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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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real war oder nur Teil eines Traumes. Ich schaltete
    das Licht ein und sah auf die Uhr auf meinem Nachttisch. Es
    war kurz nach 2 Uhr und ich erinnere mich, wie überrascht ich

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    war, dass Ralph noch nicht ins Bett gekommen war. Dann
    glaubte ich Stimmen zu hören, also ging ich zur Tür und öffnete
    sie einen Spalt breit. In diesem Moment hörte ich, wie jemand
    Ralph anbrüllte. Ich war entsetzt, als mir klar wurde, dass es
    sich um Nat Cartwright handelte. Er schrie aus vollem Hals und
    drohte meinem Mann erneut, ihn zu töten. Ich schlich mich aus
    dem Schlafzimmer bis zum Treppenkopf und da hörte ich den
    zweiten Schuss. Einen Augenblick später kam Mr Cartwright
    aus dem Arbeitszimmer gerannt, lief durch den Flur, öffnete die
    Haustür und verschwand in die Nacht.«
    »Sind Sie ihm gefolgt?«
    »Nein. Ich war wie versteinert.«
    Fletcher machte sich noch eine Notiz, während Rebecca
    fortfuhr.
    »Ich rannte nach unten, direkt in Ralphs Arbeitszimmer. Ich
    fürchtete das Schlimmste. Das Erste, was ich sah, war mein
    Mann, der am anderen Ende des Raumes in der Ecke lag. Blut
    rann aus seinem Mund. Ich griff sofort zum Telefon auf seinem
    Schreibtisch und rief Polizeichef Culver zu Hause an.«
    Fletcher blätterte erneut um und schrieb hektisch.
    »Ich fürchte, ich habe den Chief geweckt, aber er meinte nur,
    er würde so schnell wie möglich vorbeikommen und ich solle
    nichts anrühren.«
    »Was haben Sie als Nächstes getan?«
    »Ich fror urplötzlich und mir wurde übel. Ich dachte schon, ich
    würde in Ohnmacht fallen. Ich schwankte in den Flur und brach
    auf dem Boden zusammen. Als Nächstes erinnere ich mich, wie
    ich in der Ferne eine Polizeisirene hörte. Einige Augenblicke
    später kam jemand durch die Haustür gelaufen. Der Polizist
    kniete sich neben mich und stellte sich als Detective Petrowski
    vor. Einer seiner Beamten machte mir eine Tasse Kaffee und bat
    mich, ihm zu beschreiben, was vorgefallen war. Ich erzählte ihm
    alles, woran ich mich erinnern konnte, aber ich fürchte, meine

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    Worte waren nicht sehr zusammenhängend. Ich weiß noch, dass
    ich auf Ralphs Arbeitszimmer zeigte.«
    »Können Sie sich erinnern, was als Nächstes geschah?«
    »Ja. Ein paar Minuten später hörte ich eine weitere Sirene und
    dann kam der Polizeichef herein. Mr Culver verbrachte viel Zeit
    mit Detective Petrowski im Arbeitszimmer meines Mannes,
    dann kehrte er zurück und bat mich, meine Geschichte noch
    einmal zu erzählen. Anschließend blieb er nicht mehr lange,
    aber ich sah, dass er sich angeregt mit dem Detective unterhielt,
    bevor er ging. Erst am nächsten Morgen fand ich heraus, dass
    man Mr Cartwright verhaftet und des Mordes an meinem
    Ehemann angeklagt hatte.« Rebecca brach in Tränen aus.
    »Tränen auf Knopfdruck«, sagte Fletcher, während der
    Chefankläger ein Taschentuch aus seiner Jackentasche zog und
    es Mrs Elliot reichte. »Ich frage mich, wie lange sie das geprobt
    haben?«, fügte Fletcher hinzu und sah zu den Geschworenen. Er
    bemerkte, dass eine Frau in der zweiten Reihe ebenfalls lautlos
    weinte.
    »Es tut mir Leid, dass ich Ihnen solche Qualen bereiten muss,
    Mrs Elliot.« Ebden schwieg. »Soll ich das Gericht um eine
    Pause bitten, damit Sie sich wieder etwas fangen können?«
    Fletcher hätte Einspruch erhoben, aber er wusste bereits, wie
    ihre Antwort lauten würde, weil sie sich so offensichtlich an ein
    bewährtes Drehbuch hielten.
    »Nein, es geht schon«, sagte Rebecca. »Und ich möchte das
    Ganze auch hinter mich bringen.«
    »Ja, natürlich, Mrs Elliot.« Ebden sah zum Richter auf. »Ich
    habe keine weiteren Fragen an die Zeugin, Euer Ehren.«
    »Danke, Mr Ebden«, sagte der Richter. »Ihre Zeugin, Mr
    Davenport.«
    »Danke, Euer Ehren.« Fletcher zog eine Stoppuhr aus seiner
    Jackentasche und legte sie vor sich auf den Tisch. Er erhob sich

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    langsam und spürte dabei die Blicke aller Anwesenden auf
    seinem Hinterkopf. Wie konnte er auch nur daran denken, diese
    hilflose, engelhafte Frau ins Kreuzverhör zu nehmen? Er ging
    zum Zeugenstand und sagte eine Weile gar nichts. »Ich will
    versuchen, Sie nicht länger als nötig aufzuhalten, Mrs Elliot.
    Wir wissen ja alle, welche Qualen Sie bereits durchlitten
    haben.« Fletcher sprach mit sanfter Stimme. »Aber ich muss
    Ihnen eine oder zwei Fragen stellen, denn meinem Mandanten
    droht die Todesstrafe und das fast ausschließlich aufgrund Ihrer
    Zeugenaussage.«
    »Ja, natürlich.« Rebecca versuchte, tapfer zu

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