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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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durch. Bastets Messer lösten keinen Alarm aus – vielleicht hatte sie sie ja in der Duat eingelagert. Die Beamten machten nicht mal den Versuch, Sadie durch das Röntgengerät zu schicken.
    Ich sammelte gerade meine Schuhe ein, als ich einen Schrei von der anderen Seite der Sicherheitskontrolle hörte.
    Bastet fluchte auf Ägyptisch. »Wir waren nicht schnell genug.«
    Ich drehte mich um und sah, wie das Seth-Tier durch das Terminal stürmte und Reisende umrannte. Seine merkwürdigen Hasenohren drehten sich hin und her. Von seiner nach oben gezogenen Schnauze mit dem Pferdegebiss troff der Sabber, sein geteilter Schwanz schlug wild um sich und hielt Ausschau nach etwas, dem er wehtun könnte.
    »Ein Elch!«, kreischte eine Dame. »Ein tollwütiger Elch!«
    Alle fingen zu schreien an, rannten auseinander und versperrten dem Seth-Tier den Weg.
    »Hä?«, fragte ich verwundert.
    Bastet zuckte die Achseln. »Man weiß nie, was Sterbliche so sehen. Aber wenn es erst mal einer für einen Elch gehalten hat, wird sich die Vorstellung auf jeden Fall verbreiten.«
    Schon bald fingen noch mehr Reisende an, »Elch!« zu brüllen und durch die Gegend zu rennen, während das Seth-Tier durch die Reihen pflügte und sich in den Absperrungen verfing. Mitarbeiter der Heimatschutzbehörde stürzten herbei, aber das Seth-Tier schleuderte sie wie Stoffpuppen zur Seite.
    »Los, komm!«, befahl mir Bastet.
    »Ich kann nicht zulassen, dass es so viele Menschen verletzt.«
    »Wir können es nicht aufhalten!«
    Aber ich rührte mich nicht. Ich hätte gern geglaubt, dass Horus mir Mut einflößte oder dass die letzten Tage endlich ein verborgenes Tapferkeitsgen in mir aktiviert hatten, das ich von meinen Eltern geerbt hatte. Die Wahrheit war allerdings beängstigender. Dieses Mal verlangte niemand von mir, dass ich Stellung bezog. Ich wollte es tun.
    Unsretwegen waren Leute in Schwierigkeiten. Das musste ich in Ordnung bringen. Derselbe Instinkt, der mir gesagt hatte, dass Sadie meine Hilfe brauchte, befahl mir jetzt, etwas zu unternehmen. Klar machte mir das Angst. Aber es fühlte sich auch richtig an.
    »Geh zum Gate«, forderte ich Bastet auf. »Nimm Sadie mit. Ich komme nach.«
    »Was? Carter –«
    »Geh!« Ich stellte mir vor, wie ich meinen unsichtbaren Spind öffnete: 13/32/33. Ich streckte die Hand aus, allerdings nicht nach Dads Zauberkasten. Ich konzentrierte mich auf etwas, das ich in Luxor verloren hatte. Es musste einfach dort sein. Einen Augenblick lang fühlte ich nichts. Dann umschloss meine Hand einen harten Ledergriff und ich zog mein Schwert aus dem Nichts.
    Bastet bekam große Augen. »Beeindruckend.«
    »Geht schon vor«, sagte ich. »Jetzt bin ich mal dran, euch den Rücken freizuhalten.«
    »Dir ist klar, dass du das nicht überlebst.«
    »Danke für dein Vertrauen. Los, haut ab!«
    Bastet sauste los und Sadie flatterte mit den Flügeln, um nicht von ihrem Arm zu fallen.
    Ein Schuss fiel. Ich drehte mich um und sah, wie sich das Seth-Tier über einen Polizisten hermachte, der gerade völlig sinnlos auf den Kopf des Tieres gezielt hatte. Der arme Beamte flog nach hinten und stürzte über den Metalldetektor.
    »He, Elch!«, brüllte ich.
    Das Seth-Tier starrte mich mit seinen glühenden Augen an.
    Gute Arbeit!, lobte Horus. Wir werden ehrenvoll sterben!
    Halt die Klappe, dachte ich.
    Ich warf einen Blick nach hinten, um sicherzugehen, dass Bastet und Sadie außer Sichtweite waren. Dann näherte ich mich dem Tier.
    »Du hast also nicht mal einen Namen?«, fragte ich. »Es gab wohl keinen, der hässlich genug gewesen wäre?«
    Das Vieh knurrte und stieg über den bewusstlosen Polizisten.
    »Seth-Tier ist so umständlich«, sagte ich entschieden. »Ich werde dich Leroy nennen.«
    Anscheinend konnte Leroy seinen Namen nicht leiden. Er stürzte sich auf mich.
    Ich wich seinen Klauen aus und schlug ihm mit der stumpfen Seite der Klinge aufs Maul, was ihn allerdings nicht im Geringsten beeindruckte. Leroy wich zurück und setzte noch einmal an, er sabberte und fletschte die Reißzähne. Ich zielte auf seinen Nacken, aber Leroy war zu schlau. Er sprang nach links und grub seine Zähne in meinen freien Arm. Ohne den improvisierten Lederschutz hätte ich einen Arm weniger gehabt. Auch so bohrten sich Leroys Reißzähne noch durch das Leder. Ich fühlte einen rasenden Schmerz in meinem Arm.
    Ich schrie auf und eine Urkraft flutete durch meinen Körper. Ich spürte, wie ich vom Boden abhob und sich die goldene Aura des

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