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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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führte.
    »Nicht ganz Heliopolis liegt in Trümmern«, erklärte Zia. »Bleibt dicht hinter mir. Und fasst nichts an .«
    Die Stufen führten gefühlte elftausend Kilometer in die Tiefe, der Abstieg dauerte eine Ewigkeit . Der Gang war offenbar für Zwerge gebaut. Die meiste Zeit mussten wir kriechen und krabbeln und selbst dabei schlug ich mir etliche Male den Schädel an der Decke an. Die einzige Lichtquelle war ein Feuerball in Zias Hand, der Schatten auf den Wänden tanzen ließ.
    Ich war schon an solchen Orten gewesen – in Tunneln von Pyramiden, von Grabstätten, die mein Vater erforscht hatte –, aber ich hatte sie nie leiden können. Tausende Tonnen Stein über mir schienen die Luft aus meinen Lungen zu pressen.
    Schließlich kamen wir unten an. Der Tunnel wurde breiter und Zia blieb unvermittelt stehen. Nachdem sich meine Augen an die Umgebung gewöhnt hatten, erkannte ich, warum. Wir standen an einem Abgrund.
    Eine einzelne Holzplanke spannte sich über die Tiefe. Auf dem gegenüberliegenden Felsvorsprung standen neben einem Eingang zwei schakalköpfige Granitkrieger, die ihre Speere über Kreuz hielten.
    Sadie seufzte. »Bitte nicht noch mehr psychotische Statuen.«
    »Reiß keine Witze«, sagte Zia. »Das ist der Eingang zum Ersten Nomos, dem ältesten Zweig des Lebenshauses, der Zentrale aller Magier. Es war meine Aufgabe, dich sicher hierherzubringen, aber ich kann dir nicht über den Abgrund helfen. Jede Magierin muss ihren Weg selbst finden und jede Bittstellerin erwartet eine andere Herausforderung.«
    Mich nervte, wie sie Sadie erwartungsvoll ansah. Erst Bastet, jetzt Zia – beide behandelten sie Sadie, als hätte sie irgendwelche Superkräfte. Na gut, sie hatte es geschafft, die Bibliothekstüren aufzusprengen, aber warum traute keiner mir die coolen Tricks zu?
    Außerdem war ich wegen der Sprüche, die Sadie im Museum in New York abgelassen hatte, immer noch sauer auf sie – dass ich Glück gehabt hatte, weil ich mit Dad reisen durfte. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie oft mir die ständige Reiserei auf die Nerven gegangen war und ich mir gewünscht hatte, nicht ins Flugzeug steigen zu müssen, sondern einfach wie ein normales Kind zur Schule zu gehen und Freunde zu haben. Aber ich durfte mich nicht beklagen. Du musst immer tadellos aussehen , hatte Dad mir gepredigt. Und damit meinte er nicht nur meine Kleider. Er meinte meine Einstellung. Nach Moms Tod war er alles, was ich hatte. Für Dad war es wichtig, dass ich stark war. An den meisten Tagen machte mir das nichts aus. Ich liebte meinen Vater. Aber es war auch hart.
    Das verstand Sadie nicht. Sie hatte es leicht gehabt. Und jetzt drehte sich anscheinend alles um sie, als wäre sie was Besonderes. Es war ungerecht.
    Mit einem Mal hörte ich Dads Stimme in meinem Kopf: »Gerechtigkeit bedeutet, dass jeder bekommt, was er braucht. Und was du brauchst, bekommst du nur, wenn du es einforderst.«
    Keine Ahnung, was über mich kam, aber ich zog mein Schwert und marschierte über die Planke. Meine Beine schienen von allein zu laufen und warteten nicht auf mein Hirn. Ein Teil von mir dachte: Das ist eine echte Schnapsidee . Doch ein Teil von mir antwortete: Nein, davor haben wir keine Angst . Die Stimme klang nicht wie meine.
    »Carter!«, schrie Sadie.
    Ich lief weiter. Ich versuchte, nicht in den gähnenden Abgrund unter mir zu schauen, doch schon die bloße Breite der Kluft verursachte mir Schwindel. Als ich schwankend und wankend über das schmale Brett lief, kam ich mir wie einer dieser Spielzeugkreisel vor.
    Auf der gegenüberliegenden Seite fing der Zwischenraum zwischen den zwei Statuen, je näher ich kam, zu leuchten an, als hinge dort ein Vorhang aus rotem Licht.
    Ich holte tief Luft. Vielleicht war das rote Licht eine Pforte, genau wie das Tor aus Sand. Wenn ich einfach schnell genug hindurchrannte …
    In diesem Moment schoss der erste Dolch aus dem Tunnel.
    Mein Schwert setzte sich in Bewegung, bevor es mir überhaupt klar wurde. Der Dolch hätte sich durch meine Brust bohren sollen, aber irgendwie wehrte ich ihn mit meiner Klinge ab und er flog in den Abgrund. Zwei weitere Dolche kamen angeschossen. Meine Reflexe waren nie die schnellsten gewesen, aber jetzt wurden sie immer besser. Ich duckte mich vor einem Dolch und schnappte mir den nächsten mit der gebogenen Klinge meines Schwerts, nahm ihn und schleuderte ihn in den Tunnel zurück. Wie zum Teufel machte ich das?
    Schließlich erreichte ich das Ende der

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