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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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befragen?«, wandte sich der Richter
    an Fletcher und bereitete sich innerlich auf ein weiteres
    taktisches Manöver vor.
    »Allerdings, Euer Ehren.« Fletcher blieb sitzen und blätterte
    eine Seite seines Notizblockes um. »Detective Petrowski, Sie
    haben dem Gericht gesagt, dass sich die Fingerabdrücke meines
    Mandanten auf der Waffe befanden?«

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    »Nicht nur die Fingerabdrücke, auch ein Handflächenabdruck
    auf dem Griff, wie es im Bericht der Spurensicherung
    nachzulesen ist.«
    »Haben Sie dem Gericht nicht auch gesagt, dass Kriminelle
    Ihrer Erfahrung nach häufig widersprüchliche Beweise
    hinterlassen, um die Polizei zum Narren zu halten?«
    Petrowski nickte, antwortete jedoch nicht.
    »Ja oder nein, Captain?«
    »Ja«, sagte Petrowski.
    »Würden Sie Mr Cartwright als Narren bezeichnen?«
    Petrowski zögerte und versuchte herauszufinden, wozu
    Fletcher ihn verführen wollte. »Nein. Ich halte ihn für einen
    höchst intelligenten Mann.«
    »Ist es ein Zeichen von hoher Intelligenz, wenn man seine
    Fingerabdrücke und einen Handflächenabdruck auf einer
    Mordwaffe hinterlässt?«, fragte Fletcher.
    »Nein, aber Mr Cartwright ist ja kein professioneller
    Verbrecher und er denkt nicht wie ein Krimineller. Amateure
    geraten häufig in Panik und begehen selbst einfachste Fehler.«
    »Beispielsweise
    lassen
    sie
    die
    Waffe
    mit
    ihren
    Fingerabdrücken auf den Boden fallen und rennen aus dem
    Haus, ohne die Tür zu schließen?«
    »Ja. Angesichts der Umstände überrascht mich das nicht.«
    »Sie haben Mr Cartwright mehrere Stunden lang verhört,
    Captain. Halten Sie ihn für einen Mann, der in Panik gerät und
    davonläuft?«
    »Einspruch, Euer Ehren.« Ebden erhob sich. »Wie soll
    Detective Petrowski diese Fragen beantworten können?«
    »Euer Ehren, Detective Petrowski war nur zu gern bereit, seine
    Meinung zu den Gewohnheiten von Amateur- und
    Profikriminellen von sich zu geben. Ich sehe daher nicht ein,
    warum er meine Frage nicht getrost beantworten sollte.«

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    »Abgelehnt, Herr Anwalt. Fahren Sie fort.«
    Fletcher deutete eine Verbeugung vor dem Richter an, stand
    auf, ging zum Zeugenstand und blieb vor dem Detective stehen.
    »Gab es noch andere Fingerabdrücke auf der Waffe?«
    »Ja«, bestätigte Petrowski, der sich von Fletchers Nähe
    offenbar nicht durcheinander bringen ließ. »Es gab Teilabdrücke
    von Mr Elliot, aber das ist nur zu verständlich, da er die Waffe
    ja aus dem Schreibtisch nahm, um sich zu verteidigen.«
    »Aber seine Fingerabdrücke befanden sich auf der Waffe?«
    »Ja.«
    »Haben Sie überprüft, ob sich Schmauchspuren unter seinen
    Fingernägeln befanden?«
    »Nein«, erwiderte Petrowski.
    »Warum nicht?«, wollte Fletcher wissen.
    »Weil man schon sehr lange Arme bräuchte, um sich selbst
    aus einer Entfernung von eineinhalb Metern zu erschießen.« Das
    Publikum brach in Gelächter aus.
    Fletcher wartete, bis wieder Ruhe eingekehrt war, dann sagte
    er: »Aber er könnte die erste Kugel abgegeben haben, die sich in
    die Decke bohrte?«
    »Das könnte auch die zweite Kugel gewesen sein«, hielt
    Petrowski dagegen.
    Fletcher wandte sich vom Zeugenstand ab und ging zu den
    Geschworenen. »Als Sie Mrs Elliot befragten, was trug sie da?«
    »Einen Morgenmantel – sie erklärte, sie habe zum Zeitpunkt
    des ersten Schusses geschlafen.«
    »Ach ja, ich erinnere mich«, sagte Fletcher, dann ging er zum
    Tisch der Verteidigung. Er nahm ein Blatt Papier und las davon
    ab. »Als Mrs Elliot den zweiten Schuss hörte, rannte sie aus dem
    Schlafzimmer zum Treppenkopf.« Petrowski nickte.
    »Bitte beantworten Sie die Frage, Detective. Ja oder nein?«

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    »Ich kann mich nicht an die Frage erinnern.« Petrowski klang
    nervös.
    »Als Mrs Elliot den zweiten Schuss hörte, rannte sie aus dem
    Schlafzimmer zum Treppenkopf.«
    »Ja, das hat sie uns erzählt.«
    »Und dort blieb sie stehen und beobachtete, wie Mr Cartwright
    zur Haustür hinauslief. Ist das korrekt?«, fragte Fletcher, drehte
    sich um und sah Petrowski direkt an.
    »Ja, das ist es.« Petrowski versuchte, ruhig zu bleiben.
    »Detective, Sie haben dem Gericht gesagt, dass sich unter den
    Beamten, die Sie zur Unterstützung riefen, auch ein
    Polizeifotograf befand?«
    »Ja. Bei Fällen wie diesem gehört das dazu. Alle Fotos, die in
    dieser Nacht gemacht wurden, liegen als Beweismittel vor.«
    »In der Tat«, sagte Fletcher, drehte sich zum Tisch um und
    schüttete einen großen Umschlag voller Fotos aus. Er wählte

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