Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide
hinterhergesprungen. Ich hasse Wasser!«
In diesem Moment schnellte Sobek aus dem Fluss, er brüllte vor Wut. Aus einem seiner Nasenlöcher tropfte grünes Blut.
»Ihr könnt mich nicht schlagen!« Er streckte die Arme aus, von denen der Schweiß herunterströmte. »Ich bin der Herr des Wassers! Mein Schweiß erschafft die Flüsse der Welt!«
Brrrrr. Nie wieder würde ich in einem Fluss schwimmen! Ich drehte mich um und hielt nach Cheops und Sadie Ausschau, doch sie waren nirgends zu sehen. Hoffentlich hatte Cheops Sadie in Sicherheit gebracht oder zumindest ein gutes Versteck gefunden.
Sobek stürzte auf uns zu und brachte den Fluss gleich mit. Eine riesige Welle schlug mir entgegen und riss mich um, doch Bastet sprang hoch und landete mitsamt der Avatarhülle auf Sobeks Rücken. Das Gewicht schien ihm nichts auszumachen, trotzdem versuchte er erfolglos, sie zu packen. Immer wieder schlug sie ihre Messer in seine Arme, seinen Rücken und seinen Hals, doch seine grüne Haut schien ebenso schnell zu heilen, wie sie ihn aufschlitzen konnte.
Ich rappelte mich auf. In Avatargestalt war das ungefähr so, als würde man versuchen, mit einer um die Brust geschnallten Matratze aufzustehen. Schließlich schaffte es Sobek, Bastet zu packen und wegzuschleudern. Sie kam taumelnd zum Stehen und schien unverletzt zu sein, doch ihre blaue Aura flackerte. Sie verlor an Kraft.
Wir wechselten uns im Kampf gegen den Krokodilgott ab – stachen zu und schlitzten auf –, doch je mehr wir ihn verletzten, umso wütender und mächtiger schien er zu werden.
»Ich brauche noch mehr Gefolgsleute!«, rief er. »Kommt zu mir!«
Das konnte nichts Gutes bedeuten. Noch eine Runde Riesenkrokodile und wir wären tot.
Warum haben wir keine Gefolgsleute?, beschwerte ich mich bei Horus, doch der gab keine Antwort. Ich konnte spüren, wie er versuchte, seine Kraft in mir zu bündeln und unsere Kampfmagie aufrechtzuerhalten.
Sobeks Faust traf Bastet und erneut flog sie durch die Luft. Als sie dieses Mal auf den Boden knallte, erlosch ihr Avatar völlig.
Ich ging auf Sobek los und versuchte, seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Unglücklicherweise funktionierte es. Sobek drehte sich zu mir um und richtete einen Wasserstrahl auf mich. Für einen Moment war ich blind und er verpasste mir eine solche Ohrfeige, dass ich über das Flussufer flog und durchs Schilf rauschte.
Mein Avatar brach zusammen. Als ich mich erschöpft aufsetzte, bemerkte ich Cheops und Sadie neben mir. Sadie war noch immer ohnmächtig und blutete, während Cheops verzweifelt etwas auf Pavianisch murmelte und ihr über die Stirn strich.
Sobek kam aus dem Wasser und grinste mich an. Ein ganzes Stück den Fluss hinunter, ungefähr vierhundert Meter entfernt, konnte ich im schwachen Dämmerlicht zwei Kielwasserströmungen im Fluss erkennen, die schnell auf uns zukamen – Sobeks Verstärkung.
Vom Fluss schrie Bastet: »Carter, beeil dich! Bring Sadie hier weg!«
Ihr Gesicht war bleich vor Erschöpfung, ihr Katzenkriegerinnenavatar hüllte sie noch einmal ein. Doch er war schwach – kaum wahrnehmbar.
»Nicht!«, rief ich. »Du wirst sterben!«
Ich versuchte, den Falkenkrieger herbeizurufen, doch schon der Versuch ließ mein Inneres vor Schmerz brennen. Ich hatte keine Kraft mehr und der Geist von Horus schlummerte völlig erschöpft.
»Geh!«, schrie Bastet. »Und sag deinem Vater, dass ich mein Versprechen gehalten habe.«
»NEIN!«
Sie stürzte sich auf Sobek. Die beiden rangen miteinander – Bastet zerfleischte wütend sein Gesicht, während Sobek vor Schmerz aufheulte. Die beiden Götter stürzten ins Wasser und weg waren sie.
Ich rannte zum Ufer. Der Fluss brodelte und schäumte. Plötzlich wurde der Rio Grande in voller Länge durch eine grüne Explosion erleuchtet und ein kleines schwarz-goldenes Geschöpf flog im hohen Bogen aus dem Fluss. Es landete zu meinen Füßen im Gras – eine nasse, bewusstlose, halb tote Katze.
»Bastet?« Ich hob die Katze behutsam auf. Sie trug Bastets Halsband, doch der Talisman der Göttin zerfiel vor meinen Augen zu Staub. Es war nicht mehr Bastet. Sondern bloß noch Muffin.
Mir traten Tränen in die Augen. Sobek war geschlagen, in die Duat zurückgezwungen oder was auch immer, doch noch immer kamen im Fluss zwei Kielwasserströmungen auf uns zu und mittlerweile waren sie schon so nah, dass ich die grünen Rücken und glänzenden Knopfaugen der Monster erkennen konnte.
Ich drückte die Katze an meine Brust und wandte
Weitere Kostenlose Bücher