Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide
Gelaber über Basketball und die Lakers und dann hast du es überhaupt nicht drauf? Lässt dich von Affen schlagen?«
Er gab ein klägliches Wimmern von sich. »Es war … Es war Dads Lieblingssportart.«
Ich starrte ihn an. Dads Lieblingsspiel. Mann, warum war ich da nicht draufgekommen?
Dass ich völlig baff war, fasste er anscheinend als weitere Kritik auf.
»Ich … Ich kann dir alle Spielstatistiken der NBA aufsagen, wenn du willst«, bot er ziemlich verzweifelt an. »Rebounds, Assists, Freiwurfquote.«
Die anderen Paviane spielten weiter und ignorierten sowohl Carter als auch Cheops. Cheops gab ein angewidertes Geräusch von sich, es klang wie eine Mischung aus Würgen und Bellen.
Ich konnte den Pavian verstehen, trotzdem ging ich auf Carter zu und streckte ihm die Hand entgegen. »Komm. Macht doch nichts.«
»Wenn ich bessere Schuhe gehabt hätte«, fing er an. »Oder wenn ich nicht so müde wäre –«
»Carter«, sagte ich mit einem Grinsen. »Es macht wirklich nichts. Und falls wir Dad retten, werde ich kein Sterbenswörtchen verraten.«
Er sah mich an und war offensichtlich dankbar. (Tja, schließlich bin ich ja eigentlich auch supernett.) Er nahm meine Hand und ich zog ihn hoch.
»Nun zieh um Himmels willen dein T-Shirt an«, sagte ich. »Und du, Cheops, bringst uns jetzt endlich zum Professor.«
Cheops führte uns in ein verlassenes Institut. Die Luft in den Gängen roch nach Essig und die leeren Labors sahen eher nach amerikanischer High School aus als nach einem Ort, wo ein Gott rumhing. Wir stiegen die Treppe hinauf und kamen zu einer Reihe Professorenbüros. Die meisten Türen waren verschlossen. Eine stand jedoch offen. Der Raum dahinter hatte ungefähr die Größe einer Besenkammer und war mit unzähligen Büchern, einem winzigen Tisch und einem Stuhl vollgestopft.
»Agh!« Cheops blieb vor einer blank polierten Mahagonitür stehen, die entschieden netter aussah als die anderen. Auf der Scheibe glänzte ein frisch eingravierter Name: DR. THOT.
Ohne anzuklopfen, öffnete Cheops die Tür und watschelte hinein.
»Nach dir, Hühnermann«, sagte ich zu Carter. (Bestimmt bereute er schon, dass er mir von diesem speziellen Vorfall erzählt hatte. Aber ich konnte ja nicht völlig aufhören, ihn aufzuziehen. Schließlich habe ich einen Ruf zu verlieren.)
Ich hatte eine weitere Besenkammer erwartet. Stattdessen war das Büro gigantisch groß.
Die Decke war mindestens zehn Meter hoch, eine Seite des Büros war komplett verglast und bot einen Ausblick auf die Skyline von Memphis. Metalltreppen führten zu einem Obergeschoss, das von einem gewaltigen Teleskop eingenommen wurde. Von irgendwo dort oben kam der Klang einer Gitarre, auf der jemand ziemlich dilettantisch herumklimperte. An den anderen Wänden des Büros zogen sich Bücherregale entlang. Auf Arbeitstischen stapelte sich aller möglicher Krimskrams – Chemiebaukästen, halb zusammengebaute Computer, ausgestopfte Tiere, aus deren Köpfen elektrische Kabel hingen. Der Raum roch intensiv nach gekochtem Rindfleisch, allerdings war der Geruch ungewohnt rauchig und streng.
Das Allerseltsamste war, dass direkt vor uns ein halbes Dutzend langhalsige Vögel – Ibisse – wie Empfangsdamen hinter Tischen saßen und mit ihren Schnäbeln auf Laptops tippten.
Carter und ich sahen uns an. Ausnahmsweise fehlten mir die Worte.
»Agh!«, rief Cheops.
Das Klimpern im Obergeschoss verstummte. Ein schlaksiger Mann um die zwanzig erhob sich, in der Hand hielt er eine elektrische Gitarre. Seine wilde blonde Mähne hatte dieselbe Farbe wie das Fell von Cheops und über ausgewaschenen Jeans und einem schwarzen T-Shirt trug er einen fleckigen weißen Laborkittel. Zuerst dachte ich, aus seinem Mund würde Blut tropfen. Doch dann wurde mir klar, dass es irgendeine Fleischsauce war.
»Faszinierend.« Er lächelte breit. »Ich habe etwas herausgefunden, Cheops. Das hier ist nicht Memphis in Ägypten.«
Cheops warf mir einen Seitenblick zu und ich hätte schwören können, dass er Auweia bedeuten sollte.
»Weiterhin hab ich eine neue Form von Magie namens Blues entdeckt«, fuhr der Mann fort. »Und Barbecue. Echt, das müsst ihr unbedingt probieren.«
Cheops schien nicht beeindruckt. Er kletterte auf ein Bücherregal, schnappte sich eine Schachtel Cheerios und fing zu mampfen an.
Der Gitarrenmann kam schwungvoll das Geländer heruntergerutscht und landete vor unseren Füßen. »Isis und Horus«, begrüßte er uns. »Wie ich sehe, habt ihr neue
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