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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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einzigen Anruf. Nat
    läutete bei Tom durch, der noch nicht schlief, obwohl es drei
    Uhr nachts war.
    »Ich hole Jimmy Gates aus dem Bett und komme
    schnellstmöglichst auf das Revier.«
    Sie waren gerade damit fertig, Nats Fingerabdrücke
    abzunehmen, als Tom in Begleitung des Anwalts eintraf. »Du
    erinnerst dich sicher an Jimmy«, sagte Tom. »Er hat uns bei der
    Fairchild-Übernahme beraten.«
    »Ja, ich erinnere mich.« Nat trocknete sich die Hände ab,
    nachdem er sich die Reste der schwarzen Tinte von den Fingern
    gewaschen hatte.
    »Ich habe mit dem Chief gesprochen«, berichtete Jimmy. »Er
    lässt Sie nach Hause, aber Sie müssen morgen um 10 Uhr vor
    Gericht erscheinen, dann wird die Anklage verlesen. Ich werde
    Kaution für Sie beantragen und es besteht kein Grund, warum
    dem nicht stattgegeben werden sollte.«
    »Danke«, sagte Nat mit ausdrucksloser Stimme. »Jimmy,
    wissen Sie noch, wie ich Sie vor dem Übernahmeangebot an
    Fairchild fragte, wer der beste Anwalt für Wirtschaftsrecht ist,
    der uns in dieser Angelegenheit vertreten könnte?«
    »Allerdings«, erwiderte Jimmy. »Und Sie pflegten immer zu
    sagen, dass Logan Fitzgerald erstklassige Arbeit geleistet hätte.«

    546
    »Das hat er in der Tat«, bestätigte Nat leise, »und jetzt müssen
    Sie mir den Logan Fitzgerald des Strafrechts finden.«
    »Bis zu unserem morgigen Treffen habe ich zwei oder drei
    Namen für Sie. Es gibt einen Mann in Chicago, der ganz
    außergewöhnlich ist, aber ich weiß nicht, wie es mit seinen
    Terminen steht.«
    Der Polizeichef trat auf sie zu. »Mr Cartwright, soll einer
    meiner Jungs Sie nach Hause fahren?«
    »Nein, vielen Dank, Chief«, entgegnete Tom. »Ich fahre den
    Kandidaten nach Hause.«
    »Du sprichst schon ganz automatisch vom Kandidaten«,
    meinte Nat, »fast so, als sei das mein Vorname.«
    Auf dem Heimweg erzählte Nat Tom alles, was sich in Elliots
    Haus zugetragen hatte. »Am Ende steht also dein Wort gegen
    ihres«, meinte Tom, als er vor Nats Haustür vorfuhr.
    »Genau. Und ich fürchte, meine Version ist nicht so
    überzeugend wie ihre, auch wenn es die Wahrheit ist.«
    »Darüber sprechen wir morgen früh«, wiegelte Tom ab. »Jetzt
    musst du etwas schlafen.«
    Su Ling stand in der offenen Tür. »Haben sie auch nur einen
    Augenblick lang geglaubt …?«
    Nat erzählte ihr, was auf dem Polizeirevier passiert war. Am
    Ende sagte Su Ling nur: »Was für ein Pech.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Nat.
    »Dass du ihn nicht getötet hast.«
    Nat stieg die Treppe hoch und ging durch das Schlafzimmer
    direkt ins Badezimmer. Er zog seine Kleider aus und warf sie in
    eine Tüte. Er würde die Tüte entsorgen, damit er später nie mehr
    an diesen schrecklichen Tag erinnert würde. Dann stieg er in die
    Dusche und stellte sich unter das eiskalte Wasser. Nachdem er
    frische Sachen angezogen hatte, ging er zu seiner Frau in die
    Küche. Auf der Ablage lag sein Terminkalender für den

    547
    Wahltag; keine Erwähnung eines Gerichtsauftritts unter
    Mordanklage.
    Tom tauchte um 9 Uhr auf. Er berichtete, dass die Wahl zügig
    vonstatten ging. Als ob in Nats Leben sonst nichts geschehen
    wäre.
    »Sie haben direkt nach dem Fernsehinterview eine Umfrage
    durchgeführt«, erzählte er Nat, »und dabei lagst du mit 63 zu 37
    vorn.«
    »Das war allerdings, bevor ich verhaftet wurde«, wandte Nat
    ein.
    »Möglicherweise hättest du sonst einen Vorsprung von 70 zu
    30«, scherzte Tom. Keiner lachte.
    Tom tat sein Bestes, um sie auf den Wahlkampf
    einzuschwören und sie von jedem Gedanken an Luke
    abzulenken. Es funktionierte nicht. Er sah zur Küchenuhr. »Wir
    müssen los«, sagte er zu Nat, der sich daraufhin umdrehte und
    Su Ling in den Arm nahm.
    »Nichts da, ich komme mit«, erklärte sie. »Nat mag ihn nicht
    ermordet haben, aber ich hätte es getan, wenn ich gekonnt
    hätte.«
    »Ich auch«, meinte Tom sanft, »aber ich muss euch warnen –
    vor dem Gericht wird sich ein Medienzirkus abspielen. Alles,
    was ihr sagt, wird auf den Titelseiten landen.«
    Als sie das Haus verließen, wurden sie von einem Dutzend
    Journalisten und drei Kamerateams empfangen, die ihnen
    zusahen, wie sie in den Wagen stiegen. Nat klammerte sich an
    Su Lings Hand, als sie durch die Straßen gefahren wurden. Er
    merkte gar nicht, wie viele Menschen ihm zuwinkten, sobald sie
    ihn erkannten. Als sie fünfzehn Minuten später vor der Treppe
    zum Gericht ankamen, sah sich Nat der größten
    Menschenmenge seiner gesamten Wahlkampfzeit

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