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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Planke und stürmte durch das rote Licht, das aufflackerte und dann erlosch. Ich wartete darauf, dass die Statuen zum Leben erwachen würden, aber nichts passierte. Das einzige Geräusch, das zu hören war, kam von einem Dolch, der tief unten im Abgrund auf die Felsen klirrte.
    Der Eingang begann wieder zu leuchten. Das rote Licht nahm eine seltsame Form an: Es verwandelte sich in einen anderthalb Meter großen Vogel mit einem Menschenkopf. Ich hob mein Schwert, doch Zia schrie: »Nein, Carter!«
    Das Vogelgeschöpf legte die Flügel an. Es kniff die mit schwarzem Kajal umrandeten Augen zusammen, während es mich beobachtete. Auf seinem Kopf glänzte eine dekorative schwarze Perücke, sein Gesicht war von Falten zerfurcht. An seinem Kinn klebte verkehrt herum einer dieser geflochtenen falschen Pharaonenbärte, die wie Pferdeschwänze aussehen. Bis auf das flackernde Licht um ihn herum und die Tatsache, dass es halsabwärts der größte Monstertruthahn war, den die Welt je gesehen hatte, wirkte es nicht feindselig.
    Mir ging ein erschreckender Gedanke durch den Kopf: Das hier war ein Vogel mit einem Menschenkopf. In genau dieser Gestalt hatte ich mich gesehen, als ich in der Villa von Amos geschlafen und meine Seele meinen Körper verlassen hatte und nach Phoenix geflogen war. Ich hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, aber es machte mir Angst.
    Das Vogelgeschöpf scharrte in der Erde. Dann lächelte es unerwarteterweise.
    »Pari, niswa nafeer«, erklärte es mir oder zumindest hörte es sich so an.
    Zia schnappte nach Luft. Sadie und sie standen nun hinter mir, sie waren blass. Anscheinend hatten sie den Abgrund überquert, ohne dass ich es bemerkt hatte.
    Schließlich schien Zia ihre Fassung wiederzuerlangen. Sie verbeugte sich vor dem Vogelgeschöpf. Sadie folgte ihrem Beispiel.
    Das Geschöpf blinzelte mir zu, als hätten wir uns gerade Witze erzählt. Dann verschwand es. Das rote Licht wurde schwächer. Die Statuen zogen die Arme zurück, ihre Speere versperrten den Eingang nicht länger.
    »War’s das?«, fragte ich. »Was hat der Truthahnmann erzählt?«
    Zia warf mir einen Blick zu, in dem so etwas wie Angst lag. »Das war kein Truthahn, Carter. Das war ein Ba.«
    Davon hatte ich meinen Vater schon sprechen hören, aber ich wusste nichts damit anzufangen. »Noch ein Monster?«
    »Eine menschliche Seele«, erklärte Zia. »In diesem Fall ein Geist der Toten. Ein Magier aus alter Zeit ist zurückgekommen, um sich den Wächtern anzuschließen. Sie bewachen die Eingänge des Lebenshauses.«
    Sie musterte mein Gesicht, als breite sich dort gerade ein fürchterlicher Ausschlag aus.
    »Was ist?«, wollte ich wissen. »Warum schaust du mich so an?«
    »Nichts«, erwiderte sie. »Wir müssen uns beeilen.«
    Sie drückte sich am Abgrund an mir vorbei und verschwand im Tunnel.
    Sadie starrte mich ebenfalls an.
    »Also gut«, meinte ich. »Was hat der Vogeltyp gesagt? Hast du es verstanden?«
    Sie nickte unbehaglich. »Er hat dich für jemand anderen gehalten. Wahrscheinlich sieht er nicht gut.«
    »Warum?«
    »Weil er gesagt hat: ›Geht weiter, guter König.‹«
    Danach war ich wie betäubt. Wir bewegten uns durch den Tunnel und betraten eine riesige unterirdische Stadt mit Gängen und Sälen, aber ich kann mich nur an wenige Einzelheiten erinnern.
    Da die Decken zwischen sieben und zehn Meter hoch waren, hatte man nicht das Gefühl, unter der Erde zu sein. Rings um jeden Saal standen massive Steinsäulen, die denen ähnelten, die ich in ägyptischen Ruinen gesehen hatte, allerdings waren diese hier in makellosem Zustand. Sie waren leuchtend bemalt und sollten wohl Palmen darstellen, an der Spitze waren grüne Wedel eingemeißelt. Es war, wie durch einen versteinerten Wald zu laufen. In Kupferbecken brannten Feuer. Sie schienen keinen Rauch abzugeben, aber es roch gut, wie auf einem Gewürzmarkt – nach Zimt, Nelke, Muskat, die anderen Gerüche konnte ich nicht einordnen. Die Stadt roch wie Zia. Das hier musste ihr Zuhause sein.
    Wir sahen ein paar andere Leute – vorwiegend ältere Männer und Frauen. Einige trugen Leinengewänder, andere moderne Kleider. Ein Typ im Anzug ging mit einem Leoparden an der Leine vorbei, als wäre es das Normalste der Welt. Ein anderer bellte einer Armee herumhuschender Besen, Mopps und Eimer Befehle zu, damit sie die Stadt sauber machten.
    »Wie in diesem Comic«, meinte Sadie. »Wo Micky Maus zu zaubern versucht und die Besen ständig zerbrechen oder Wasser

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