Die Kandidaten
real war oder nur Teil eines Traumes. Ich schaltete
das Licht ein und sah auf die Uhr auf meinem Nachttisch. Es
war kurz nach 2 Uhr und ich erinnere mich, wie überrascht ich
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war, dass Ralph noch nicht ins Bett gekommen war. Dann
glaubte ich Stimmen zu hören, also ging ich zur Tür und öffnete
sie einen Spalt breit. In diesem Moment hörte ich, wie jemand
Ralph anbrüllte. Ich war entsetzt, als mir klar wurde, dass es
sich um Nat Cartwright handelte. Er schrie aus vollem Hals und
drohte meinem Mann erneut, ihn zu töten. Ich schlich mich aus
dem Schlafzimmer bis zum Treppenkopf und da hörte ich den
zweiten Schuss. Einen Augenblick später kam Mr Cartwright
aus dem Arbeitszimmer gerannt, lief durch den Flur, öffnete die
Haustür und verschwand in die Nacht.«
»Sind Sie ihm gefolgt?«
»Nein. Ich war wie versteinert.«
Fletcher machte sich noch eine Notiz, während Rebecca
fortfuhr.
»Ich rannte nach unten, direkt in Ralphs Arbeitszimmer. Ich
fürchtete das Schlimmste. Das Erste, was ich sah, war mein
Mann, der am anderen Ende des Raumes in der Ecke lag. Blut
rann aus seinem Mund. Ich griff sofort zum Telefon auf seinem
Schreibtisch und rief Polizeichef Culver zu Hause an.«
Fletcher blätterte erneut um und schrieb hektisch.
»Ich fürchte, ich habe den Chief geweckt, aber er meinte nur,
er würde so schnell wie möglich vorbeikommen und ich solle
nichts anrühren.«
»Was haben Sie als Nächstes getan?«
»Ich fror urplötzlich und mir wurde übel. Ich dachte schon, ich
würde in Ohnmacht fallen. Ich schwankte in den Flur und brach
auf dem Boden zusammen. Als Nächstes erinnere ich mich, wie
ich in der Ferne eine Polizeisirene hörte. Einige Augenblicke
später kam jemand durch die Haustür gelaufen. Der Polizist
kniete sich neben mich und stellte sich als Detective Petrowski
vor. Einer seiner Beamten machte mir eine Tasse Kaffee und bat
mich, ihm zu beschreiben, was vorgefallen war. Ich erzählte ihm
alles, woran ich mich erinnern konnte, aber ich fürchte, meine
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Worte waren nicht sehr zusammenhängend. Ich weiß noch, dass
ich auf Ralphs Arbeitszimmer zeigte.«
»Können Sie sich erinnern, was als Nächstes geschah?«
»Ja. Ein paar Minuten später hörte ich eine weitere Sirene und
dann kam der Polizeichef herein. Mr Culver verbrachte viel Zeit
mit Detective Petrowski im Arbeitszimmer meines Mannes,
dann kehrte er zurück und bat mich, meine Geschichte noch
einmal zu erzählen. Anschließend blieb er nicht mehr lange,
aber ich sah, dass er sich angeregt mit dem Detective unterhielt,
bevor er ging. Erst am nächsten Morgen fand ich heraus, dass
man Mr Cartwright verhaftet und des Mordes an meinem
Ehemann angeklagt hatte.« Rebecca brach in Tränen aus.
»Tränen auf Knopfdruck«, sagte Fletcher, während der
Chefankläger ein Taschentuch aus seiner Jackentasche zog und
es Mrs Elliot reichte. »Ich frage mich, wie lange sie das geprobt
haben?«, fügte Fletcher hinzu und sah zu den Geschworenen. Er
bemerkte, dass eine Frau in der zweiten Reihe ebenfalls lautlos
weinte.
»Es tut mir Leid, dass ich Ihnen solche Qualen bereiten muss,
Mrs Elliot.« Ebden schwieg. »Soll ich das Gericht um eine
Pause bitten, damit Sie sich wieder etwas fangen können?«
Fletcher hätte Einspruch erhoben, aber er wusste bereits, wie
ihre Antwort lauten würde, weil sie sich so offensichtlich an ein
bewährtes Drehbuch hielten.
»Nein, es geht schon«, sagte Rebecca. »Und ich möchte das
Ganze auch hinter mich bringen.«
»Ja, natürlich, Mrs Elliot.« Ebden sah zum Richter auf. »Ich
habe keine weiteren Fragen an die Zeugin, Euer Ehren.«
»Danke, Mr Ebden«, sagte der Richter. »Ihre Zeugin, Mr
Davenport.«
»Danke, Euer Ehren.« Fletcher zog eine Stoppuhr aus seiner
Jackentasche und legte sie vor sich auf den Tisch. Er erhob sich
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langsam und spürte dabei die Blicke aller Anwesenden auf
seinem Hinterkopf. Wie konnte er auch nur daran denken, diese
hilflose, engelhafte Frau ins Kreuzverhör zu nehmen? Er ging
zum Zeugenstand und sagte eine Weile gar nichts. »Ich will
versuchen, Sie nicht länger als nötig aufzuhalten, Mrs Elliot.
Wir wissen ja alle, welche Qualen Sie bereits durchlitten
haben.« Fletcher sprach mit sanfter Stimme. »Aber ich muss
Ihnen eine oder zwei Fragen stellen, denn meinem Mandanten
droht die Todesstrafe und das fast ausschließlich aufgrund Ihrer
Zeugenaussage.«
»Ja, natürlich.« Rebecca versuchte, tapfer zu
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