Die Kandidaten
ersten
Augenblick an und ihre Enttäuschung, dass Nat nicht sofort
einen Platz in Yale bekommen hatte, wurde gelindert, weil sie
ihren Sohn zum ersten Mal in seinem Leben so entspannt sahen.
Die Eröffnungsvorlesung in der Buckley Hall befasste sich mit
der amerikanischen Literatur und wurde von Professor Hayman
gehalten. Während der Sommerferien hatten Nat und Rebecca
sämtliche Autoren auf der Lektüreliste gelesen – James,
Faulkner, Hemingway, Fitzgerald und Bellow – und dann in
allen Einzelheiten über Washington Square, Die Früchte des
Zorns, Wem die Stunde schlägt, Der große Gatsby und Herzog
diskutiert. Als sie nun an diesem Dienstagmorgen ihre Plätze im
Vorlesungssaal einnahmen, waren beide zuversichtlich, gut
vorbereitet zu sein. Innerhalb der wenigen Minuten, in denen
Professor Hayman seine Eröffnungssalve auf sie abschoss,
wurde beiden klar, dass sie wenig mehr getan hatten, als die
Bücher zu lesen. Sie hatten weder die unterschiedlichen
Einflüsse, die Geburt, Erziehung, Ausbildung, Religion oder
bloße Umstände auf die Autoren ausgeübt hatten, einer
genaueren Überlegung unterzogen, noch hatten sie der Tatsache,
dass diese Gabe des Geschichtenerzählens auf keine bestimmte
Gesellschaftsklasse, Hautfarbe oder Religionszugehörigkeit
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beschränkt war, einen Gedanken gewidmet.
»Nehmen Sie beispielsweise Scott Fitzgerald«, fuhr der
Professor fort. »In seiner Kurzgeschichte Bernices Bubikopf ’
…«
Nat sah von seinen Notizen auf und entdeckte den Hinterkopf.
Ihm wurde schlecht. Er lauschte nicht länger Professor Haymans
Ansichten über Fitzgerald, sondern starrte eine Weile auf den
betreffenden Studenten, bevor der sich zur Seite drehte und mit
seinem Nebensitzer redete. Nats schlimmste Befürchtungen
bewahrheiteten sich. Ralph Elliot war nicht nur an derselben
Universität, er hatte auch noch denselben Kurs belegt. Fast als
könne er spüren, dass man ihn anstarrte, drehte sich Elliot
urplötzlich um. Er achtete nicht weiter auf Nat, denn seine
Aufmerksamkeit galt Rebecca. Nat warf ihr einen Blick zu, aber
sie war zu sehr damit beschäftigt, sich Notizen über Fitzgeralds
Alkoholprobleme während seiner Zeit in Hollywood zu machen,
um Elliots plumpes Interesse zu bemerken.
»Wer war denn das, der sich ständig umdrehte und dich
anstarrte?«, fragte Rebecca, als sie zur Mensa schlenderten.
»Sein Name ist Ralph Elliot«, erwiderte Nat. »Wir waren
beide in Taft und ich glaube, er hat dich angestarrt, nicht mich.«
»Er sieht sehr gut aus.« Rebecca grinste. »Er erinnert mich ein
wenig an Jay Gatsby. Ist er derjenige, der laut Mr Thompson
einen guten Malvolio abgegeben hätte?«
»Einen geborenen Malvolio, waren wohl Thomos genau
Worte.«
Beim Mittagessen drängte Rebecca, Nat solle ihr mehr über
Elliot erzählen, aber er meinte, dass es nicht viel zu erzählen
gebe, und versuchte ständig, das Thema zu wechseln. Wenn die
Gesellschaft von Rebecca bedeutete, dass er an derselben Uni
studieren musste wie Ralph Elliot, dann musste er eben lernen,
damit zu leben.
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Elliot nahm an der Nachmittagsvorlesung über den spanischen
Einfluss auf die Kolonien nicht teil und als Nat Rebecca an
diesem Abend auf ihr Zimmer begleitete, hatte er die
unwillkommene Anwesenheit seines alten Rivalen beinahe
vergessen. Die Wohnheime der Frauen lagen im südlichen
Campus und Nats Studienberater hatte ihn gewarnt, dass es
gegen die Regeln verstieß, wenn man nach Einbruch der
Dunkelheit noch einen Mann auf diesem Gelände erwischte.
»Wer immer diese Regeln auch aufgestellt haben mag«, sagte
Nat, als er neben Rebecca auf deren Bett lag, »muss geglaubt
haben, dass sich Studenten nur im Dunkeln lieben können.«
Rebecca lachte und zog ihren Sweater wieder an.
»Das heißt, dass du im Frühjahrssemester erst nach 21 Uhr auf
dein Zimmer zurück musst«, sagte sie.
»Vielleicht gestatten es die Regeln, dass ich nach dem
Sommersemester ganz bei dir bleiben darf«, führte Nat ohne
Erklärung aus.
Zu seiner Erleichterung entdeckte Nat während des ersten
Quartals, dass er nur selten in Kontakt mit Ralph Elliot kam.
Sein Gegner zeigte kein Interesse am Querfeldeinlauf, an
Schauspielerei oder Musik, daher überraschte es Nat, als er ihn
am letzten Sonntag des Quartals vor der Kapelle mit Rebecca
plaudern sah. Elliot ging rasch weg, als er sah, dass Nat sich
ihnen näherte.
»Was wollte er?«, fragte Nat misstrauisch.
»Er hat mir nur
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