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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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übel mein Arm aussah. Sie musterte ihn mit grimmiger Miene.
    »Halt still.« Sie flüsterte etwas auf Ägyptisch und meine Augenlider wurden schwer.
    »Du brauchst Schlaf, damit diese Wunde heilt«, erklärte sie.
    »Aber wenn Leroy zurückkommt –«
    »Wer?«
    »Nichts.«
    Bastet musterte mich, als sähe sie mich zum ersten Mal. »Das war unglaublich tapfer, Carter. Dem Seth-Ungeheuer entgegenzutreten – du hast mehr von einem Kater, als ich dachte.«
    »Äh … Danke?«
    Sie lächelte und strich mir über die Stirn. »Wir heben gleich ab, mein Kater. Schlaf jetzt.«
    Dagegen hatte ich nichts einzuwenden. Die Erschöpfung übermannte mich und ich schloss die Augen.
    Natürlich entschied meine Seele sich dafür, einen Ausflug zu machen.
    Ich war wieder in meiner Ba-Gestalt und zog Kreise über Phoenix. Es war ein strahlender Wintermorgen. Die kühle Wüstenluft fühlte sich gut an unter meinen Schwingen. Im Tageslicht sah die Stadt anders aus – ein riesiges Gittermuster aus beigefarbenen und grünen Vierecken, dazwischen Palmen und Swimmingpools. Wie Brocken von Mondgeröll erhoben sich hier und da kahle Berge. Der höchste befand sich direkt unter mir – ein langer Bergrücken mit zwei emporragenden Gipfeln. Wie hatte ihn Seths Lakai genannt, als meine Seele zum ersten Mal dort gewesen war? Camelback Mountain .
    An seinen Ausläufern drängten sich pompöse Villen, die Bergspitze war jedoch kahl. Etwas erregte meine Aufmerksamkeit: ein Spalt zwischen zwei großen Felsblöcken und ein Hitzeflimmern, das tief aus dem Berg kam – kein menschliches Auge hätte es wahrgenommen.
    Ich legte die Flügel an und stieß zu dem Spalt hinunter.
    Heiße Luft strömte mit solcher Wucht heraus, dass ich Mühe hatte voranzukommen. In ungefähr fünfzehn Metern Tiefe wurde der Spalt breiter und ich befand mich an einem Ort, den es einfach nicht geben konnte.
    Der Berg war vollständig ausgehöhlt. In der Mitte der Höhle wurde an einer gewaltigen Pyramide gebaut. Die Luft hallte wider vom Geräusch der Spitzhacken. Horden von Dämonen schnitten blutroten Kalkstein in Blöcke, die sie in die Mitte der Höhle zogen, wo noch mehr Dämonen mit Hilfe von Seilen und Rampen die Blöcke aufeinanderschichteten. Es war genau so, wie mir mein Vater den Bau der Pyramiden von Gizeh erklärt hatte. Doch damals hatten sie an jeder einzelnen um die zwanzig Jahre gebaut. Diese Pyramide hier war bereits halb fertig.
    Irgendetwas stimmte nicht – und das lag nicht nur an der blutroten Farbe. Beim Anblick des Bauwerks spürte ich ein vertrautes Beben, alles schien vor sich hin zu summen … nein, da war eine Stimme und die kam mir bekannt vor.
    Ich entdeckte etwas Kleineres, das in der Luft über der Pyramide schwebte – eine Barke aus Schilf, die dem Flussschiff von Onkel Amos ähnelte. Auf ihr standen zwei Gestalten. Die eine war ein großer Dämon in Lederrüstung. Die andere ein stämmiger Mann in roter Kampfuniform.
    Ich drehte engere Kreise, und da ich nicht wusste, ob ich wirklich unsichtbar war, versuchte ich mich im Schatten zu halten. Ich landete auf der Mastspitze. Das war nicht so einfach, aber keiner von den beiden auf dem Boot sah nach oben.
    »Wie lange denn noch?«, fragte der Mann in Rot.
    Er hatte Seths Stimme, aber er sah völlig anders aus als in meiner letzten Vision. Er war kein schleimiges schwarzes Ding und mit Ausnahme der furchterregenden Mischung aus Hass und Belustigung, die in seinen Augen flackerte, brannte er auch nicht. Er hatte den großen bulligen Körper eines Verteidigers beim Football, fleischige Hände und ein brutales Gesicht. Seine kurzen borstigen Haare und der gestutzte Spitzbart waren genauso rot wie seine Kampfuniform. Ich hatte noch nie Tarnkleider in dieser Farbe gesehen. Vielleicht hatte er ja vor, sich in einem Vulkan zu verstecken.
    Der Dämon neben ihm verbeugte sich und scharrte mit dem Fuß. Es war der komische hahnenfüßige Typ, den ich schon mal gesehen hatte. Er war über zwei Meter groß, dürr wie eine Vogelscheuche und statt Füßen hatte er Krallen. Unglücklicherweise konnte ich dieses Mal sein Gesicht sehen. Es war fast zu hässlich, um es zu beschreiben. Kennt ihr diese Anatomieausstellungen, wo sie tote Körper ohne Haut zeigen? Stellt euch vor, eins dieser Gesichter wäre lebendig und hätte noch dazu normale schwarze Augen und Reißzähne.
    »Wir machen großartige Fortschritte, Meister!«, verkündete der Dämon. »Wir haben heute hundert zusätzliche Dämonen

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