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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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kompliziert ist es nun auch wieder nicht«, sagte Carter, bloß um mich zu ärgern. »Es funktioniert wie eine Drehtür. Man muss auf einen offenen Spalt warten und hineinspringen.«
    »Mehr oder weniger«, stimmte Taweret zu. »Bei den meisten Häusern gibt es einen kleinen Spielraum. Das Vierte Haus kann man zum Beispiel zu ziemlich jedem Zeitpunkt verlassen. Durch bestimmte Tore kommt man jedoch nur zu einem ganz bestimmten Zeitpunkt. Das Erste Haus kann man nur bei Sonnenaufgang betreten. Das Zwölfte Haus kann nur bei Sonnenaufgang verlassen werden. Und die Tore des Achten Hauses, des Hauses der Herausforderungen … können nur während der achten Stunde durchschritten werden.«
    »Haus der Herausforderungen?«, sagte ich. »Das kann ich jetzt schon nicht leiden.«
    »Ach, ihr habt doch Bes dabei.« Taweret starrte ihn verträumt an. »Die Herausforderungen sind bestimmt kein Problem.«
    Bes warf mir einen panischen Blick zu, so nach dem Motto: Rettet mich!
    »Doch wenn ihr zu lange braucht«, fuhr Taweret fort, »werden sich die Tore schließen, bevor ihr dort ankommt, und ihr seid bis morgen Nacht in der Duat eingeschlossen.«
    »Und wenn wir Apophis nicht aufhalten«, sagte ich, »wird es keine morgige Nacht mehr geben. So weit ist mir alles klar.«
    »Kannst du uns helfen?«, fragte Carter Taweret. »Wo ist Re?«
    Die Göttin spielte wieder an ihren Haaren herum. Ihre Hände waren eine Kreuzung zwischen Mensch und Nilpferd, mit kurzen Wurstfingern und dicken Nägeln.
    »Das ist das Problem, mein Lieber«, erklärte sie. »Ich weiß es nicht. Das Vierte Haus ist riesig. Möglicherweise ist Re hier irgendwo, doch es gibt unzählige Gänge und Türen. Wir haben so viele Patienten.«
    »Notiert ihr euch nicht, wer wo untergebracht ist?«, fragte Carter. »Gibt es keinen Plan oder so was?«
    Taweret schüttelte traurig den Kopf. »Ich gebe mir die größte Mühe, aber hier sind ja nur die Uschebti und die Dienerlichter und ich … Und Tausende alter Götter.«
    Mich verließ der Mut. Ich konnte mir kaum die zehn oder so Hauptgötter merken, die ich kennengelernt hatte, aber Tausende ? Allein in diesem Raum zählte ich ein Dutzend Patienten, sechs Flure, die in verschiedene Richtungen führten, zwei Treppenhäuser und drei Fahrstühle. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber es kam mir vor, als seien einige Gänge erst aufgetaucht, seit wir den Raum betreten hatten.
    »Sind all diese alten Leute Götter?«, fragte ich.
    Taweret nickte. »Die meisten waren selbst früher nur Nebengötter. Die Magier hielten sie nicht für wichtig genug, um sie einzusperren. Sie siechen seit Jahrhunderten vor sich hin, einsam und vergessen. Irgendwann kamen sie hierher. Sie warten einfach.«
    »Auf den Tod?«, fragte ich.
    Tawerets Blick bekam etwas Entrücktes. »Wenn ich das wüsste. Manchmal verschwinden sie, aber ich weiß nicht, ob sie sich einfach in den Gängen verlaufen oder einen neuen Raum suchen, in dem sie sich verstecken können, oder schlicht und ergreifend zu nichts verblassen. Die traurige Wahrheit ist: Es läuft auf dasselbe hinaus. Ihre Namen wurden von der Welt über uns vergessen. Wenn niemand mehr deinen Namen sagt, was hat das Leben dann noch für einen Sinn?«
    Sie sah zu Bes, als wolle sie ihm etwas sagen.
    Der Zwergengott blickte schnell weg. »Das ist Mehit, oder?« Er deutete auf die alte Löwenfrau, die in ihrem Rollstuhl umherfuhr. »Sie hatte einen Tempel in der Nähe von Abydos, glaub ich. Eine unbedeutende Löwengöttin. Wird ständig mit Sachmet verwechselt.«
    Als Bes den Namen Sachmet aussprach, knurrte die Löwin leise. Dann rollte sie weiter mit ihrem Stuhl herum und brabbelte: »Miau, miau.«
    »Traurige Geschichte«, meinte Taweret. »Sie kam mit ihrem Mann, dem Gott Onuris, hierher. Sie waren damals ein richtiges Promi-Paar, total romantisch. Er hat den ganzen Weg nach Nubien auf sich genommen, um sie zu retten. Sie heirateten. Happy End, dachten wir alle. Doch sie gerieten in Vergessenheit. Sie kamen zusammen hierher. Dann verschwand Onuris. Wenig später verschwand auch Mehits Verstand. Jetzt rollt sie den ganzen Tag ziellos mit dem Rollstuhl durch die Halle. Sie erinnert sich nicht daran, wie sie heißt, auch wenn wir es ihr immer wieder sagen.«
    Ich dachte an Chnum, den wir am Fluss getroffen hatten, und wie traurig er gewirkt hatte, weil er seinen geheimen Namen nicht wusste. Ich sah zu der alten Göttin Mehit, die miaute und knurrte und durch die Gegend flitzte, ohne sich an

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