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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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illegal über die Grenze kommen, weil sie Arbeit und ein besseres Leben suchen, aber es war erschreckend, sie tatsächlich vor mir zu sehen – einen Mann und eine Frau, die eilig den Fluss überquerten und ein kleines Mädchen zwischen sich trugen. Ihre Kleider waren zerlumpt und sie sahen ärmer aus als die ärmsten ägyptischen Bauern, die ich jemals gesehen hatte. Ich starrte sie eine Weile an, aber sie schienen keine übernatürliche Bedrohung zu sein. Der Mann erwiderte müde meinen Blick und ohne Worte war klar: Auch ohne Stress miteinander anzufangen, hatten wir beide schon genug Probleme am Hals.
    Bastet und Sadie starrten weiterhin auf das Wasser und beobachteten die Kreise, die von Sadies Fingern ausgingen.
    Bastet legte den Kopf schief und lauschte konzentriert. »Was sagt sie?«
    »Ich kann es nicht verstehen«, flüsterte Sadie. »Es ist sehr leise.«
    »Hörst du wirklich was?«, fragte ich.
    »Psst«, sagten sie beide gleichzeitig.
    »›Eingesperrt‹«, sagte Sadie. »Nein, das ist das falsche Wort.«
    »›In Sicherheit‹ vielleicht?«, schlug Bastet vor. »Sie ist irgendwo weit weg in Sicherheit. ›Ein schlafender Gastkörper.‹ Was soll das denn heißen?«
    Ich hatte keine Ahnung, worüber sie redeten. Ich hörte überhaupt nichts.
    Cheops zerrte an meiner Hand und deutete flussabwärts. »Agh.«
    Die mexikanische Familie war verschwunden. Unmöglich, dass sie den Fluss so schnell überquert hatten. Ich suchte beide Ufer ab – nirgendwo ein Zeichen von ihnen –, allerdings bewegte sich an der Stelle, wo sie gestanden hatten, das Wasser stärker. Es sah aus, als wäre es mit einem riesigen Löffel umgerührt worden. Mir schnürte es die Kehle zu.
    »Ähm, Bastet –«
    »Carter, wir können Nephthys kaum hören«, ermahnte sie mich. »Bitte.«
    Ich biss die Zähne zusammen. »Schön. Cheops und ich sehen mal nach –«
    »Psst!«, wiederholte Sadie.
    Ich nickte Cheops zu und wir liefen flussabwärts. Cheops versteckte sich hinter meinen Beinen und knurrte den Fluss an.
    Als ich mich umdrehte, schien mit Bastet und Sadie alles in Ordnung zu sein. Sie starrten noch immer auf das Wasser, als liefe irgendein superspannendes YouTube-Video.
    Schließlich kamen wir zu der Stelle, wo ich die Familie gesehen hatte; das Wasser war wieder ruhig. Cheops schlug auf den Boden und machte einen Handstand. Das bedeutete, entweder übte er Breakdance oder er war richtig nervös.
    »Was ist los?«, fragte ich, mein Herz klopfte.
    »Agh, agh, agh!«, beschwerte er sich. Vermutlich war das eine ganze Lektion Pavianisch, ich kapierte allerdings kein Wort.
    »Also, ich sehe keine andere Möglichkeit«, sagte ich. »Wenn diese Familie unter Wasser gezogen wurde oder etwas … Ich muss sie finden. Ich gehe ins Wasser.«
    »Agh!« Cheops wich vor dem Wasser zurück.
    »Cheops, sie hatten ein kleines Mädchen dabei. Falls sie Hilfe brauchen, kann ich nicht einfach weggehen. Bleib hier und halt mir den Rücken frei.«
    Cheops grunzte, und als ich ins Wasser watete, schlug er sich aus Protest ins Gesicht. Das Wasser war kälter und die Strömung stärker, als ich angenommen hatte. Ich konzentrierte mich und rief mein Schwert und mein Zaubermesser aus der Duat herbei. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber der Fluss schien daraufhin noch schneller zu fließen.
    Ich war in der Flussmitte, als Cheops laut bellte. Er hopste am Ufer hin und her und deutete immer wieder auf einige Schilfpflanzen in der Nähe.
    Im Schutz des Schilfs drängte sich die Familie aneinander und zitterte, ihre Augen waren vor Angst weit aufgerissen. Mein erster Gedanke war: Warum verstecken sie sich vor mir?
    »Ich tu euch nichts«, versprach ich. Sie starrten mich verständnislos an und in diesem Moment wünschte ich mir, Spanisch zu können.
    Plötzlich schäumte das Wasser um mich herum und mir wurde klar, dass sie keine Angst vor mir hatten. Mein nächster Gedanke: Mensch, bin ich blöd.
    Horus’ Stimme schrie: Spring!
    Ich legte einen Satz aus dem Wasser hin, als würde ich aus einem Kanonenrohr geschossen – sieben, zehn Meter in die Luft. Das war eigentlich unmöglich, aber da neben mir plötzlich ein Ungeheuer aus dem Fluss auftauchte, war es ganz praktisch.
    Zuerst sah ich bloß Hunderte von Zähnen – ein rosa Maul, das dreimal so groß war wie ich. Irgendwie kriegte ich einen Salto hin und landete im seichten Wasser auf den Füßen. Ich stand einem Krokodil gegenüber, das so lang war wie unser Wohnmobil – und das war

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