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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Nat die Tür leise hinter sich schloss.
    »Guten Morgen, Mr Cartwright«, begrüßte ihn seine
    Sekretärin, als Nat in sein Büro trat. »Hatten Sie einen schönen
    Urlaub?«
    »Ja, danke, Linda«, erwiderte er fröhlich. »Ich bin nicht sicher,
    wem Disneyland mehr gefallen hat, mir oder Luke.« Sie
    lächelte. »Gab es irgendwelche Probleme?«
    »Nein, ich glaube nicht. Die letzten Übernahmedokumente der
    Bennett Bank kamen am Freitag. Ab dem ersten Januar werden
    Sie also zwei Banken leiten.«
    Oder gar keine, dachte Nat. »Ich muss eine Mrs Julia
    Kirkbridge sprechen, Direktorin von …«
    »Kirkbridge & Co.«, ergänzte Linda. Nat erstarrte. »Sie haben
    sich nach ihrer Firma erkundigt, bevor Sie in Urlaub gingen.«
    »Ja, natürlich«, sagte Nat.
    Nat probte gerade, was er Mrs Kirkbridge sagen wollte, als
    ihm seine Sekretärin über die Sprechanlage mitteilte, dass sie
    Mrs Kirkbridge am Apparat hatte.
    »Guten Morgen, Mrs Kirkbridge. Mein Name ist Nat
    Cartwright. Ich bin der Geschäftsführer der Russell Bank in

    400
    Hartford, Connecticut. Wir haben Ihnen einen Vorschlag zu
    unterbreiten, an dem Ihre Firma möglicherweise interessiert sein
    könnte. Da ich im Laufe des Tages nach New York komme,
    hoffte ich, dass Sie ein paar Minuten für mich erübrigen
    könnten.«
    »Kann ich Sie zurückrufen, Mr Cartwright?«, erwiderte sie mit
    ausgeprägtem englischen Akzent.
    »Natürlich«, sagte Nat. »Ich freue mich darauf, wieder von
    Ihnen zu hören.«
    Er fragte sich, wie lange Mrs Kirkbridge für die Entdeckung
    benötigte, dass er der Geschäftsführer der Russell Bank war.
    Offensichtlich überprüfte sie ihn, denn sie hatte ihn nicht einmal
    nach seiner Telefonnummer gefragt. Als das Telefon klingelte,
    meldete seine Sekretärin: »Mrs Kirkbridge ist am Apparat.«
    Nat sah auf die Uhr: Sie hatte sieben Minuten gebraucht, »Ich
    könnte Sie heute Nachmittag um 14 Uhr 30 empfangen, Mr
    Cartwright. Ist Ihnen das recht?«
    »Das passt mir gut«, erwiderte Nat.
    Er legte auf und summte Linda an. »Ich brauche eine
    Fahrkarte für den Zug um 11 Uhr 30 nach New York.«
    Als Nächstes rief Nat bei der Rigg Bank in San Francisco an,
    die seine schlimmsten Befürchtungen bestätigte. Man war dort
    angewiesen worden, das Geld nur wenige Minuten, nachdem es
    überwiesen worden war, an die Banco Mexico zu transferieren.
    Von dort würde es der Sonne folgen, bis es schließlich jenseits
    des Horizonts verschwand, darüber war sich Nat im Klaren. Er
    kam zu dem Schluss, dass es sinnlos wäre, die Polizei zu
    verständigen, wenn er nicht die halbe Bankwelt in sein
    Geheimnis einweihen wollte. Vermutlich hatte sich Julia oder
    wie immer sie in Wirklichkeit hieß, auch das bereits gedacht.
    Nat arbeitete zügig fast alles auf, was in seiner Abwesenheit
    liegen geblieben war, bevor er das Büro verließ und mit dem
    Zug nach New York fuhr. Er traf fast in letzter Sekunde in den

    401
    Büroräumen von Kirkbridge & Co an der 97th Street ein. Er
    hatte kaum Zeit, sich im Empfangsbereich auf einen der
    Besucherstühle zu setzen, als bereits eine Tür geöffnet wurde. Er
    sah auf und erblickte eine vornehme, elegant gekleidete Frau auf
    der Schwelle. »Mr Cartwright?«
    »Ja«, sagte er und erhob sich.
    »Ich bin Julia Kirkbridge. Kommen Sie doch bitte in mein
    Büro.«
    Derselbe ausgeprägte englische Akzent. Nat konnte sich nicht
    erinnern, wann ihn das letzte Mal der Direktor einer Firma
    persönlich im Empfangsbereich abgeholt hatte, anstatt eine
    Sekretärin zu schicken. Schon gar kein Direktor in New York.
    »Ihr Anruf hat mich fasziniert«, sagte Mrs Kirkbridge und
    führte Nat zu einem bequemen Sessel am Kamin. »Es kommt
    nicht oft vor, dass mich ein Bankier aus Connecticut hier in New
    York besucht.«
    Nat zog einige Papiere aus seinem Aktenkoffer und versuchte
    gleichzeitig, die Frau einzuschätzen, die ihm gegenübersaß. Ihre
    Kleidung
    war
    ebenso
    wie
    die
    der
    Hochstaplerin
    maßgeschneidert, aber weitaus konservativer, und obwohl sie
    schlank und Mitte dreißig war, stellten ihr dunkles Haar und ihre
    braunen Augen einen absoluten Gegensatz zu der Blondine aus
    Minnesota dar.
    »Es ist im Grunde ganz einfach«, fing Nat an. »Der Stadtrat
    von Hartford hat ein weiteres Grundstück freigegeben, das als
    Einkaufszentrum kommerziell genutzt werden darf. Die Bank
    hat das Gelände zu Investitionszwecken erworben und sucht nun
    einen Partner. Wir dachten, dass Sie eventuell daran interessiert
    sein

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