Die Kampagne
ich nicht?«
»Okay, dann sag mir seinen Namen.«
»Na klar! Wie wär's mit seinem Bild? Und wenn ich schon dabei bin, mit seiner E-Mail-Adresse?«
»Das ist kein Scherz! Menschen sind gestorben.«
Katie wirbelte herum. »Erspar mir diesen Mist! Das mit dem Journalismus ist kein Spiel. Ich verdiene meinen Lebensunterhalt damit, kapiert? Hast du schon mal was von Quellenschutz gehört? Journalisten berufen sich jeden Tag darauf. Manche gehen sogar ins Gefängnis dafür, was auch mir in der Vergangenheit schon passiert ist. Also spar dir das mit den Schuldgefühlen für jemand anderen.«
Shaw senkte den Blick, und Katie erkannte, dass sie zu weit gegangen war. Sie setzte sich ihm gegenüber und sagte ruhig: »Hör mal ... niemand will Annas Mörder so dringend finden wie du. Und ich will es auch. Aber ich habe auch einen Job zu erledigen. Ich bin auf diese Story angesetzt, und ich muss sie wie ein Profi angehen.«
»Du erzählst mir, was der Kerl dir alles gesagt hat, und jetzt erwartest du von mir, dass ich es dabei bewenden lasse? Warum hast du es mir überhaupt erzählt, wenn du mich nicht zu ihm bringen willst?«
Katie lehnte sich zurück und rang die Hände. »Ich wollte, ich hätte eine gute Antwort darauf, aber die habe ich nicht. Ich wollte einfach nur, dass du es weißt. Ich nehme an, ich wollte von dir hören, dass er die Wahrheit sagt.«
»Glaubst du ihm?«, fragte Shaw.
»Die Einzelheiten, die ich dir genannt habe, der Kopierer, die Toten an der Tür, dieser Bill Harris ... Kannst du das bestätigen? Du warst doch drin.«
»Was den Kopierer im zweiten Stock und die Toten am Haupteingang angeht, stimmt alles. Ich werde überprüfen, ob sich wirklich jemand im Kopierer verstecken kann. Allerdings habe ich keine vollständige Liste der Toten gesehen; deshalb kann ich dir auch nichts zu diesem Harris sagen. Aber das sollte sich leicht überprüfen lassen. Du hast gesagt, er sei zum Hintereingang rein und auch wieder raus, ja?« Katie nickte. »Deswegen haben wir ihn nicht auf dem Video gesehen. Die Kamera hatte nur den Haupteingang im Blick.«
»Dann scheint der Mann echt zu sein, oder?«, fragte Katie hoffnungsvoll.
»Er könnte das alles auch wissen, wenn er einer der Mörder gewesen ist.«
»Das habe ich mir auch schon überlegt, aber dafür ist er nicht der Typ. Er ist ein dünner kleiner Mann, der vor Angst fast den Verstand verloren hat.«
»Der dich am Tatort eines Mordes rein zufällig auf der Straße anspricht? Das ist ein wenig zu zufällig, meinst du nicht?«
»Unter normalen Umständen wäre es so, aber er hat mich mit einem Cop reden hören und wusste deshalb, dass ich Reporterin bin. Außerdem ist es nichts Ungewöhnliches, dass ein Überlebender an den Ort des Geschehens zurückkehrt. Von wegen Schuldgefühle und so.«
»Du hörst dich an, als wolltest du dich mit aller Gewalt selbst überzeugen.«
»Vertrau mir. Ich werde den Kerl auf jede erdenkliche Art überprüfen.«
»Was willst du dann von mir?«, fragte Shaw.
Katie atmete tief durch. »Du hast mir schon einmal bestätigt, dass er wirklich da drin war. Ich glaube ... Nun ja, ich arbeite weiter an der Story.«
Shaw stand auf und starrte auf sie hinunter. »Wovon redest du? Was für eine Story?«
Ungläubig erwiderte Katie seinen Blick. »Ein Augenzeuge des Londonmassakers! Meinst du nicht, dass das in die Nachrichten gehört?«
»Katie, er hat gesagt, die Killer hätten Russisch gesprochen.«
»Ja, und?«
Shaw blickte besorgt drein, während Katie ihn misstrauisch beäugte.
»Gibt es etwas, was du mir nicht gesagt hast?«, fragte sie.
»Das kann ich dir nur sagen, wenn du mir versprichst, die Story nicht zu schreiben.«
»Das kann ich nicht, Shaw. Ich kann nicht. Ich will nicht! Das sind Nachrichten!«
»Selbst wenn es einen Weltkrieg auslösen könnte?«
»Was für einen Weltkrieg?«, stieß Katie hervor.
»Wenn ich dir das sage, darfst du es niemals wiederholen, egal, wo und gegenüber wem, auch nicht in gedruckter Form. Das sind meine Bedingungen. Akzeptiere sie, oder lass es.«
Katie zögerte nur einen Augenblick; dann nickte sie. »Abgemacht.«
»Man hat Beweise im Gebäude gefunden, die darauf hindeuten, dass die Phoenix Group hinter der Rote-Gefahr-Kampagne gestanden hat.«
Katie sprang auf. »Was? Bist du sicher?«
»Sicher, dass die Beweise dort waren? Ja. Was sie allerdings wirklich bedeuten, weiß ich noch nicht.«
»Und mein Augenzeuge hat mit angehört, wie die Killer gesagt haben, Gorschkow
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