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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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sich an seinen Vater. »Wenigstens hatte dein Krieg
    einen Sinn.« Seine Mutter nickte zustimmend und Nat war
    überrascht, dass sein Vater nicht sofort Widerspruch einlegte.
    »Hat sich dir irgendeine Erinnerung dauerhaft eingebrannt?«,
    erkundigte sich seine Mutter und hoffte, ihr Sohn würde über
    seine Erfahrungen an der Front reden.
    »Ja, allerdings. Die Ungleichbehandlung der Menschen.«
    »Aber wir tun alles, was wir können, um den Bewohnern von
    Südvietnam zu helfen«, sagte sein Vater.
    »Ich spreche nicht von den Vietnamesen, Vater«, erwiderte
    Nat.
    »Ich spreche von denen, die Kennedy als ›meine
    amerikanischen Mitbürger‹ bezeichnete.«
    »Amerikanische Mitbürger?«, wiederholte seine Mutter.

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    »Ja, mir hat sich dauerhaft ins Gedächtnis eingebrannt, wie wir
    die armen Minderheiten behandeln, insbesondere die
    Schwarzen. Sie sind in großer Zahl auf dem Schlachtfeld, aus
    keinem anderen Grund, als dass sie sich keinen cleveren Anwalt
    leisten können, der ihnen zeigt, wie sie eine Freistellung
    erwirken können.«
    »Aber dein bester Freund …«
    »Ich weiß«, sagte Nat. »Und ich bin froh, dass Tom sich nicht
    gemeldet hat, denn er hätte dasselbe Schicksal wie Dick Tyler
    erleiden können.«
    »Dann bedauerst du also deine Entscheidung?«, fragte seine
    Mutter leise.
    Nat nahm sich Zeit, bevor er darauf antwortete. »Nein, aber
    ich muss oft an Speck Foreman, seine Frau und seine drei
    Kinder in Alabama denken und ich frage mich, welchen Sinn
    sein Tod hatte.«

    *

    Am nächsten Tag stand Nat früh auf, um den ersten Zug nach
    Fort Benning zu erreichen. Als die Lok im Columbus-Bahnhof
    einfuhr, sah er auf seine Uhr. Noch eine Stunde bis zu seinem
    Termin beim Colonel. Er beschloss, die zwei Meilen zur
    Akademie zu Fuß zu gehen. Unterwegs wurde er ständig daran
    erinnert, dass er sich in einer Garnisonsstadt befand. Ständig
    musste er den Gruß von allen erwidern, die rangniedriger als ein
    Captain waren. Einige lächelten ihn sogar an, als sie die
    Tapferkeitsmedaille entdeckten, wie sie es bei einem
    Footballhelden vom College getan hätten.

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    Ganze fünfzehn Minuten vor dem Termin stand er schon vor
    Colonel Tremletts Büro.
    »Guten Morgen, Captain Cartwright. Der Colonel hat mich
    gebeten, Sie direkt zu ihm zu führen, wenn Sie eintreffen«, hieß
    ihn ein blutjunger Adjutant willkommen.
    Nat marschierte in das Büro des Colonels, nahm Haltung an
    und salutierte. Tremlett kam hinter seinem Schreibtisch hervor
    und umarmte Nat. Der Adjutant konnte seine Überraschung
    nicht verbergen, denn er hatte geglaubt, nur die Franzosen
    würden ihre Kameraden auf diese Weise begrüßen. Der Colonel
    wies Nat einen Stuhl vor seinem Schreibtisch an und kehrte zu
    seinem Platz zurück. Er schlug eine dicke Akte auf und stöberte
    in deren Inhalt. »Haben Sie eine Vorstellung davon, was Sie im
    nächsten Jahr tun wollen, Nat?«
    »Nein, Sir, aber da ich nicht nach Vietnam zurückkehren darf,
    würde ich gern Ihr Angebot annehmen und an der Akademie
    bleiben, um Ihnen bei den Neuzugängen zu helfen.«
    »Diese Stelle ist schon vergeben«, sagte Tremlett, »und ich bin
    mir auch nicht mehr sicher, ob das für Sie langfristig gesehen
    das Beste ist.«
    »Denken Sie an etwas anderes?«, fragte Nat.
    »Wo Sie es schon erwähnen, ja, das tue ich«, gab der Colonel
    zu.
    »Sobald ich erfuhr, dass Sie nach Hause kommen, habe ich die
    besten Anwälte der Akademie konsultiert und um ihren Rat
    gebeten. Normalerweise verachte ich Anwälte – eine Brut, die
    ihre Schlachten ausschließlich im Gerichtssaal ausficht, aber ich
    muss zugeben, bei dieser Gelegenheit hatte einer von ihnen eine
    glänzende Idee.« Nat sagte nichts, da er erfahren wollte, was der
    Colonel plante. »Man kann Regeln und Vorschriften auf
    unterschiedliche Weise interpretieren. Wie sonst könnten
    Anwälte sich in Lohn und Brot halten?«, führte der Colonel aus.
    »Vor einem Jahr haben Sie sich bereitwillig zum Wehrdienst

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    gemeldet, haben Ihr Offizierspatent erworben und wurden nach
    Vietnam geschickt, wo Sie mir bewiesen haben, dass ich mich
    geirrt habe, Gott sei Dank.«
    Nat hätte am liebsten gesagt, ›kommen Sie endlich zur Sache,
    Colonel‹, hielt sich aber zurück.
    »Übrigens Nat, wollen Sie einen Kaffee?«
    »Nein danke, Sir«. Nat versuchte, nicht allzu ungeduldig zu
    klingen.
    Der Colonel lächelte. »Ich denke, ich genehmige mir eine
    Tasse.«
    Er griff zum Telefon. »Machen Sie mir bitte einen

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