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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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die
    Bäume traf. Drei Leichen konnten identifiziert werden, eine
    davon die von Flight Lieutenant Carl Mould, doch trotz
    intensiver Durchsuchung des Geländes fand man keine Spur von
    Lieutenant Cartwright oder Staff Sergeant Speck Foreman.
    Henry Kissinger, der Sicherheitsberater des Landes, bat die
    Nation, um die Männer, die beispielhaft den Mut jedes Soldaten
    an der Front verkörperten, zu trauern und ihnen stets ein
    ehrendes Andenken zu bewahren.
    »Er hätte nicht von Trauer sprechen sollen«, meinte Fletcher.
    »Warum nicht?«, fragte Jimmy.
    »Weil Cartwright noch lebt.«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?«
    »Ich weiß nicht, wieso«, erwiderte Fletcher. »Aber ich
    verspreche dir, dass er noch lebt.«

    *

    Nat erinnerte sich nicht, wie sie auf die Bäume aufgetroffen
    waren oder wie es ihn aus dem Hubschrauber geschleudert hatte.
    Als er schließlich aufwachte, brannte die Sonne grell auf sein

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    ausgedörrtes Gesicht. Da lag er nun und fragte sich, wo er war,
    als die Erinnerung an diese dramatische Stunde auf ihn
    einstürmte.
    Einen Augenblick lang betete dieser Mann, der sich nicht
    einmal sicher war, ob es einen Gott gab. Dann hob er den
    rechten Arm. Er bewegte sich, wie sich ein Arm bewegen sollte,
    also wackelte Nat mit den Fingern, mit allen fünfen. Er hob den
    linken Arm und auch der gehorchte den vom Gehirn
    telegrafierten Befehlen, also wackelte er mit den Fingern und
    alle fünf reagierten. Er ließ die Arme sinken und wartete.
    Langsam zog er das rechte Bein an und vollführte dieselbe
    Übung bei seinen Zehen. Er senkte das Bein und wollte das
    andere anziehen und in diesem Moment spürte er den Schmerz.
    Nat drehte den Kopf von einer Seite zur anderen, dann legte er
    die Handflächen auf die Erde. Er betete erneut und drückte sich
    mit den Händen unsicher vom Boden ab. Er wartete einige
    Augenblicke und hoffte, die Bäume würden aufhören, sich zu
    drehen. Dann versuchte er, sich zu erheben. Sobald er auf den
    Beinen war, trat er zögerlich mit dem rechten Bein vor, wie es
    ein Kind tun würde, und als er nicht umfiel, versuchte er, das
    andere Bein in dieselbe Richtung zu bewegen. Ja, ja, ja, danke,
    ja – und dann spürte er wieder den Schmerz, als ob er bis zu
    diesem Augenblick unter Narkose gestanden hätte.
    Nat fiel auf die Knie und untersuchte seine linke Wade, durch
    die die Kugel einfach hindurchgeflogen war. Ameisen
    krabbelten in die Wunde, kümmerten sich gar nicht darum, dass
    der dazugehörige Mensch glaubte, noch am Leben zu sein. Nat
    brauchte einige Zeit, bis er eine Ameise nach der anderen
    entfernt hatte und sein Bein mit dem Ärmel seines Hemdes
    verbinden konnte. Als er aufsah, zog sich die Sonne hinter den
    Hügeln zurück. Ihm blieb nicht viel Zeit, um herauszufinden, ob
    einer seiner Kameraden überlebt hatte.
    Nat stand auf und drehte sich einmal im Kreis, hielt erst inne,
    als er im Dschungel Rauch aufsteigen sah. Er hinkte auf den

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    Rauch zu, musste sich übergeben, als er über die verkohlte
    Leiche des jungen Piloten stolperte, dessen Namen er nicht
    kannte. Seine Uniformjacke hing über einem Ast. Nur die
    Lieutenantstreifen am Schulterstück verrieten, wer der Mann
    gewesen war. Nat würde ihn später begraben, doch im Moment
    lieferte er sich einen Wettlauf mit der Sonne. In diesem
    Augenblick hörte er das Stöhnen.
    »Wo sind Sie?«, rief Nat. Das Stöhnen nahm ein paar Dezibel
    zu. Nat sah sich um und entdeckte die kompakte Gestalt von
    Staff Sergeant Foreman in den Bäumen, nur wenige Zentimeter
    über dem Wrack. Als er den Mann erreichte, wurde das Stöhnen
    noch lauter.
    »Können Sie mich hören?«, fragte Nat. Der Mann öffnete und
    schloss die Augen, während Nat ihn zu Boden senkte. Er hörte
    sich sagen:
    »Keine Sorge, ich bringe Sie nach Hause.« Wie ein
    heldenhafter Schuljunge aus den Seiten eines Comic-Heftes. Nat
    entfernte den Kompass vom Gürtel des Sergeants, sah zur Sonne
    auf und entdeckte ein Objekt in den Bäumen. Er hätte sich
    gefreut, wenn er es nur irgendwie hätte erreichen können. Nat
    schleppte sich zu dem Stamm des Baumes. Irgendwie gelang es
    ihm, auf einem Bein auf und ab zu hüpfen, dabei den Ast zu
    packen und ihn kräftig zu schütteln – in der Hoffnung, dass der
    Ast seine Last freigeben würde. Nat wollte gerade aufgeben, als
    es sich bewegte. Nat zerrte noch heftiger an dem Ast, es
    bewegte sich erneut und plötzlich krachte es ohne Vorwarnung
    zu Boden. Es hätte auf Nats Kopf landen

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