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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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draußen.«
    »Wegen mir gern, wenn Sie pünktlich hier sind, Lieutenant.«
    Nat stellte das weiße Telefon ab und kehrte zu dem roten
    zurück.
    »Sie sind auf dem Weg, Captain«, sagte er nur.
    Nat rannte aus der Einsatzzentrale und zum Parkplatz. Ein
    Dienst habender Corporal machte hinter dem Steuer eines Jeeps
    ein Nickerchen. Nat sprang auf den Beifahrersitz, schlug mit der
    flachen Hand auf die Hupe und rief »Blackbird Basis in fünf
    Minuten.«

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    »Das sind fast vier Meilen, Sir«, protestierte der Fahrer.
    »Dann sollten Sie sich besser sputen oder nicht, Corporal?«,
    bellte Nat.
    Der Corporal warf den Motor an, legte den Gang ein und
    beschleunigte. Im vollen Scheinwerferlicht bretterte er vom
    Parkplatz, eine Hand auf der Hupe, die andere am Steuer.
    »Schneller, schneller«, rief Nat mehrmals, während sich all jene,
    die nach der Sperrstunde noch auf den Straßen Saigons
    unterwegs waren, mit einem Sprung auf die Seite in Sicherheit
    brachten, darunter auch einige entsetzte Hühner. Drei Minuten
    später entdeckte Nat ein Dutzend Helikopter auf dem vor ihnen
    liegenden Flugplatz. Bei einigen von ihnen hatten sich die
    Rotorblätter schon in Bewegung gesetzt.
    »Fuß aufs Gas«, wiederholte Nat.
    »Ich komme ja schon unten durch, Sir«, erwiderte der
    Corporal, als die Tore des Flugplatzes in Sicht kamen. Nat
    zählte erneut: Bei sieben der Helikopter rotierten nun die
    Rotorblätter.
    »Scheiße«, fluchte er, als der erste abhob.
    Der Jeep kam quietschend vor den Toren des Flugplatzes zum
    Stehen, wo ein Militärpolizist ihre Ausweise zu sehen verlangte.
    »Ich muss in weniger als einer Minute in einem dieser Helis
    sein«, brüllte Nat und reichte ihm seine Papiere. »Können Sie
    sich nicht beeilen?«
    »Ich tue nur meinen Job, Sir«, sagte der Militärpolizist,
    während er die Papiere beider Männer prüfte.
    Sobald sie ihre Ausweise wieder in Händen hielten, wies Nat
    auf den einzigen Helikopter, dessen Rotorblätter noch
    stillstanden. Der Corporal raste darauf zu und kam schlitternd
    vor der offenen Seitentür zum Stehen, gerade als sich die
    Rotorblätter in Bewegung setzten.
    Der Pilot sah heraus und grinste. »Sie haben es in letzter

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    Sekunde geschafft, Lieutenant«, sagte er. »Kommen Sie an
    Bord.« Noch bevor Nat die Chance hatte, seinen Sicherheitsgurt
    anzulegen, hob der Helikopter ab. »Wollen Sie erst die schlechte
    Nachricht oder doch lieber die schlechte Nachricht hören?«,
    fragte der Pilot.
    »Überraschen Sie mich«, meinte Nat.
    »Die Regel in einem Notfall ist immer dieselbe: Der Letzte,
    der vom Boden abhebt, ist der Erste, der auf feindlichem Gebiet
    landet.«
    »Und die schlechte Nachricht?«

    *

    »Willst du mich heiraten?«, fragte Jimmy.
    Joanna drehte sich um und sah den Mann an, der ihr im
    vergangenen Jahr mehr Glück geschenkt hatte, als sie es je für
    möglich gehalten hätte. »Wenn du mir an dem Tag deines Uni-
    Abschlusses dieselbe Frage stellst, junger Mann, wird meine
    Antwort Ja lauten, aber heute muss ich darauf immer noch mit
    Nein antworten.«
    »Warum denn? Was sollte sich in einem oder zwei Jahren
    ändern?«
    »Du wirst etwas älter sein und hoffentlich auch etwas weiser«,
    erwiderte Joanna lächelnd. »Ich bin schon fünfundzwanzig und
    du bist noch nicht einmal zwanzig.«
    »Du interpretierst das völlig falsch«, erklärte Jimmy. »Mit
    fünfzig wirst du in der Blüte deiner Jahre stehen, während ich
    ein abgelebter Sack bin, darum solltest du lieber zugreifen,
    solange ich noch einen Funken Energie besitze.«

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    Joanna lachte. »Vergiss eines nicht, junger Mann: Was wir in
    den letzten Wochen durchgemacht haben, könnte deine
    Urteilsfähigkeit beeinflusst haben.«
    »Das sehe ich anders. Ich glaube, diese Erfahrung hat unsere
    Beziehung nur noch mehr gestärkt.«
    »Möglich«, räumte Joanna ein. »Aber auf lange Sicht solltest
    du niemals eine unumkehrbare Entscheidung aufgrund guter
    oder schlechter Nachrichten fällen, denn es ist durchaus
    möglich, dass einer von uns anders empfindet, sobald der Sturm
    sich gelegt hat.«
    »Fühlst du denn anders?«, erkundigte sich Jimmy leise.
    »Nein«, erklärte Joanna mit fester Stimme. Sie strich ihm sanft
    über die Wange. »Aber meine Eltern sind seit fast dreißig Jahren
    verheiratet und meine Großeltern konnten sogar noch ihre
    Goldene Hochzeit feiern. Wenn ich einmal heirate, dann soll es
    für den Rest meines Lebens sein.«
    »Umso mehr ein Grund, warum wir so schnell als

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