Die Kandidaten
sich an seinen Vater. »Wenigstens hatte dein Krieg
einen Sinn.« Seine Mutter nickte zustimmend und Nat war
überrascht, dass sein Vater nicht sofort Widerspruch einlegte.
»Hat sich dir irgendeine Erinnerung dauerhaft eingebrannt?«,
erkundigte sich seine Mutter und hoffte, ihr Sohn würde über
seine Erfahrungen an der Front reden.
»Ja, allerdings. Die Ungleichbehandlung der Menschen.«
»Aber wir tun alles, was wir können, um den Bewohnern von
Südvietnam zu helfen«, sagte sein Vater.
»Ich spreche nicht von den Vietnamesen, Vater«, erwiderte
Nat.
»Ich spreche von denen, die Kennedy als ›meine
amerikanischen Mitbürger‹ bezeichnete.«
»Amerikanische Mitbürger?«, wiederholte seine Mutter.
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»Ja, mir hat sich dauerhaft ins Gedächtnis eingebrannt, wie wir
die armen Minderheiten behandeln, insbesondere die
Schwarzen. Sie sind in großer Zahl auf dem Schlachtfeld, aus
keinem anderen Grund, als dass sie sich keinen cleveren Anwalt
leisten können, der ihnen zeigt, wie sie eine Freistellung
erwirken können.«
»Aber dein bester Freund …«
»Ich weiß«, sagte Nat. »Und ich bin froh, dass Tom sich nicht
gemeldet hat, denn er hätte dasselbe Schicksal wie Dick Tyler
erleiden können.«
»Dann bedauerst du also deine Entscheidung?«, fragte seine
Mutter leise.
Nat nahm sich Zeit, bevor er darauf antwortete. »Nein, aber
ich muss oft an Speck Foreman, seine Frau und seine drei
Kinder in Alabama denken und ich frage mich, welchen Sinn
sein Tod hatte.«
*
Am nächsten Tag stand Nat früh auf, um den ersten Zug nach
Fort Benning zu erreichen. Als die Lok im Columbus-Bahnhof
einfuhr, sah er auf seine Uhr. Noch eine Stunde bis zu seinem
Termin beim Colonel. Er beschloss, die zwei Meilen zur
Akademie zu Fuß zu gehen. Unterwegs wurde er ständig daran
erinnert, dass er sich in einer Garnisonsstadt befand. Ständig
musste er den Gruß von allen erwidern, die rangniedriger als ein
Captain waren. Einige lächelten ihn sogar an, als sie die
Tapferkeitsmedaille entdeckten, wie sie es bei einem
Footballhelden vom College getan hätten.
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Ganze fünfzehn Minuten vor dem Termin stand er schon vor
Colonel Tremletts Büro.
»Guten Morgen, Captain Cartwright. Der Colonel hat mich
gebeten, Sie direkt zu ihm zu führen, wenn Sie eintreffen«, hieß
ihn ein blutjunger Adjutant willkommen.
Nat marschierte in das Büro des Colonels, nahm Haltung an
und salutierte. Tremlett kam hinter seinem Schreibtisch hervor
und umarmte Nat. Der Adjutant konnte seine Überraschung
nicht verbergen, denn er hatte geglaubt, nur die Franzosen
würden ihre Kameraden auf diese Weise begrüßen. Der Colonel
wies Nat einen Stuhl vor seinem Schreibtisch an und kehrte zu
seinem Platz zurück. Er schlug eine dicke Akte auf und stöberte
in deren Inhalt. »Haben Sie eine Vorstellung davon, was Sie im
nächsten Jahr tun wollen, Nat?«
»Nein, Sir, aber da ich nicht nach Vietnam zurückkehren darf,
würde ich gern Ihr Angebot annehmen und an der Akademie
bleiben, um Ihnen bei den Neuzugängen zu helfen.«
»Diese Stelle ist schon vergeben«, sagte Tremlett, »und ich bin
mir auch nicht mehr sicher, ob das für Sie langfristig gesehen
das Beste ist.«
»Denken Sie an etwas anderes?«, fragte Nat.
»Wo Sie es schon erwähnen, ja, das tue ich«, gab der Colonel
zu.
»Sobald ich erfuhr, dass Sie nach Hause kommen, habe ich die
besten Anwälte der Akademie konsultiert und um ihren Rat
gebeten. Normalerweise verachte ich Anwälte – eine Brut, die
ihre Schlachten ausschließlich im Gerichtssaal ausficht, aber ich
muss zugeben, bei dieser Gelegenheit hatte einer von ihnen eine
glänzende Idee.« Nat sagte nichts, da er erfahren wollte, was der
Colonel plante. »Man kann Regeln und Vorschriften auf
unterschiedliche Weise interpretieren. Wie sonst könnten
Anwälte sich in Lohn und Brot halten?«, führte der Colonel aus.
»Vor einem Jahr haben Sie sich bereitwillig zum Wehrdienst
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gemeldet, haben Ihr Offizierspatent erworben und wurden nach
Vietnam geschickt, wo Sie mir bewiesen haben, dass ich mich
geirrt habe, Gott sei Dank.«
Nat hätte am liebsten gesagt, ›kommen Sie endlich zur Sache,
Colonel‹, hielt sich aber zurück.
»Übrigens Nat, wollen Sie einen Kaffee?«
»Nein danke, Sir«. Nat versuchte, nicht allzu ungeduldig zu
klingen.
Der Colonel lächelte. »Ich denke, ich genehmige mir eine
Tasse.«
Er griff zum Telefon. »Machen Sie mir bitte einen
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