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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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wollte hören, ob
    du die Notiz über Bill Alexanders Rücktritt in der Times
    gesehen hast.«
    Fletcher spürte, wie er allein bei der Erwähnung des Namens
    eine Gänsehaut bekam, »Nein«, sagte er, lehnte sich über den
    Schreibtisch und nahm sein Exemplar der Zeitung zur Hand.
    »Auf welcher Seite?«
    »Seite sieben, unten rechts.«
    Fletcher blätterte rasch vor, bis er die Schlagzeile
    FÜHRENDER ANWALT TRITT ZURÜCK sah. »Bleib kurz in
    der Leitung. Ich lese es schnell.« Als er fertig war, sagte er nur:
    »Das ergibt doch keinen Sinn. Er war mit der Kanzlei quasi
    verheiratet. Und er kann keinen Tag älter als sechzig sein.«
    »Siebenundfünfzig«, bestätigte Logan.
    »Aber das vorgeschriebene Ruhestandsalter für Partner beträgt
    fünfundsechzig Jahre und selbst dann kann man als interner
    Berater weiterarbeiten, bis man siebzig wird. Das ergibt einfach
    keinen Sinn«, wiederholte Fletcher.
    »Außer, man gräbt ein wenig tiefer.«
    »Und was findet man, wenn man ein wenig tiefer gräbt?«,
    wollte Fletcher wissen.
    »Ein Loch.«
    »Ein Loch?«
    »Ja. Anscheinend fehlte eine größere Summe vom Konto eines
    Mandanten als …«
    »Ich habe für Bill Alexander nichts übrig«, unterbrach ihn
    Fletcher, »aber ich kann nicht glauben, dass er auch nur einen

    426
    einzigen Penny vom Konto eines Mandanten unterschlagen
    würde. Dafür würde ich sogar meinen Ruf verwetten.«
    »Da gebe ich dir Recht, aber es wird dich sicher mehr
    interessieren, dass die New York Times sich nicht die Mühe
    macht, den Namen des anderen Partners zu nennen, der sich am
    selben Tag aus der Kanzlei zurückgezogen hat.«
    »Ich höre.«
    »Kein Geringerer als Ralph Elliot.«
    »Sie haben die Kanzlei beide am selben Tag verlassen?«
    »Ganz genau.«
    »Und welchen Grund hat Elliot für seinen Rücktritt genannt?
    Er will doch bestimmt nicht in den Vorruhestand.«
    »Elliot hat keinen Grund genannt. Die Pressesprecherin der
    Kanzlei soll angeblich gesagt haben, dass er für Kommentare
    nicht zur Verfügung steht. Das ist ein Präzedenzfall.«
    »Hat sie sonst noch etwas gesagt?«, wollte Fletcher wissen.
    »Nur, dass er ein Juniorpartner war. Sie hat allerdings nicht
    darauf hingewiesen, dass er auch Alexanders Neffe ist.«
    »Dann fehlt also eine große Summe vom Konto eines
    Mandanten und Onkel Bill hat beschlossen, lieber selbst die
    Sache auszubaden, als die Kanzlei in eine peinliche Lage zu
    bringen.«
    »So wird es wohl gewesen sein«, meinte Logan.
    Fletchers Handflächen waren schweißnass, als er den Hörer
    auflegte.

    *

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    Tom stürmte in Nats Büro. »Hast du die Notiz über Bill
    Alexanders Rücktritt in der New York Times gesehen?«
    »Habe ich. Der Name sagt mir etwas, aber mir fällt nicht mehr
    ein, woher.«
    »Das ist die Kanzlei, in die Ralph Elliot nach seinem Studium
    in Stanford eingetreten ist.«
    »Stimmt.« Nat legte seinen Füller zur Seite. »Dann ist er jetzt
    der neue Seniorpartner?«
    »Nein, er ist der zweite Partner, der die Kanzlei verlassen hat.
    Joe Stein hat mir erzählt, dass eine halbe Million vom Konto
    eines Mandanten fehlt und die Partner diese Summe aus ihrem
    Privatvermögen ersetzen mussten. Es heißt, Ralph Elliot stecke
    dahinter.«
    »Warum sollte der Seniorpartner zurücktreten, wenn Elliot
    dahinter steckt?«
    »Weil Elliot sein Neffe ist und Alexander dafür gesorgt hat,
    dass er der jüngste Partner in der Geschichte der Kanzlei
    wurde.«
    »Wer geduldig wartet, dessen Feinde werden von der Rache
    heimgesucht.«
    »Das denke ich nicht«, meinte Tom. »Er könnte nämlich nach
    Hartford zurückkehren.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Nat.
    »Er erzählt aller Welt, dass Rebecca ihre Freunde vermissen
    würde, also wolle er seine Frau heimführen.«
    »Seine Frau?«
    »Ja. Joe sagt, sie hätten vor kurzem auf einem New Yorker
    Standesamt geheiratet und da sei sie schon hochschwanger
    gewesen.«
    »Ich frage mich, wer der Vater ist«, murmelte Nat, mehr zu
    sich selbst.

    428
    »Elliot hat ein Konto in unserer Filiale in Newington eröffnet.
    Offenbar weiß er nicht, dass du der Geschäftsführer unserer
    Bank bist.«
    »Elliot weiß sehr genau, wer der Geschäftsführer der Bank ist.
    Lass uns nur sichergehen, dass er keine halbe Million einbezahlt
    hat.« Nat lächelte.
    »Joe sagt, es gebe keine Beweise und außerdem genieße
    Alexander den Ruf, ein Geheimnis für sich bewahren zu können,
    also werden wir aus dieser Ecke nichts weiter zu hören
    bekommen.«
    Nat sah zu Tom

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