Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
Vom Netzwerk:
überraschtes Gurren war zu hören – der Ruf einer Taube – und kurz darauf klatschte mir eine funkelnagelneue Eidechse vor die Füße.
    »Tut mir leid«, murmelte ich.
    Jerrod knurrte und warf seinen Zauberstab auf den Boden. Eidechsen waren offensichtlich seine Spezialität, denn der Zauberstab verformte sich in einen Komodowaran von der Größe eines Londoner Taxis.
    Das Ungeheuer stürzte sich mit unnatürlicher Geschwindigkeit auf mich. Es riss sein Maul auf und hätte mich halbiert, wenn ich ihm nicht in letzter Sekunde meinen Zauberstab in den Rachen gerammt hätte.
    Jerrod lachte. »Netter Versuch, Kleine!«
    Ich spürte, wie die Kiefer des Drachen auf den Zauberstab drückten. Es war bloß eine Frage von Sekunden, bis das Holz zersplittern würde, und dann wäre ich das nächste Häppchen für den Komodowaran. Du könntest ein bisschen helfen, bat ich Isis. Vorsichtig, ganz vorsichtig zapfte ich ihre Stärke an. Sie dabei aber nicht die Führung übernehmen zu lassen war, als würde ich mit einem Surfboard auf einer Monsterwelle reiten. Ich spürte, wie mich fünftausend Jahre Erfahrung, Wissen und Macht durchfluteten. Isis bot mir verschiedene Möglichkeiten an, ich wählte die einfachste. Ich lenkte Kraft in meinen Zauberstab und ließ ihn so lange in meinen Händen heiß werden, bis er weiß glühte. Der Drache zischte und gluckerte, während mein Stab immer länger wurde, den Kiefer des Untiers immer weiter und weiter aufzwang und dann: Wumm!
    Der Drache löste sich in kleine Späne auf, die splitternden Überreste von Jerrods Zauberstab flogen mir um die Ohren.
    Bevor ich mein Zaubermesser warf, das ihm dann mit Wucht gegen die Stirn knallte, blieb Jerrod nur ein Moment, um ein verdutztes Gesicht zu machen. Sein Blick entgleiste und er schlug aufs Pflaster. Mein Zaubermesser flog in meine Hand zurück.
    Es wäre ein richtig nettes Happy End gewesen … hätte ich Wayne nicht vergessen. Der Magier mit dem Cowboyhut taumelte aus der Tür und stolperte fast über seinen Freund, allerdings erholte er sich in Sekundenschnelle von seinem Schreck.
    Er brüllte: »Wind!«, damit flog mein Zauberstab aus meinen Händen in seine.
    Er lächelte grausam. »Tapfer gekämpft, Mäuschen. Aber Elementarmagie funktioniert immer noch am schnellsten.«
    Er rieb mit den Enden beider Zauberstäbe über das Pflaster, mit seinem und meinem. Über dem staubigen Boden kräuselte sich eine Welle, es sah aus, als wäre er plötzlich flüssig. Die Woge riss mich um und mein Zaubermesser flog durch die Luft. Ich kroch auf allen vieren rückwärts, doch ich konnte hören, wie Wayne einen Gesang anstimmte und Feuer aus den Stäben herbeirief.
    Seil, sagte Isis. Magier haben immer ein Seil dabei.
    Ich konnte vor lauter Panik keinen klaren Gedanken fassen, meine Hand griff jedoch automatisch nach der Magiertasche. Ich zog ein kurzes Stück Zwirn heraus. Man konnte es schwerlich als Seil bezeichnen, doch es rief eine Erinnerung wach – an etwas, das Zia im Museum in New York getan hatte. Ich zielte mit dem Zwirn nach Wayne und schrie ein Wort, das Isis mir eingab: »Tas!«
    In der Luft über Waynes Kopf brannte eine goldene Hieroglyphe.

    Der Zwirn flitzte wie eine wütende Schlange auf Wayne zu, im Flug wurde er immer dicker und länger. Wayne bekam große Augen. Er taumelte rückwärts und feuerte Flammenstrahlen aus beiden Zauberstäben ab, doch das Seil war zu dick. Es schlang sich um seine Knöchel und warf ihn um, anschließend wickelte es sich um seinen ganzen Körper, bis er von Kopf bis Fuß in einem Zwirnkokon eingepackt war. Der Magier schlug um sich und schrie und bedachte mich mit ein paar unschönen Namen.
    Ich stand schwankend auf. Jerrod gab nach wie vor keinen Mucks von sich. Ich holte mir meinen Zauberstab wieder, der neben Wayne lag. Er kämpfte noch immer gegen den Zwirn und fluchte auf Ägyptisch, was in Kombination mit seinem Südstaatenakzent ziemlich seltsam klang.
    Mach ihn fertig! drängte Isis. Er kann noch reden. Er wird erst von dir ablassen, wenn er dich getötet hat.
    »Feuer!«, brüllte Wayne. »Wasser! Käse!«
    Nicht einmal der Käsebefehl funktionierte. Vermutlich brachte die Wut seine Zauberkünste aus dem Gleichgewicht und er konnte sich deshalb nicht konzentrieren. Doch er würde sich bestimmt schnell wieder erholen.
    »Ruhe«, befahl ich.
    Mit einem Mal versagte Waynes Stimme. Er wollte weiterschreien, brachte aber keinen Ton heraus.
    »Ich bin nicht deine Feindin«, erklärte ich ihm.

Weitere Kostenlose Bücher