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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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mitzuhalten, das sich durch
    den Verkehr fädelte. Eine Hand hatte er auf die Hupe gepresst,

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    mit der anderen betätigte er die Scheinwerfer. Das Taxi nahm
    einen Weg, der Fletcher absolut fremd war. Annie umklammerte
    ihren Bauch, ihr Stöhnen wurde immer lauter.
    »Keine Sorge, mein Liebling. Wir sind fast da!« Er fuhr erneut
    über eine rote Ampel, um das Taxi nicht zu verlieren.
    Als die beiden Autos schließlich vor dem Krankenhaus
    ankamen, standen zu Fletchers Überraschung bereits ein Arzt
    und eine Schwester neben einer Trage vor der geöffneten Tür.
    Offensichtlich wurden sie bereits erwartet. Der Taxifahrer
    sprang aus seinem Wagen und signalisierte der Schwester mit
    dem Daumen, dass alles in Ordnung war. Fletcher vermutete,
    dass der Fahrer die Zentrale gebeten hatte, im Krankenhaus
    Bescheid zu geben. Er hoffte, dass er genug Geld bei sich hatte,
    um die Fuhre zu bezahlen, ganz zu schweigen von einem
    großzügigen Trinkgeld für die Initiative des Mannes.
    Fletcher sprang aus dem Auto und rannte auf die andere Seite,
    um Annie zu helfen, aber der Taxifahrer war schneller. Sie
    nahmen Annie an den Ellbogen und halfen ihr vorsichtig aus
    dem Wagen und auf die Trage. Die Schwester knöpfte Annies
    Kleid auf, noch bevor sie durch die Tür gerollt worden war.
    Fletcher zog seine Geldbörse und drehte sich zu dem Taxifahrer.
    »Vielen Dank, Sie haben uns wirklich sehr geholfen! Wie viel
    schulde ich Ihnen?«
    »Keinen Cent, das geht auf mich«, erwiderte der Taxifahrer.
    »Aber …«, fing Fletcher an.
    »Wenn ich meiner Frau erzähle, dass ich Ihnen dafür Geld
    abgenommen habe, bringt sie mich um. Alles Gute!«, rief er und
    ging ohne ein weiteres Wort zu seinem Taxi zurück.
    »Danke«, wiederholte Fletcher, bevor er ins Krankenhaus lief.
    Rasch holte er seine Frau ein und nahm ihre Hand. »Alles wird
    gut, mein Schatz«, versicherte er ihr.
    Ein Krankenpfleger stellte Annie eine Reihe von Fragen, auf
    die sie einsilbig antwortete. Anschließend läutete er im

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    Operationssaal durch, um Dr. Redpath und seinem Team
    durchzugeben, dass sie in einer Minute bei ihnen sein würden.
    Der riesige, langsam zuckelnde Aufzug kam im fünften Stock
    zum Stehen. Annie wurde zügig den Flur entlanggeschoben.
    Fletcher trottete an ihrer Seite, klammerte sich an ihre
    ausgestreckte Hand. In der Ferne sah er zwei Kranken-
    Schwestern, die eine Doppeltür aufhielten, damit die Trage
    ungebremst durchgeschoben werden konnte.
    Annie hielt sich auch dann noch an Fletchers Hand fest, als sie
    auf den Operationstisch gehievt wurde. Drei weitere Personen
    kamen in den Raum, die Gesichter hinter Operationsmasken
    verborgen. Die erste Person überprüfte die Instrumente, die auf
    dem Tisch lagen, die zweite bereitete eine Sauerstoffmaske vor
    und die dritte versuchte, Annie weitere Fragen zu stellen,
    obwohl sie bereits vor Schmerzen schrie. Fletcher ließ die Hand
    seiner Frau nicht los. Ein älterer Mann trat ein. Er zog sterile
    Handschuhe an und fragte: »Alles bereit?« Dann erst
    begutachtete er die Patientin.
    »Ja, Dr. Redpath«, erwiderte die Schwester.
    »Gut«, sagte er und fügte, zu Fletcher gewandt, hinzu: »Ich
    fürchte, Sie müssen jetzt gehen, Mr Davenport. Sobald das Baby
    auf der Welt ist, rufen wir Sie.«
    Fletcher küsste seine Frau auf die Stirn. »Ich bin so stolz auf
    dich«, flüsterte er.

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22
    NAT WACHTE AM WAHLTAG um fünf Uhr früh auf und
    stellte fest, dass Su Ling bereits unter der Dusche stand. Er sah
    auf den Terminplan auf dem Nachttisch. Um sieben fand eine
    Sitzung des gesamten Teams statt, gefolgt von eineinhalb
    Stunden vor der Mensa, wo er die Wähler auf dem Weg zum
    und vom Frühstück begrüßen würde.
    »Komm zu mir«, rief Su Ling. »Wir dürfen keine Zeit
    verlieren.«
    Sie hatte Recht und sie schafften es gerade noch rechtzeitig
    zum Teamtreffen. Alle anderen waren bereits anwesend und
    Tom, der extra aus Yale angereist war, gab die Erfahrungen
    seiner jüngsten Wahl weiter. Su Ling und Nat setzten sich auf
    die beiden leeren Stühle neben ihrem inoffiziellen Stabschef, der
    die Einsatzbesprechung fortsetzte, als seien sie nicht da.
    »Niemand macht eine Pause, nicht einmal um Luft zu holen,
    bis eine Minute nach achtzehn Uhr, wenn die letzte Stimme
    abgegeben wurde. Und nun schlage ich vor, dass der Kandidat
    und Su Ling bis halb neun vor der Mensa Posten beziehen,
    während der Rest von euch zum Frühstück in die Mensa geht.«
    »Wir sollen auf diesem Mist eine

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