Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide
Eidechsenhirn auf den Mond schießen.«
Er zappelte nervös in meiner Hosentasche, war ansonsten aber völlig nutzlos.
Ich kramte in meiner Magiertasche herum und schnappte mir mein Zaubermesser. Sollte ich versuchen, einen magischen Kreis zu ziehen? Nicht genug Zeit. Außerdem wollte ich es nicht auf eine direkte Konfrontation mit zwei älteren Magiern ankommen lassen. Ich musste in Bewegung bleiben. Ich holte meinen Stock heraus und befahl ihm, sich in einen mannshohen Zauberstab zu verwandeln. Ich hätte ihn Flammen spucken lassen oder ihn in einen Löwen verwandeln können, aber was hätte das gebracht? Meine Hände fingen zu zittern an. Ich wollte mich zusammenrollen und mich unter Elvis’ Sammlung von Goldenen Schallplatten verstecken.
Lass mich die Führung übernehmen, drängte Isis. Ich kann eure Feinde zu Staub verwandeln.
Nein, erklärte ich ihr.
Du wirst uns beide umbringen.
Ich konnte spüren, wie sie gegen meinen Willen ankämpfte. Ich schmeckte förmlich ihre Wut auf diese Magier. Wie können sie es wagen, sich mit uns anzulegen? Wir sind in der Lage, sie mit einem Wort zu vernichten.
Nein, wiederholte ich in Gedanken. Plötzlich fiel mir etwas ein, das Zia gesagt hatte . Setzt alles ein, was euch zur Verfügung steht. Der Raum war nur schwach erleuchtet … Vielleicht half es, wenn ich ihn noch dunkler machte?
»Dunkelheit«, flüsterte ich. Ich fühlte ein Ziehen im Magen, dann begannen die Lichter zu flackern. Die Musik hörte zu spielen auf. Das Licht wurde immer schwächer – selbst das Sonnenlicht in den Fenstern verblasste zunehmend, am Ende war der Raum schwarz.
Irgendwo links von mir stieß der erste Magier einen verzweifelten Seufzer aus. »Jerrod!«
»War ich nicht, Wayne!«, sagte Jerrod. »Immer soll ich schuld sein!«
Während Wayne etwas auf Ägyptisch brummte, kam er Schritt für Schritt näher. Ich musste ihn irgendwie ablenken.
Ich schloss die Augen und stellte mir meine Umgebung vor. Obwohl es stockfinster war, konnte ich erahnen, wie Jerrod im Gang links von mir durch die Dunkelheit stolperte. Wayne spürte ich, nur ein paar Schritte vom Eingang entfernt, auf der anderen Seite des Gangs. Und ich konnte mir die vier Glasvitrinen mit Elvis’ Anzügen vorstellen.
Die verwüsten dein Haus, dachte ich. Verteidige es!
Ein stärkeres Ziehen in meinem Magen. Es fühlte sich an, als würde ich ein schweres Gewicht stemmen – mit einem Mal flogen die Türen der Vitrinen auf. Ich hörte steifen Stoff wie Segel im Wind rascheln. Aus dem Augenwinkel bekam ich mit, wie sich vier blasse Gestalten in Bewegung setzten – jeweils zu zweit steuerten sie auf eine Tür zu.
Wayne schrie als Erster, als sich die leeren Elvis-Anzüge auf ihn stürzten. Im Dunkeln blitzte seine Schrotflinte auf. Kurz darauf schrie Jerrod links von mir überrascht auf. Dann verriet mir ein schweres Klong! , dass er umgenietet worden war. Ich beschloss, in Jerrods Richtung zu gehen – besser ein Typ, der das Gleichgewicht verloren hatte, als einer mit Schrotflinte. Ich schlich durch die Tür und einen Gang hinunter, hinter mir schlug Jerrod um sich und brüllte: »Lass los! Lass los!«
Schnapp ihn dir, solange er am Boden liegt, drängte Isis. Verbrenn ihn!
Ein Teil von mir wusste, dass sie Recht hatte: Wenn ich Jerrod davonkommen ließ, würde er gleich wieder aufstehen und Jagd auf mich machen, trotzdem kam es mir unrecht vor, ihn anzugreifen, vor allem, weil die Elvis-Anzüge schon auf ihn losgingen. Ich fand eine Tür und stürzte nach draußen ins Nachmittagssonnenlicht.
Ich war im Garten von Graceland. In der Nähe plätscherte ein großer Brunnen, der von Grabsteinen umgeben war. Auf einem stand ein Windlicht, davor lagen Unmengen von Blumen. Das musste das Grab von Elvis sein.
Das Grab eines Magiers.
Logisch. Wir hatten im Haus gesucht, aber der Gegenstand der Macht befand sich natürlich an seinem Grab. Doch was genau war dieser Gegenstand?
Bevor ich mich dem Grab nähern konnte, flog die Tür auf. Der große glatzköpfige Mann mit dem Zottelbart taumelte heraus. Ein zerfetzter Elvis-Anzug hing mit den Ärmeln um seinen Hals, als würde er huckepack reiten.
»Soso.« Der Magier schüttelte den Anzug ab. Der Stimme nach war er Jerrod. »Du bist doch bloß ein kleines Mädchen. Hast ’ne Menge Ärger verursacht, junge Dame.«
Er senkte seinen Zauberstab und feuerte einen Schuss grünes Licht ab. Ich hielt mein Zaubermesser hoch und lenkte den Energieblitz direkt nach oben ab. Ein
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