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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Mann ermordet«, rief Mrs Elliot und erhob
    zum ersten Mal ihre Stimme.
    »Es müssen noch ein paar Fragen beantwortet werden, bevor
    ich darauf zu sprechen komme, wer Ihren Mann getötet hat, Mrs
    Elliot. Lassen Sie mich zuerst zu den Ereignissen jenes Abends
    zurückkehren. Nachdem Sie eine Fernsehsendung gesehen
    haben, an die Sie sich nicht erinnern können, und mit Ihrem
    Mann zu Abend gegessen haben, wobei Sie ausführlich über
    Punkte sprachen, an die Sie sich nicht erinnern können, gingen
    Sie zu Bett, während sich Ihr Mann in sein Arbeitszimmer
    begab, um an seiner Dankesrede zu arbeiten.«
    »Ja, genau so ist es gewesen.« Rebecca starrte Fletcher trotzig
    an.
    »Er lag doch in den Umfrageergebnissen deutlich zurück,
    warum sollte er da Zeit auf eine Dankesrede verschwenden, die
    er nie würde halten können?«
    »Er war immer noch davon überzeugt, gewinnen zu können,
    besonders nach Mr Cartwrights Ausbruch und …«
    »Und?«, wiederholte Fletcher auffordernd, aber Rebecca blieb
    stumm. »Dann wussten Sie beide vielleicht etwas, was der Rest
    von uns nicht wusste«, sagte Fletcher. »Aber dazu komme ich
    gleich. Sie sagten, Sie seien gegen Mitternacht zu Bett
    gegangen?«
    »Ja,« bestätigte Rebecca und klang schon weniger trotzig.
    »Als Sie von einem Schuss geweckt wurden, sahen Sie auf der
    Uhr auf Ihrem Nachttisch nach, wie spät es war?«
    »Ja. Es war kurz nach 2 Uhr.«
    »Dann tragen Sie im Bett also keine Armbanduhr?«
    »Nein. Ich schließe meinen gesamten Schmuck über Nacht in
    einen kleinen Safe, den Ralph im Schlafzimmer einbauen ließ.
    Es gab vor kurzem ziemlich viele Einbrüche in unserer
    Gegend.«

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    »Wie vernünftig von ihm. Und Sie denken immer noch, dass
    der erste Schuss Sie geweckt hat?«
    »Ja. Da bin ich mir sicher.«
    »Wie viel Zeit ist zwischen dem ersten und dem zweiten
    Schuss verstrichen, Mrs Elliot?« Rebecca antwortete nicht
    sofort. »Nehmen Sie sich Zeit, Mrs Elliot. Ich möchte nicht,
    dass Sie einen Fehler machen und Ihre Aussage, wie so oft,
    später korrigiert werden muss.«
    »Einspruch, Euer Ehren, meine Zeugin ist nicht …«
    »Ja, ja, Mr Ebden, stattgegeben. Die letzte Bemerkung wird
    aus dem Protokoll gestrichen.« Der Richter wandte sich an
    Fletcher und wiederholte: »Halten Sie sich an Ihre Aufgabe, Mr
    Davenport.«
    »Ich will es versuchen, Euer Ehren«, sagte Fletcher, aber sein
    Blick ruhte unverrückt auf den Geschworenen, um
    sicherzustellen, dass ihnen dieser Satz im Gedächtnis blieb.
    »Hatten Sie genug Zeit, um über Ihre Antwort nachzudenken,
    Mrs Elliot?« Wieder wartete er einen Moment, bevor er
    wiederholte: »Wie viel Zeit ist zwischen dem ersten und dem
    zweiten Schuss verstrichen?«
    »Drei, vielleicht vier Minuten«, sagte sie.
    Fletcher lächelte den Chefankläger an, ging zu seinem Tisch,
    nahm die Stoppuhr zur Hand und steckte sie in seine
    Jackentasche. »Warum haben Sie nicht sofort die Polizei
    gerufen, als Sie den ersten Schuss hörten, Mrs Elliot? Warum
    haben Sie drei oder vier Minuten auf den zweiten Schuss
    gewartet?«
    »Anfangs war ich ja gar nicht so sicher, ob ich den Schuss
    wirklich gehört hatte. Vergessen Sie nicht, ich hatte bereits
    geschlafen.«
    »Aber dann haben Sie die Schlafzimmertür geöffnet und
    hörten voller Entsetzen, wie Mr Cartwright Ihren Ehemann

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    anbrüllte und drohte, ihn zu töten. Da müssen Sie doch geglaubt
    haben, dass sich Ralph in beträchtlicher Gefahr befand. Warum
    haben Sie nicht sofort die Tür verschlossen und die Polizei vom
    Schlafzimmer aus angerufen?« Rebecca sah zu Richard Ebden.
    »Nein, Mrs Elliot, Mr Ebden kann Ihnen diesmal nicht helfen,
    weil er die Frage nicht vorausgesehen hat«, sagte Fletcher.
    »Aber um fair zu sein, ist das nicht sein Fehler, denn Sie haben
    ihm nur die halbe Geschichte erzählt.«
    »Einspruch!« Ebden sprang auf die Füße.
    »Stattgegeben«, sagte der Richter. »Mr Davenport,
    beschränken Sie sich darauf, Mrs Elliot zu befragen, und geben
    Sie hier keine Meinungsäußerungen zum Besten. Wir sind hier
    in einem Gericht, nicht im Sitzungssaal des Senats.«
    »Ich entschuldige mich, Euer Ehren, aber in diesem Fall kenne
    ich die Antwort. Sehen Sie, der Grund, warum Mrs Elliot die
    Polizei nicht sofort rief, war der, dass sie fürchtete, ihr Mann
    könne den ersten Schuss abgegeben haben.«
    »Einspruch!«, brüllte Ebden und sprang auf. Mehrere Leute im
    Publikum redeten gleichzeitig. Es dauerte eine Weile, bevor der
    Richter mit seinem

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