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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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ihn
    einschlagen. Elliot wich zurück und geriet aus dem
    Gleichgewicht, als er an der Lehne seines Schreibtischstuhls
    hängen blieb. Die Waffe ging los. Nat stürzte sich auf Elliot und

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    die beiden gingen zu Boden. Nat rammte sein Knie so kräftig in
    Elliots Bauch, dass sein Rivale sich krümmte und die Waffe
    losließ. Nat packte sie und zielte auf Elliot, dessen Gesicht vor
    Angst verzerrt war.
    »Du hast diesen Mistkerl ins Publikum geschleust, nicht
    wahr?«, sagte Nat.
    »Ja, ja, aber ich wusste doch nicht, dass er so weit gehen
    würde. Du bringst doch wohl keinen um, nur weil …«
    »Nur weil er für den Tod meines Sohnes verantwortlich ist?«
    Sämtliche Farbe wich aus Elliots Gesicht.
    »Doch, das würde ich.« Nat presste den Lauf der Waffe gegen
    Elliots Stirn. Er starrte auf den Mann herab, der jetzt vor ihm
    kniete und um sein Leben flehte. »Ich werde dich nicht
    umbringen« – Nat senkte die Waffe –, »denn das wäre der
    Ausweg eines Feiglings. Nein, ich will, dass du einen weitaus
    langsameren Tod stirbst: Jahr um Jahr an Demütigung und
    Schmach. Morgen wirst du entdecken, was die Leute von
    Hartford wirklich von dir denken, und dann musst du die letzte
    Entwürdigung miterleben, wenn du zusiehst, wie ich in den
    Amtssitz des Gouverneurs einziehe.«
    Nat stand auf, legte die Waffe ruhig auf den Schreibtisch,
    drehte sich um und verließ das Zimmer. Er stieß auf Rebecca,
    die im Flur auf dem Boden kauerte. Kaum war er an ihr vorüber,
    rannte sie ins Arbeitszimmer. Nat schritt durch die offene Tür
    und stieg in seinen Wagen.
    Er fuhr gerade durch das Tor, als er den Schuss hörte.

    *

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    Fletchers Telefon klingelte alle paar Minuten. Annie nahm
    sämtliche Anrufe entgegen und erklärte, dass ihr Ehemann
    keinen Kommentar abzugeben hätte bis auf den, dass er Mr und
    Mrs Cartwright sein Beileid habe zukommen lassen.
    Kurz nach Mitternacht stöpselte Annie das Telefon aus und
    ging nach oben. Obwohl das Licht im Schlafzimmer brannte,
    fand sie Fletcher zu ihrer Überraschung nicht dort vor. Sie ging
    wieder nach unten ins Arbeitszimmer. Die üblichen Papiere
    stapelten sich auf seinem Schreibtisch, aber er saß nicht in
    seinem Sessel. Sie stieg zögernd die Treppe hoch und bemerkte
    unter Lucys Tür einen schwachen Lichtschein. Vorsichtig drehte
    Annie am Türknauf und öffnete langsam die Tür, falls Lucy
    eingeschlafen war und vergessen hatte, das Licht zu löschen. Sie
    entdeckte ihren Ehemann, der auf dem Bett saß und die Hand
    ihrer schlafenden Tochter umklammert hielt. Tränen strömten
    ihm über die Wangen. Er drehte sich um und sah seine Frau an.
    »Im Vergleich zu ihr ist alles andere unwichtig«, sagte er.

    *

    Als Nat nach Hause kam, saß seine Mutter mit Su Ling auf dem
    Sofa. Su Lings Gesicht war wächsern, ihre Augen eingefallen.
    Sie war in wenigen Stunden um Jahre gealtert. »Ich lasse dich
    jetzt mit ihr allein«, sagte seine Mutter. »Aber gleich morgen
    früh komme ich zurück. Ich finde selbst den Weg hinaus.«
    Nat beugte sich vor, küsste seine Mutter zum Abschied und
    setzte sich dann neben seine Frau. Er nahm ihren grazilen
    Körper in den Arm, sagte aber nichts. Es gab nichts zu sagen.
    Nat hatte keine Ahnung, wie lange sie dort saßen, als er eine
    Polizeisirene hörte. Er nahm an, das krächzende Geräusch
    würde rasch in der Ferne verschwinden, aber es wurde immer

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    lauter und hörte erst auf, als ein Wagen quietschend vor seiner
    Haustür zum Halten kam. Er hörte, wie Wagentüren
    zugeschlagen wurden, dann schwere Schritte, gefolgt von
    lautem Klopfen an der Tür.
    Nat nahm seinen Arm von der Schulter seiner Frau und
    schleppte sich mühsam zur Tür. Als er sie öffnete, stand
    Polizeichef Culver vor ihm, flankiert von zwei Streifenbeamten.
    »Was gibt es für ein Problem, Chief?«
    »Es tut mir Leid, vor allem angesichts dessen, was Sie gerade
    durchmachen«, entschuldigte sich Don Culver, »aber ich habe
    keine andere Wahl, als Sie zu verhaften.«
    »Weswegen denn?«, fragte Nat ungläubig.
    »Wegen des Mordes an Ralph Elliot.«

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    FÜNFTES BUCH

RICHTER
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    NICHT ZUM ERSTEN MAL in der amerikanischen Geschichte
    tauchte der Name eines Toten auf einem Stimmzettel auf und
    ganz sicher kandidierte nicht zum ersten Mal ein Mann aus einer
    Arrestzelle heraus um ein Amt, aber so sehr die Historiker auch
    suchten, sie fanden keinen Präzedenzfall, bei dem beides am
    selben Tag vorgekommen wäre.
    Der Polizeichef erlaubte Nat nur einen

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