Die Kampagne
gestorben.
Ihre Maschine landete um sieben Uhr morgens mitteleuropäischer Zeit. Katie ging durch den Zoll und nahm sich ein Taxi zum Krankenhaus, das nicht weit vom Stadtzentrum entfernt lag.
Katie bezahlte den Taxifahrer und eilte zum Haupteingang. Mithilfe ihres gebrochenen Französisch fand sie rasch jemanden, der Englisch sprach, und fragte nach Shaws Zimmer. Hier liege niemand dieses Namens, sagte man ihr.
Verdammt! Katie trat sich im Geiste selbst in den Hintern, weil sie die Krankenschwester nicht gefragt hatte, unter welchem Namen Shaw eingeliefert worden war.
»Er war schwer verletzt und ist gestern operiert worden. Er ist ein großer Mann, mindestens einsfünfundneunzig, dunkles Haar und blaue Augen.«
Die Frau schaute sie ausdruckslos an. »Dies hier ist ein großes Krankenhaus, Madame.«
»Ich habe mit einer Krankenschwester über ihn gesprochen. Ihr Name war Marguerite.«
»Ah, Marguerite, bon, das hilft«, sagte die Frau. Sie rief jemanden an und nickte Katie dann zu. »Monsieur Ramsey liegt in Zimmer achthundertfünf.«
Als Katie zu den Aufzügen lief, ihren kleinen Rollkoffer im Schlepptau, sprach die Frau erneut in ihr Telefon und schaute Katie dabei besorgt hinterher.
Kapitel 43
E ine Stunde, nachdem Anna Fischer ermordet worden war, summte Creels BlackBerry. Er wälzte sich im Bett herum, nahm das Gerät und drückte eine Taste. Vier Worte erschienen auf dem Display: »Ende gut, alles gut.« Das kam von Caesar. Wer hätte gedacht, dass so ein Typ ein Fan des großen Dichters war! Creel schaute auf die Uhr. In London war es Nachmittag, alles genau nach Plan. Er drehte sich wieder um und schlief weiter.
Später an diesem Abend strich Creel seinen Smoking glatt, zupfte seine Manschetten zurecht und erhob sich von seinem Stuhl, begleitet von donnerndem Applaus. Auf dem Weg zum Rednerpult schüttelte er dem Gouverneur die Hand, der ihn einer elitären Zuhörerschaft vorgestellt hatte - Leuten, die 5000 Dollar pro Kopf für das Privileg bezahlt hatten, Nicolas Creel als Philanthrop des Jahres geehrt zu sehen. Die Tat, die ihm diese Ehre eingebracht hatte, war eine Spende von 80 Millionen Dollar für eine hochmoderne Kinderkrebsstation in einem großen Krankenhaus gewesen. Tatsächlich handelte es sich dabei sogar um einen ganzen Flügel, der jedoch nicht nach Creel benannt worden war. Es gab schon genug Gebäude, die seinen Namen trugen; deshalb hatte er ihn nach seiner verstorbenen Mutter benennen lassen.
Der Gouverneur von Kalifornien war bei seiner Einleitung geradezu überschwänglich gewesen und hatte den milliardenschweren Rüstungsproduzenten eine Jahrhundertgestalt von unvergleichlicher visionärer Kraft und ausgeprägtem Mitgefühl genannt. Hätte Creels Mutter noch gelebt, sie hätte ob dieser Worte zweifellos ein Meer von Glückstränen vergossen. Doch Creels Augen wurden niemals feucht. Das war einfach nicht seine Art. Seine Taten waren stets von den unterschiedlichsten Motiven bestimmt. Das heutige Ereignis war keine Ausnahme. Die Krebsstation war gut angelegtes Geld. Natürlich hatte Creel keinerlei Probleme damit, kranken Kindern zu helfen. Tatsächlich hätte er seinen ältesten Sohn beinahe an Leukämie verloren, was sein Interesse an der Krebsbehandlung erst geweckt hatte. Creel mochte gieriger und ehrgeiziger sein als die allermeisten Menschen, aber er war auch erfolgreicher.
Außerdem war er großzügig und hatte das nötige Geld, große Sprünge zu machen. Im Laufe der Jahrzehnte hatte Creel Milliarden für wohltätige Zwecke gespendet, weit mehr als andere Superreiche. Seinen Reichtum zu verteilen machte ihn froh, und er tat auch noch Gutes damit. Außerdem war es eine ehrenvolle Art und Weise, seine Mutter zu ehren und ihr die Unsterblichkeit zu verleihen, die sie verdiente. Doch mit guten Taten erreichte man auch noch etwas anderes: Man schuf sich hochgestellte Freunde, auf die man später zurückgreifen konnte. Creel hatte so ein Gefühl, als hätte er sich den Gouverneur von Kalifornien, ja sogar den ganzen Staat zu Freunden fürs Leben gemacht. Das war eine typische Win-Win-Situation, ein klassischer No-Brainer. Dafür waren 80 Millionen sogar noch ziemlich günstig.
Creel zog seine Rede aus der Tasche und ließ den Blick über die ihn verehrende Zuhörerschaft schweifen. Plötzlich fragte er sich, ob da draußen vielleicht eine brandneue Miss Hottie war. Er hatte seine Gründe gehabt, seine Frau zu Hause zu lassen. Was das betraf, war definitiv die Zeit für
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