichten des Blogs gewaltig Mist gebaut, und die Frau hatte ihn sofort durchschaut. Das durfte Creel auf gar keinen Fall erfahren. Zwar hatte Pender nie persönlich gesehen, was Creel mit Untergebenen anstellte, die versagten, aber er hatte genug Gerüchte gehört. Also würde er sich selbst um diese Angelegenheit kümmern. Nur ein Telefonanruf, und er würde alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen treffen, damit man das Gespräch nicht zurückverfolgen konnte. Es war vollkommen unmöglich, dass man ihn fand.
Und wenn die Frau wirklich nur Geld wollte, war das machbar. Sie würde ohne Zweifel vernünftige Forderungen stellen. Er, Pender, könnte sogar ein paar Millionen von seinem Bonus abzweigen. Es war ja nicht so, als bräuchte er unbedingt die Jacht und den Privatjet. Aber was, wenn die Frau dann wiederkam und noch mehr Geld forderte?
Pender atmete tief durch. Er wurde immer angespannter. So etwas war ihm noch nie passiert. Er war es gewohnt, hinter den Kulissen zu arbeiten, nicht jedoch im Schützengraben. Aber er würde das hier durchziehen. Er war der Meister in diesem Spiel. Zu guter Letzt würde er gewinnen.
Und das Beste war: Nicolas Creel würde nie davon erfahren.
Pender betete zu Gott, dass der Mann es nie herausfand.
Kapitel 81
N eben dem Tisch, an dem Katie sitzen würde, wenn sie den Anruf tätigte, hatte Shaw eine große Uhr hingestellt, auf deren LED-Anzeige die Sekunden durchliefen. Er hielt eine Videokamera auf Katie und die Uhr gerichtet und trug ein Headset.
»Halte ihn einfach so lange am Apparat, wie du kannst. Sobald sie den Sendemast haben, können sie seinen ungefähren Standort ermitteln und ein Team schicken.«
Punkt Mitternacht klingelte das Telefon. Shaw schaltete die Kamera ein, und Katie hob ab.
»Sie sind pünktlich«, sagte sie in den Hörer.
»Wie viel wissen Sie?«, fragte die Stimme am anderen Ende gereizt.
»Mehr, als Ihnen lieb ist.«
»Wie viel wollen Sie?«
Shaw winkte Katie. »Er soll weiterreden«, formte er mit den Lippen. Er selbst verfolgte das Gespräch über das Headset mit.
»Wollen Sie nicht wissen, wie ich das herausgefunden habe?«, fragte Katie. »Ich meine, nur für den Fall, dass Sie beim nächsten Mal so einen Fehler vermeiden wollen.«
»Okay. Wie?«, fragte Pender.
Katie ließ sich Zeit und erzählte ihm von Lesnik, dem kaputten Klo, den Unregelmäßigkeiten in der Geschichte des Polen und schließlich von der Unmöglichkeit, dass er getan haben konnte, was er gesagt hatte. »Sie hätten ihn einfach mit reinnehmen sollen«, riet sie, »anstatt ihn später zu briefen.«
»Warum haben Sie die Story geschrieben, wenn Sie gewusst haben, dass sie falsch ist?«
»Ich habe es erst vor kurzem herausgefunden.«
Shaw riss den Kopf hoch, als Franks Stimme über das Headset kam. Er deutete auf Katie. »Er ist in einem fahrenden Wagen«, sagte er. »Sag ihm, er soll an den Straßenrand fahren. Sofort!«
Katie rief: »Fahren Sie rechts ran!«
Pender war so erstaunt über ihre Aufforderung, dass er mit seinem schweren Mercedes beinahe von der Fahrbahn abgekommen wäre. Nur mit Mühe behielt er die Kontrolle über den Wagen. »Woher wissen Sie, dass ich in einem Auto bin?«, fragte er dann misstrauisch.
Katie dachte fieberhaft nach. »Die Verbindung wäre beinahe abgebrochen. Ich bewege mich nicht, also müssen Sie es sein. Außerdem kann ich im Hintergrund Verkehrslärm hören. Jetzt fahren Sie schon rechts ran, damit ich Sie besser verstehen kann. Wir wollen doch Missverständnisse vermeiden, nicht wahr?«
»Geben Sie mir eine Minute.« Pender klang noch immer misstrauisch. Er fuhr an der nächsten Ausfahrt raus und fragte: »Okay. Wie viel?«
»Zwanzig Millionen Dollar, und das ist noch ein Schnäppchen.«
»Das ist kein Schnäppchen. Das ist ein verdammtes Vermögen!«
»Es ist ja auch eine verdammt große Sache, die Sie da aufgezogen haben. Aber wenn Sie nicht zahlen wollen, soll es mir auch recht sein. Ich ziehe einfach meine Story zurück und erzähle die Wahrheit.«
»Und die wäre?«
»Das können Sie dann ja lesen, wie alle anderen auch. Aber die Welt wird erfahren,
Weitere Kostenlose Bücher