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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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auf einer
    Leinwand, der mit seinem Bruder Billy plauderte. Erste
    Wahlergebnisse ließen vermuten, dass die Demokraten zum
    ersten Mal seit acht Jahren wieder ins Weiße Haus einziehen
    würden. Würde er selbst das erste Mal in den Senat einziehen?
    Fletcher richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Mr Cooke,
    der es mit seinen Pflichten nicht eilig zu haben schien. Sein
    Tempo entsprach in keiner Weise dem Puls der beiden
    Kandidaten. Sobald er alle Auswertungen eingesammelt hatte,
    steckten er und seine Offiziellen die Köpfe zusammen. Dann
    tippte Cooke die Ergebnisse in einen Taschenrechner, sein
    einziges Zugeständnis an die siebziger Jahre. Dem folgte das
    Drücken diverser Knöpfe, Nicken und Gemurmel, bevor zwei
    Zahlen sauber auf ein separates Stück Papier übertragen wurden.
    Anschließend schritt er in würdevollem Tempo quer durch den
    Saal auf die Bühne. Er klopfte gegen das Mikrofon, was laut

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    genug war, um für Stille zu sorgen. Die Menge wartete schon
    ungeduldig auf seine Worte.
    »Gottverdammt«, fluchte Harry. »Es dauert jetzt schon über
    eine Stunde. Warum kommt Arthur nicht endlich in die Gänge?«
    »Beruhige dich«, sagte Martha. »Versuch dich bitte zu
    erinnern, dass du dieses Mal nicht der Kandidat bist.«
    »Die Anzahl der Bürgerinnen und Bürger, die bei der Wahl
    zum Senat ihre Stimme abgegeben haben, beträgt 42 429, was
    einer Wahlbeteiligung von 52,9 Prozent entspricht.« Mr Cooke
    verließ ohne ein weiteres Wort die Bühne und kehrte in die
    Mitte des Hufeisens zurück. Sein Team überprüfte daraufhin die
    Hunderterhaufen, aber es dauerte erneut zweiundvierzig
    Minuten, bevor der oberste Stadtrat wieder die Bühne erklomm.
    Dieses Mal musste er nicht erst gegen das Mikrofon klopfen.
    »Ich muss Sie darüber informieren, dass es siebenundsiebzig
    strittige Stimmzettel gibt. Ich bitte nun die beiden Kandidaten zu
    mir in die Mitte des Saales, damit sie entscheiden können,
    welche Stimmzettel als gültig ausgewiesen werden sollen.«
    Zum ersten Mal an diesem Tag rannte Harry eilig zu Fletcher
    und packte ihn am Arm, bevor er zu Mr Cooke in das Hufeisen
    gehen konnte. »Das bedeutet, wer immer von euch beiden in
    Führung liegt, hat weniger als siebenundsiebzig Stimmen
    Vorsprung, sonst würde sich Cooke nicht die Mühe machen,
    diesen ganzen Hokuspokus durchzuziehen.« Fletcher nickte
    zustimmend. »Du musst also jemand aussuchen, der diese
    entscheidenden Stimmzettel für dich überprüft.«
    »Die Wahl fällt mir nicht schwer«, erwiderte Fletcher. »Ich
    nehme Sie.«
    »Das halte ich nicht für gut«, entgegnete Harry, »denn das
    wird Mrs Hunter misstrauisch machen. Für diese Sache brauchst
    du jemanden, durch den sie sich nicht bedroht fühlt.«
    »Wie wäre es dann mit Jimmy?«

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    »Gute Idee. Sie wird bestimmt davon ausgehen, dass sie ihn in
    die Tasche stecken kann.«
    »Aussichtslos«, sagte Jimmy, der an Fletchers Seite
    auftauchte.
    »Ich brauche dich möglicherweise«,
    meinte Harry
    geheimnisvoll.
    »Warum?«, wollte Jimmy wissen.
    »Ich habe so eine Ahnung«, entgegnete Harry. »Mehr ist es
    nicht. Aber sobald es darum geht, welche dieser kostbaren
    Stimmen gültig ist, müssen wir Mr Cooke im Auge behalten,
    nicht Barbara Hunter.«
    »Er wird nicht am Ergebnis drehen, solange wir zu viert um
    ihn herumstehen«, meinte Jimmy. »Ganz zu schweigen von all
    den Leuten, die von der Galerie heruntersehen.«
    »Er würde nicht im Traum daran denken, am Ergebnis zu
    drehen«, erklärte Harry. »Arthur Cooke ist einer der penibelsten
    Beamten, mit denen ich es je zu tun hatte. Aber er verabscheut
    Mrs Hunter.«
    »Aus einem bestimmten Grund?«, fragte Fletcher.
    »Seit Beginn des Wahlkampfs ruft sie ihn jeden Tag an und
    verlangt
    alle
    möglichen
    Statistiken
    in
    Bezug
    auf
    Sozialwohnungen oder Krankenhäuser, sogar juristische
    Aussagen zu Bebauungsplänen. Ich wette, die Vorstellung, dass
    sie in den Senat kommt, gefällt ihm gar nicht. Er hat genug am
    Hals, auch ohne Leute wie Barbara Hunter, die ihm ständig im
    Nacken sitzen.«
    »Aber wie Sie schon sagten, er kann nichts tun.«
    »Nichts, was illegal wäre«, räumte Harry ein. »Aber sollte bei
    einem Stimmzettel Unstimmigkeit herrschen, wird man ihn um
    einen Schiedsspruch bitten, und was immer er empfiehlt, sag
    einfach ›Ja, Mr Cooke‹, auch wenn du in dem Moment denkst,
    es könnte Mrs Hunter zum Vorteil gereichen.«

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    »Ich glaube, ich verstehe«, sagte Fletcher.
    »Ich verstehe gar

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