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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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anzuschließen, aber irgendwann gelangte
    er zu der Einsicht, dass Colonel Tremletts Einfluss alles
    durchdrang: Seine Anträge landeten einen Monat später stets
    wieder auf seinem Schreibtisch mit dem Stempelvermerk
    Abgelehnt – Bewerben Sie sich in einem Monat erneut.
    Wann immer Nat um eine Unterredung mit einem
    Stabsoffizier bat, um dieses Problem zu besprechen, brachte er
    es nie fertig, jemand Ranghöheres als einen Staff Major zu
    sprechen. Jedes Mal verbrachte ein anderer Offizier eine halbe
    Stunde damit, Nat davon zu überzeugen, dass er als
    Quartiermeister einen wertvollen und bedeutsamen Beitrag
    leistete. Seine Einsatzakte war in ganz Saigon mit Abstand am
    schmalsten.
    Nat dämmerte allmählich, dass sein Beharren auf ›einer Sache
    des Prinzips‹ sinnlos gewesen war. In einem Monat begann Tom
    sein zweites Jahr in Yale und er selbst hatte für seine
    Bemühungen nicht mehr vorzuweisen als einen militärischen
    Kurzhaarschnitt und das Wissen, wie viele Büroklammern die
    Armee jeden Monat in Vietnam verbrauchte.
    Am folgenden Montag bereitete Nat in seinem Büro die
    Ankunft neuer Rekruten vor, als sich all das änderte.
    Unterbringung, Kleidung und Reisedokumente hielten ihn den
    ganzen Tag bis in den Abend hinein beschäftigt. DRINGEND
    war auf mehrere Anträge gestempelt, da der Kommandant über
    den Hintergrund aller neuen Soldaten immer voll informiert
    werden wollte, bevor sie in Saigon landeten. Nat war gar nicht
    aufgefallen, wie lange er gearbeitet hatte. Als er den letzten
    Antrag fertig bearbeitet hatte, beschloss er, den ganzen Stapel
    im Büro des Adjutanten abzuliefern, bevor er sich in der

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    Offiziersmesse etwas zu essen sicherte. Auf seinem Weg vorbei
    an der Einsatzzentrale stieg Wut in ihm auf. Die monatelange
    Ausbildung, die er in Fort Dix und Fort Benning durchlaufen
    hatte, war reine Zeitverschwendung gewesen.
    Obwohl es beinahe zwanzig Uhr war, arbeiteten in der
    Einsatzzentrale noch etwa ein Dutzend Leute, von denen er
    einige kannte. Sie schoben Telefondienst und brachten eine
    große Einsatzlandkarte von Nordvietnam auf den neuesten
    Stand.
    Auf seinem Rückweg vom Büro des Adjutanten betrat Nat die
    Einsatzzentrale. Er wollte fragen, ob ihn jemand zum Essen
    begleitet, und platzte mitten in die Durchgabe der
    Truppenbewegungen des zweiten Bataillons aus dem 503.
    Fallschirmjägerregiment. Er wäre wieder verschwunden und
    allein zur Messe gegangen, wenn es sich dabei nicht um sein
    eigenes Regiment gehandelt hätte. Das zweite Bataillon war
    einem Mörserbombardement des Vietcong ausgesetzt und saß
    auf der falschen Seite des Dyng River fest, wo es sich gegen
    weitere Angriffe verteidigte. Das rote Telefon auf dem
    Schreibtisch vor Nat klingelte beharrlich. Nat rührte keinen
    Muskel.
    »Stehen Sie nicht einfach herum, Lieutenant, nehmen Sie den
    Hörer ab und finden Sie heraus, was sie wollen«, befahl der
    Dienst habende Offizier. Nat gehorchte unverzüglich.
    »Mayday, Mayday, hier spricht Captain Tyler, können Sie
    mich hören?«
    »Laut und deutlich, Captain. Hier spricht Lieutenant
    Cartwright. Wie kann ich Ihnen helfen, Sir?«
    »Mein Zug ist von Victor Charlie in einen Hinterhalt gelockt
    worden. Am Dyng River, Raster SE42 NNE71. Ich brauche ein
    paar Hubschrauber mit medizinischer Versorgung. Ich habe
    sechsundneunzig Männer, elf Ausfälle, davon drei tot, acht
    verletzt.«

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    Ein Staff Sergeant, der an einem anderen Telefon gesprochen
    hatte, legte den Hörer auf. »Wie erreiche ich die
    Notfallrettung?«, fragte Nat.
    »Kontaktieren Sie die Blackbird Basis auf dem Eisenhower
    Airfield. Nehmen Sie das weiße Telefon und geben Sie dem
    Dienst habenden Offizier das Raster durch.«
    Nat griff sich das weiße Telefon und eine verschlafene Stimme
    meldete sich.
    »Hier spricht Lieutenant Cartwright. Wir haben eine Mayday-
    Situation. Zwei Züge auf der Nordseite des Flusses Dyng, Raster
    SE42 NNE71. Sie sind in einen Hinterhalt geraten und brauchen
    sofortige Unterstützung.«
    »Sagen Sie ihnen, wir sind in fünf Minuten in der Luft.« Die
    Stimme klang jetzt hellwach.
    »Darf ich mitkommen?«, fragte Nat und legte die Hand über
    das Mundstück. Er erwartete schon die unvermeidliche
    Ablehnung.
    »Sind Sie authorisiert, mit einer UHI mitzufliegen?«
    »Ja«, log Nat.
    »Fallschirmspringererfahrung?«
    »Training in Fort Benning«, sagte Nat. »Sechzehn Sprünge aus
    300 Metern aus einer S-113 und außerdem ist es mein Regiment
    da

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