Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
Vom Netzwerk:
Schwester extra für den
    Redewettstreit nach New Haven fährt.«
    »Meinst du das im Ernst?«, fragte Fletcher.
    »Und wenn ihr kommt, dann bitte Annie, nicht allzu lange
    herumzuhängen, denn Joanna und ich liegen um zehn gern brav
    im Bett.«

    120
    *

    Als Nat Rebeccas handschriftliche Notiz erhielt, rannte er quer
    über den Campus auf sein Zimmer und fragte sich, was um alles
    in der Welt so dringend war.
    Als er sein Zimmer betrat, wandte sie sich bei seinem Versuch,
    sie zu küssen, ab und schloss ohne Erklärung die Tür. Nat setzte
    sich ans Fenster, während Rebecca sich am Fußende des Bettes
    niederließ.
    »Nat, ich muss dir etwas sagen, dem ich die letzten Tage aus
    dem Weg gegangen bin.« Nat nickte nur, denn er sah, wie
    schwer es Rebecca fiel, die Worte auszusprechen. Das darauf
    folgende Schweigen schien ihm unendlich lange.
    »Nat, ich weiß, du wirst mich dafür hassen.«
    »Ich bin nicht fähig, dich zu hassen«, sagte Nat und sah ihr
    direkt in die Augen.
    Sie erwiderte seinen Blick, senkte dann jedoch den Kopf. »Ich
    bin nicht sicher, ob du der Vater bist.«
    Nat hielt sich am Stuhl fest. »Wie kann das sein?«, fragte er
    schließlich.
    »An dem Wochenende, als du für den Querfeldeinlauf zur
    Penn gefahren bist, ging ich auf eine Party und ich fürchte, ich
    habe etwas zu viel getrunken.« Sie schwieg erneut. »Ralph
    Elliot schloss sich uns an und danach kann ich mich nicht mehr
    an viel erinnern, außer dass ich am nächsten Morgen aufwachte
    und er neben mir schlief.«
    Jetzt schwieg Nat für lange Zeit. »Hast du ihm gesagt, dass du
    schwanger bist?«
    »Nein«, erwiderte sie. »Wozu auch? Er hat seitdem kaum ein
    Wort mit mir gewechselt.«
    »Ich bringe diesen Schweinehund um.« Nat stand auf.

    121
    »Das wird auch nicht helfen«, meinte Rebecca ruhig.
    »Es ändert nichts.« Nat ging auf sie zu und nahm sie in den
    Arm.
    »Ich will dich immer noch heiraten. Es ist doch viel
    wahrscheinlicher, dass es mein Kind ist.«
    »Aber du könntest niemals sicher sein«, warf Rebecca ein.
    »Das ist kein Problem für mich.«
    »Aber für mich ist es ein Problem«, erwiderte Rebecca. »Es
    gibt nämlich noch etwas, das ich dir nicht gesagt habe …«

    *

    In dem Augenblick, als Fletcher die bis auf den letzten Platz
    gefüllte Woolsey Hall betrat, bedauerte er, nicht auf Jimmys Rat
    gehört zu haben. Er setzte sich neben Tom Russell, der ihn mit
    einem freundlichen Lächeln begrüßte, auf die Bank, während
    eintausend Studenten sangen: »Hey, hey, LBJ, wie viele Kinder
    hast du heute schon gekillt?«
    Fletcher sah zu seinem Gegner auf, der sich erhob, um das
    Rededuell zu eröffnen. Tom wurde von der Menschenmenge mit
    Hochrufen begrüßt, noch bevor er den Mund geöffnet hatte. Zu
    Fletchers Überraschung wirkte Tom ebenso nervös wie er.
    Schweißperlen tauchten auf seiner Stirn auf.
    Die Menge verstummte, als Tom zu reden begann, aber schon
    nach zwei Wörtern erklangen Buh-Rufe. »Lyndon Johnson.« Er
    wartete.
    »Lyndon Johnson hat uns erklärt, dass es Amerikas Pflicht ist,
    die Nordvietnamesen zu besiegen und die Welt vor dem
    schleichenden Kommunismus zu retten. Ich sage, es ist die

    122
    Pflicht des Präsidenten, das Leben keines einzigen Amerikaners
    auf dem Altar einer Doktrin zu opfern, die sich im Lauf der Zeit
    selbst zunichte machen wird.«
    Wieder tobte die Menge, diesmal vor Jubel, und es dauerte fast
    eine Minute, bevor Tom fortfahren konnte. Der Rest seiner Rede
    wurde von so vielen Beifallsbekundungen unterbrochen, dass er
    kaum die Hälfte seiner Rede abliefern konnte, bevor die ihm
    zustehende Zeit abgelaufen war.
    Die Jubelrufe verwandelten sich in dem Moment in Buh-Rufe,
    als sich Fletcher von seinem Platz erhob. Er hatte bereits
    beschlossen, dass dies seine letzte öffentliche Rede sein würde.
    Er wartete auf eine Stille, die nicht eintreten wollte, und als
    jemand rief »Fang schon an«, sprach er seine ersten
    stammelnden Worte.
    »Die Griechen, die Römer und die Briten waren, alle zu ihrer
    Zeit, die Führer der Welt«, fing Fletcher an.
    »Das ist kein Grund, warum wir das auch sein sollten!«,
    brüllte jemand aus den hinteren Reihen.
    »Nach dem Zusammenbruch des britischen Empire in der
    Folge des Zweiten Weltkrieges«, fuhr Fletcher fort, »wurde
    diese Verantwortung an die Vereinigten Staaten weitergereicht.
    An die größte Nation auf Erden.« Schwacher Applaus kam auf.
    »Wir können uns natürlich zurücklehnen und erklären, dass wir
    dieser

Weitere Kostenlose Bücher