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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Lächeln nicht. »Erstens möchte ich wissen,
    wie viel Zeit zwischen dem Anruf von Mrs Elliot und dem
    Zeitpunkt, als Sie Mr Cartwright verhafteten, verging.«
    Die Finger des Polizeichefs zuckten erneut, während er über
    diese Frage nachdachte. »Zwei Stunden, allerhöchstens
    zweieinhalb Stunden«, erwiderte er schließlich.
    »Als Sie bei Mr Cartwrights Haus ankamen, was trug er da?«
    »Das habe ich dem Gericht bereits gesagt – er trug dieselben
    Sachen wie bei der Fernsehsendung.«
    »Dann hat er die Tür also nicht im Pyjama und Morgenmantel
    geöffnet, als ob er gerade dem Bett entstiegen wäre?«
    »Nein, hat er nicht«, antwortete der Polizeichef verdutzt.
    »Finden Sie nicht, dass sich ein Mann, der um 2 Uhr nachts
    einen Mord begangen hat, ausziehen und ins Bett legen würde,
    damit er, wenn die Polizei plötzlich an seiner Tür klopft,
    wenigstens den Eindruck vermitteln kann, geschlafen zu
    haben?«
    Der Polizeichef runzelte die Stirn. »Er tröstete seine Frau.«
    »Ich verstehe«, sagte Fletcher. »Der Mörder tröstete seine
    Frau. Chief, als Sie Mr Cartwright verhafteten, hat er da eine
    Aussage gemacht?«
    »Nein«, erwiderte der Polizeichef. »Er wollte zuerst mit
    seinem Anwalt sprechen.«
    »Hat er in dieser Nacht überhaupt etwas gesagt, das Sie Ihrem
    zuverlässigen Notizbuch anvertrauten?«
    »Ja.« Der Polizeichef schlug einige Seiten des Notizbuches
    zurück, dann betrachtete er gewissenhaft einen Eintrag. »Ja«,

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    wiederholte er lächelnd. »Cartwright sagte, ›Er war noch am
    Leben, als ich ihn verließ‹.«
    »Er war noch am Leben, als ich ihn verließ«, wiederholte
    Fletcher.
    »Kaum die Worte eines Mannes, der die Tatsache zu
    verbergen versucht, dass er überhaupt dort war. Er zieht sich
    nicht aus, er geht nicht zu Bett und er gibt offen zu, dass er noch
    vor kurzem in Elliots Haus war.« Der Polizeichef sagte nichts.
    »Haben Sie seine Fingerabdrücke genommen, nachdem er Sie
    auf das Revier begleitet hatte?«
    »Ja, natürlich.«
    »Haben Sie noch andere Tests durchgeführt?«, fragte Fletcher.
    »An was denken Sie da?«, wollte der Polizeichef wissen.
    »Spielen Sie keine Spielchen mit mir«, warnte Fletcher und
    seine Stimme zeigte eine leichte Gereiztheit. »Haben Sie noch
    andere Tests durchgeführt?«
    »Ja«, räumte der Polizeichef ein. »Wir haben unter seinen
    Fingernägeln nachgesehen, ob es Schmauchspuren gab.«
    »Und gab es Hinweise auf Schmauchspuren bei Mr
    Cartwright?«, fragte Fletcher in einem etwas versöhnlicheren
    Tonfall.
    Der
    Polizeichef
    zögerte.
    »Wir
    fanden
    keinerlei
    Schmauchspuren an seinen Händen oder unter seinen
    Fingernägeln.«
    »Es gab keinerlei Schmauchspuren auf seinen Händen oder
    unter seinen Fingernägeln«, wiederholte Fletcher an die
    Geschworenen gewandt.
    »Ja schon, aber er hatte auch zwei Stunden Zeit, um seine
    Hände zu waschen und sich die Nägel zu polieren.«
    »Das hatte er in der Tat, Chief, und er hatte auch zwei Stunden
    Zeit, um sich auszuziehen, zu Bett zu gehen, alle Lichter im
    Haus auszuschalten und sich einen etwas überzeugenderen Satz

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    auszudenken als ›Er war noch am Leben, als ich ihn verließ‹.«
    Fletchers Blick blieb auf die Geschworenen gerichtet. Erneut
    schwieg der Polizeichef.
    »Meine letzte Frage, Mr Culver, nagt an mir, seit ich diesen
    Fall übernommen habe, besonders wenn ich an Ihre
    sechsunddreißig Jahre Erfahrung denke, davon vierzehn als
    Polizeichef.« Er wandte sich wieder an Culver. »Ist Ihnen je in
    den Sinn gekommen, dass jemand anderer das Verbrechen
    begangen haben könnte?«
    »Es gab kein Anzeichen, dass außer Mr Cartwright noch
    jemand das Haus betreten hat.«
    »Aber es war bereits jemand im Haus.«
    »Und es gab absolut keinen Hinweis darauf, dass Mrs Elliot
    etwas damit zu tun haben könnte.«
    »Absolut keinen Hinweis?«, wiederholte Fletcher. »Ich hoffe
    sehr, Chief, dass Sie trotz Ihres geschäftigen Alltags noch die
    Zeit finden werden, dem Kreuzverhör von Mrs Elliot
    beizuwohnen, wenn die Geschworenen entscheiden, ob es
    wirklich absolut keinen Hinweis darauf gab, dass sie
    möglicherweise das Verbrechen begangen haben könnte.« Im
    Gerichtssaal brach ein Tumult aus und alle redeten gleichzeitig.
    Der Staatsanwalt sprang auf die Füße. »Einspruch, Euer
    Ehren«, rief er mit scharfer Stimme. »Nicht Mrs Elliot steht hier
    unter Anklage.«
    Aber in dem Lärm war er nicht zu hören. Der Richter schlug
    heftig mit dem Hammer auf, während Fletcher

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