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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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gern
    umgebracht, wenn du sie darum gebeten hättest.«
    Als sie zur Bank kamen, wartete dort eine weitere Meute von
    Journalisten und Kameramännern. Wieder brachten sie ihnen
    nur eisernes Schweigen entgegen. Toms Sekretärin stieß im Flur
    auf sie und berichtete, dass die Wahlbeteiligung so hoch wie
    noch nie war.
    Sobald sie im Vorstandszimmer saßen, eröffnete Nat die
    Diskussion mit den Worten: »Die Partei wird erwarten, dass ich
    zurücktrete, ungeachtet des Ergebnisses, und ich denke immer
    noch, dass es angesichts der Umstände auch das einzig Richtige
    wäre.«
    »Warum lässt du nicht die Wähler entscheiden?«, fragte Su
    Ling leise. »Wenn sie dich mit überwältigender Mehrheit
    unterstützen, dann kämpfe weiter. Das wird die Geschworenen
    davon überzeugen, dass du unschuldig bist.«

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    »Das sehe ich genauso«, sagte Tom.
    »Was denken Sie, Jimmy? Schließlich sind Sie mein
    Rechtsbeistand.«
    »In dieser Angelegenheit bin ich nicht objektiv«, gab Jimmy
    zu.
    »Wie Sie wissen, ist der Kandidat der Demokraten mein
    engster Freund, aber wenn ich ihn unter denselben Umständen
    vertreten sollte und ich wüsste, dass er unschuldig ist, würde ich
    ihm raten, am Ball zu bleiben und zu kämpfen.«
    »Tja, vermutlich kann die Öffentlichkeit auch einen Toten
    wählen. Der Himmel weiß, was dann passiert.«
    »Sein Name bleibt auf den Stimmzetteln«, erläuterte Tom,
    »und wenn er die Wahl gewinnt, kann die Partei einen ihm nahe
    stehenden Menschen bitten, ihn zu ersetzen.«
    »Ist das dein Ernst?«, fragte Nat.
    »Aber ja. Ziemlich oft wählen sie die Frau des Toten und ich
    wette, Rebecca Elliot würde nur zu gern seinen Platz
    einnehmen.«
    »Und falls Sie verurteilt würden«, warf Jimmy ein, »könnte
    sich Mrs Elliot einer Menge Sympathiewähler sicher sein.«
    »Haben Sie einen Verteidiger gefunden, der mich vertreten
    kann?«, wollte Nat wissen.
    »Vier«, erwiderte Jimmy und nahm einen dicken Ordner aus
    seinem Aktenkoffer. Er schlug ihn auf. »Zwei aus New York,
    beide von Logan Fitzgerald empfohlen, einer aus Chicago, der
    auch bei Watergate mit von der Partie war, und ein Vierter aus
    Dallas, der in den letzten zehn Jahren nur einen einzigen Fall
    verloren hat und da hatte sein Mandant den Mord auf Video
    aufgezeichnet. Ich werde alle vier im Laufe des Tages anrufen
    und fragen, ob sie frei sind. Das wird ein derart brisanter Fall,
    dass ich wette, sie können sich alle freimachen.«
    »Steht denn niemand aus Connecticut auf dieser Liste?«,

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    fragte Tom. »Das würde den Geschworenen ein besseres Bild
    vermitteln.«
    »Da haben Sie sicher Recht«, sagte Jimmy, »aber der einzige
    Mann, der das nötige Kaliber hat, steht nicht zur Verfügung.«
    »Wer ist es?«, wollte Nat wissen.
    »Der demokratische Kandidat für das Amt des Gouverneurs.«
    Nat lächelte zum ersten Mal. »Er wäre meine erste Wahl.«
    »Er steht mitten im Wahlkampf.«
    »Falls Sie es noch nicht bemerkt haben: der Angeklagte auch«,
    entgegnete Nat. »Seien wir ehrlich, die Wahl findet erst in neun
    Monaten statt. Falls ich sein Gegner werde, dann weiß er
    wenigstens jederzeit, wo ich bin.«
    »Aber …«, fing Jimmy nochmals an.
    »Richten Sie Fletcher Davenport aus, wenn ich der
    republikanische Kandidat werde, ist er meine erste Wahl. Und
    wenden Sie sich an keinen der anderen, solange er nicht
    abgelehnt hat, denn wenn alles stimmt, was ich von diesem
    Mann gehört habe, wird er mich ganz bestimmt vertreten
    wollen.«
    »Wenn das Ihre Anweisungen sind, Mr Cartwright?«
    »Das sind meine Anweisungen, Herr Anwalt.«

    *

    Als die Wahllokale um 20 Uhr schlossen, schlief Nat tief und
    fest in Toms Wagen. Sein Stabschef fuhr ihn nach Hause und
    machte keinen Versuch, ihn zu wecken. Als Nächstes bekam
    Nat mit, wie er im Bett neben Su Ling aufwachte. Sein erster
    Gedanke galt Luke. Su Ling sah ihn an und nahm seine Hand.

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    »Nein«, flüsterte sie.
    »Wie meinst du das? Nein?«, fragte Nat.
    »Ich sehe es in deinen Augen, Liebling. Du fragst dich, ob du
    meinetwegen die Kandidatur zurückziehen sollst, damit wir um
    Luke trauern können, wie es sich gehört. Aber meine Antwort
    lautet nein.«
    »Wir müssen die Beerdigung organisieren und die
    Vorbereitungen für den Gerichtsprozess, ganz zu schweigen von
    dem Prozess selbst.«
    »Und ganz zu schweigen von den endlosen Stunden
    dazwischen, in denen du ins Grübeln geraten wirst und man es
    kaum noch mit dir wird aushalten können. Trotzdem lautet
    meine

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