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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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bloß Kinder«, brachte sie hervor. »Sie werden ihnen doch wohl nicht die Schuld geben?«
    »Pah!«, sagte Gramps. »Das ist lächerlich, Kommissar. Meine Enkel haben nichts damit zu tun!«
    Gramps hat früher Rugby gespielt. Er hat muskulöse Arme und einen Bauch, der für sein Hemd viel zu dick ist, und seine Augen liegen so tief in den Höhlen, dass es aussieht, als hätte sie jemand mit der Faust hineingeschlagen. (Na ja, vor Jahren hat Dad tatsächlich draufgehauen, aber das ist eine andere Geschichte.) Gramps sieht halbwegs furchterregend aus. Normalerweise gehen ihm die Leute eher aus dem Weg, Kommissar Williams schien allerdings nicht beeindruckt.
    »Mr Faust«, meinte er, »was glauben Sie, was morgen früh in den Schlagzeilen steht? ›Anschlag auf das British Museum. Rosettastein zerstört.‹ Ihr Schwiegersohn –«
    »Ex-Schwiegersohn«, verbesserte ihn Gramps.
    »– hat sich bei der Explosion entweder in Luft aufgelöst oder er ist davongelaufen und in diesem Fall –«
    »Er ist nicht davongelaufen!«, rief ich.
    »– müssen wir wissen, wo er sich aufhält«, fuhr der Kommissar fort. »Aber die einzigen Zeugen, Ihre Enkelkinder, weigern sich, mir die Wahrheit zu erzählen.«
    »Wir haben die Wahrheit gesagt«, beharrte Carter. »Dad ist nicht tot. Er ist im Boden versunken.«
    Kommissar Williams warf Gramps einen Blick zu, als wolle er sagen: Sehen Sie? Dann wandte er sich an Carter. »Junger Mann, dein Vater hat eine Straftat begangen und euch mit den Konsequenzen alleingelassen –«
    »Das ist nicht wahr!«, fuhr ich ihn an, meine Stimme bebte vor Wut. Ich wollte natürlich nicht glauben, dass Dad uns vorsätzlich der Polizei ausliefern würde. Aber die Sache mit dem Im-Stich-Lassen – tja, ich hab es ja vielleicht schon erwähnt, das ist ein bisschen ein wunder Punkt.
    »Liebes, bitte«, ermahnte mich Gran, »der Kommissar macht nur seine Arbeit.«
    »Und zwar miserabel!«, erklärte ich.
    »Möchte jemand eine Tasse Tee?«, fragte Gran.
    »Nein!«, brüllten Carter und ich gleichzeitig.
    »Wir können euch belangen«, sagte der Kommissar warnend und drehte sich zu mir. »Wir können und wir werden –«
    Er redete nicht weiter. Dann blinzelte er ein paarmal, als sei ihm entfallen, was er hier machte.
    Gramps runzelte die Stirn. »Ähm, Kommissar?«
    »Ja …«, murmelte Hauptkommissar Williams verträumt. Er griff in seine Manteltasche und zog ein kleines blaues Heftchen heraus – einen amerikanischen Pass. Er warf ihn Carter in den Schoß.
    »Du wirst ausgewiesen«, kündigte der Kommissar an. »Du musst das Land innerhalb von vierundzwanzig Stunden verlassen. Wenn wir dich weiter befragen möchten, nehmen wir über das FBI Kontakt zu dir auf.«
    Carter klappte die Kinnlade runter. Als er mich ansah, wusste ich, dass nicht nur ich das seltsam fand. Der Kommissar hatte völlig den Kurs geändert. Gerade eben wollte er uns noch verhaften. Da war ich mir sicher. Und dann wies er plötzlich aus heiterem Himmel Carter aus? Selbst die anderen Polizisten an der Tür wirkten verwirrt.
    »Sir?«, fragte die Polizistin. »Sind Sie sicher –?«
    »Ruhe, Linley. Sie beide können gehen.«
    Die Bullen zögerten einen Moment, schließlich scheuchte Williams sie mit einer Handbewegung davon. Sie schlossen die Tür hinter sich.
    »Moment mal«, sagte Carter. »Mein Vater ist verschwunden und Sie wollen, dass ich das Land verlasse?«
    »Dein Vater ist entweder tot oder auf der Flucht«, stellte der Kommissar fest. »Ausweisung ist die netteste Variante. Es ist schon alles vorbereitet.«
    »Von wem?«, wollte Gramps wissen. »Mit wem wurde das abgesprochen?«
    »Mit …« Der Kommissar hatte wieder diesen seltsamen unverwandten Gesichtsausdruck. »Mit den entsprechenden Behörden. Glauben Sie mir, es ist besser als Gefängnis.«
    Carter wirkte zu niedergeschlagen, um etwas zu sagen, aber bevor ich Mitleid mit ihm haben konnte, wandte sich der Kommissar an mich. »Du ebenfalls, Miss.«
    Er hätte mir genauso gut eins mit dem Vorschlaghammer überziehen können.
    »Sie weisen auch mich aus?«, fragte ich. »Ich wohne hier!«
    »Du bist amerikanische Staatsbürgerin. In Anbetracht der Umstände ist es das Beste für dich, nach Hause zurückzukehren.«
    Ich starrte ihn bloß an. Außer diesem Haus fiel mir kein anderes Zuhause ein. Meine Freundinnen in der Schule, mein Zimmer, alles, was ich kannte, war hier. »Wo soll ich denn hingehen?«
    »Kommissar«, mischte sich Gran ein und ihre Stimme

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