Die Kandidaten
Hammer die Ordnung wiederhergestellt
hatte.
»Nein, nein«, widersprach Rebecca. »Aufgrund der Art und
Weise, wie er Ralph anschrie, war ich sicher, dass Nat den
ersten Schuss abgegeben hatte.«
»Dann frage ich Sie erneut, warum Sie die Polizei nicht sofort
angerufen haben.« Fletcher drehte sich zu ihr um. »Warum
haben Sie drei oder vier Minuten gewartet, bis Sie dann den
zweiten Schuss hörten?«
»Es geschah alles so schnell, ich hatte einfach keine Zeit.«
»Was ist Ihr Lieblingsroman, Mrs Elliot?«, fragte Fletcher
leise.
»Einspruch, Euer Ehren. Inwiefern sollte das relevant sein?«
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»Abgelehnt, Mr Ebden. Ich habe das Gefühl, das werden wir
gleich herausfinden.«
»Das werden Sie wirklich, Euer Ehren«, sagte Fletcher, ohne
den Blick von der Zeugin abzuwenden. »Mrs Elliot, lassen Sie
mich Ihnen versichern, dass es sich hier nicht um eine Falle
handelt. Ich möchte nur, dass Sie dem Gericht den Titel Ihres
Lieblingsbuches nennen.«
»Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich ein Lieblingsbuch habe«,
erwiderte sie. »Aber mein Lieblingsautor ist Hemingway.«
»Meiner auch.« Fletcher holte die Stoppuhr aus seiner
Jackentasche. Er wandte sich an den Richter und fragte: »Euer
Ehren, bekomme ich Ihre Erlaubnis, den Gerichtssaal kurz zu
verlassen?«
»Zu welchem Zweck, Mr Davenport?«
»Um zu beweisen, dass mein Mandant nicht den ersten Schuss
abgab.«
Der Richter nickte. »Aber nur kurz, Mr Davenport.«
Fletcher aktivierte die Stoppuhr, steckte sie wieder in seine
Jackentasche, ging den Gang entlang durch den vollen
Gerichtssaal und marschierte durch die Tür hinaus. »Euer
Ehren«, rief Ebden und sprang auf, »ich muss Einspruch
einlegen. Mr Davenport verwandelt diese Verhandlung in eine
Zirkusnummer.«
»Falls dem so sein sollte, Mr Ebden, werde ich Mr Davenport
bei seiner Rückkehr eine Rüge erteilen.«
»Aber Euer Ehren, ist dieses Verhalten fair gegenüber meiner
Zeugin?«
»Ich denke schon, Mr Ebden. Wie Mr Davenport dem Gericht
in Erinnerung rief, sieht sich sein Mandant nur aufgrund der
Aussage Ihrer Hauptzeugin der Todesstrafe gegenüber.«
Der Chefankläger setzte sich wieder und beriet sich mit
seinem Team, während das Publikum hinter ihm zu reden
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begann. Der Richter trommelte mit den Fingern und sah
gelegentlich auf die Uhr an der Wand über dem Eingang.
Schließlich erhob sich Richard Ebden erneut und der Richter
stellte die Ordnung wieder her. »Euer Ehren, ich beantrage, dass
Mrs Elliot aus dem Zeugenstand entlassen wird. Der Verteidiger
ist nicht länger in der Lage, sein Kreuzverhör durchzuführen, da
er den Gerichtssaal ohne Erklärung verlassen hat.«
»Ich werde Ihrer Bitte nachkommen, Mr Ebden« – der
Staatsanwalt strahlte erfreut auf –, »sollte Mr Davenport nicht in
weniger als vier Minuten zurückkehren.« Richter Kravats
lächelte Chefankläger Ebden an. Er ging davon aus, dass sie
beide die Bedeutung seiner Entscheidung erkannt hatten.
»Euer Ehren, ich muss …«, fing der Staatsanwalt erneut an,
aber er wurde unterbrochen, als die Türen des Gerichtssaals
aufflogen und Fletcher den Gang entlangkam. Er ging zum
Zeugenstand und reichte Mrs Elliot eine Ausgabe von Wem die
Stunde schlägt, bevor er sich an den Richter wandte.
»Euer Ehren, würde das Gericht unparteiisch festhalten, wie
lange ich abwesend war?«, bat er und reichte dem Richter die
Stoppuhr.
Richter Kravats drückte den Stopper, sah auf die Uhr und
sagte:
»Drei Minuten und neunundvierzig Sekunden.«
Fletcher richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Frau im
Zeugenstand. »Mrs Elliot, ich hatte genug Zeit, um das
Gerichtsgebäude zu verlassen, in die öffentliche Bibliothek auf
der anderen Straßenseite zu gehen, das Regal mit den
Hemingwaybüchern zu suchen, mit meinem Bibliotheksausweis
ein Buch auszuleihen und trotzdem noch elf Sekunden zu früh
wieder im Gerichtssaal zu sein. Aber Sie hatten nicht genug
Zeit, um quer durch Ihr Schlafzimmer zu gehen, den Notruf zu
wählen und Hilfe anzufordern, als Sie glaubten, Ihr Ehemann
befinde sich in tödlicher Gefahr. Sie taten es deshalb nicht, weil
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Sie wussten, dass Ihr Ehemann den ersten Schuss abgegeben
hatte, und Sie fürchteten sich vor dem, was er getan haben
mochte.«
»Selbst, wenn ich das geglaubt hätte«, erwiderte Rebecca, die
allmählich ihre Haltung verlor, »kommt es doch nur auf die
zweite Kugel an, diejenige, die Ralph tötete. Vielleicht haben
Sie
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