Die Kandidaten
Schwester extra für den
Redewettstreit nach New Haven fährt.«
»Meinst du das im Ernst?«, fragte Fletcher.
»Und wenn ihr kommt, dann bitte Annie, nicht allzu lange
herumzuhängen, denn Joanna und ich liegen um zehn gern brav
im Bett.«
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*
Als Nat Rebeccas handschriftliche Notiz erhielt, rannte er quer
über den Campus auf sein Zimmer und fragte sich, was um alles
in der Welt so dringend war.
Als er sein Zimmer betrat, wandte sie sich bei seinem Versuch,
sie zu küssen, ab und schloss ohne Erklärung die Tür. Nat setzte
sich ans Fenster, während Rebecca sich am Fußende des Bettes
niederließ.
»Nat, ich muss dir etwas sagen, dem ich die letzten Tage aus
dem Weg gegangen bin.« Nat nickte nur, denn er sah, wie
schwer es Rebecca fiel, die Worte auszusprechen. Das darauf
folgende Schweigen schien ihm unendlich lange.
»Nat, ich weiß, du wirst mich dafür hassen.«
»Ich bin nicht fähig, dich zu hassen«, sagte Nat und sah ihr
direkt in die Augen.
Sie erwiderte seinen Blick, senkte dann jedoch den Kopf. »Ich
bin nicht sicher, ob du der Vater bist.«
Nat hielt sich am Stuhl fest. »Wie kann das sein?«, fragte er
schließlich.
»An dem Wochenende, als du für den Querfeldeinlauf zur
Penn gefahren bist, ging ich auf eine Party und ich fürchte, ich
habe etwas zu viel getrunken.« Sie schwieg erneut. »Ralph
Elliot schloss sich uns an und danach kann ich mich nicht mehr
an viel erinnern, außer dass ich am nächsten Morgen aufwachte
und er neben mir schlief.«
Jetzt schwieg Nat für lange Zeit. »Hast du ihm gesagt, dass du
schwanger bist?«
»Nein«, erwiderte sie. »Wozu auch? Er hat seitdem kaum ein
Wort mit mir gewechselt.«
»Ich bringe diesen Schweinehund um.« Nat stand auf.
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»Das wird auch nicht helfen«, meinte Rebecca ruhig.
»Es ändert nichts.« Nat ging auf sie zu und nahm sie in den
Arm.
»Ich will dich immer noch heiraten. Es ist doch viel
wahrscheinlicher, dass es mein Kind ist.«
»Aber du könntest niemals sicher sein«, warf Rebecca ein.
»Das ist kein Problem für mich.«
»Aber für mich ist es ein Problem«, erwiderte Rebecca. »Es
gibt nämlich noch etwas, das ich dir nicht gesagt habe …«
*
In dem Augenblick, als Fletcher die bis auf den letzten Platz
gefüllte Woolsey Hall betrat, bedauerte er, nicht auf Jimmys Rat
gehört zu haben. Er setzte sich neben Tom Russell, der ihn mit
einem freundlichen Lächeln begrüßte, auf die Bank, während
eintausend Studenten sangen: »Hey, hey, LBJ, wie viele Kinder
hast du heute schon gekillt?«
Fletcher sah zu seinem Gegner auf, der sich erhob, um das
Rededuell zu eröffnen. Tom wurde von der Menschenmenge mit
Hochrufen begrüßt, noch bevor er den Mund geöffnet hatte. Zu
Fletchers Überraschung wirkte Tom ebenso nervös wie er.
Schweißperlen tauchten auf seiner Stirn auf.
Die Menge verstummte, als Tom zu reden begann, aber schon
nach zwei Wörtern erklangen Buh-Rufe. »Lyndon Johnson.« Er
wartete.
»Lyndon Johnson hat uns erklärt, dass es Amerikas Pflicht ist,
die Nordvietnamesen zu besiegen und die Welt vor dem
schleichenden Kommunismus zu retten. Ich sage, es ist die
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Pflicht des Präsidenten, das Leben keines einzigen Amerikaners
auf dem Altar einer Doktrin zu opfern, die sich im Lauf der Zeit
selbst zunichte machen wird.«
Wieder tobte die Menge, diesmal vor Jubel, und es dauerte fast
eine Minute, bevor Tom fortfahren konnte. Der Rest seiner Rede
wurde von so vielen Beifallsbekundungen unterbrochen, dass er
kaum die Hälfte seiner Rede abliefern konnte, bevor die ihm
zustehende Zeit abgelaufen war.
Die Jubelrufe verwandelten sich in dem Moment in Buh-Rufe,
als sich Fletcher von seinem Platz erhob. Er hatte bereits
beschlossen, dass dies seine letzte öffentliche Rede sein würde.
Er wartete auf eine Stille, die nicht eintreten wollte, und als
jemand rief »Fang schon an«, sprach er seine ersten
stammelnden Worte.
»Die Griechen, die Römer und die Briten waren, alle zu ihrer
Zeit, die Führer der Welt«, fing Fletcher an.
»Das ist kein Grund, warum wir das auch sein sollten!«,
brüllte jemand aus den hinteren Reihen.
»Nach dem Zusammenbruch des britischen Empire in der
Folge des Zweiten Weltkrieges«, fuhr Fletcher fort, »wurde
diese Verantwortung an die Vereinigten Staaten weitergereicht.
An die größte Nation auf Erden.« Schwacher Applaus kam auf.
»Wir können uns natürlich zurücklehnen und erklären, dass wir
dieser
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