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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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ihren früheren Ruhm zu erinnern. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es wohl war, auf tausend solcher Götter aufzupassen, denen es nie besser gehen würde und die niemals starben.
    »Taweret, wie hältst du das aus?«, fragte ich voller Respekt. »Warum arbeitest du hier?«
    Sie berührte verlegen ihr Schwesternhäubchen. »Das ist eine lange Geschichte, Liebes. Aber wir haben nicht viel Zeit. Ich war nicht immer hier. Ich war einst eine Schutzgöttin. Ich habe Dämonen verjagt, wenn auch nicht so wirkungsvoll wie Bes.«
    »Du warst ganz schön furchterregend«, sagte Bes.
    Die Nilpferdgöttin seufzte hingebungsvoll. »Das ist so lieb von dir. Ich habe auch Mütter bei der Geburt beschützt –«
    »Weil du schwanger bist?«, fragte Carter und deutete mit einem Kopfnicken auf ihren gewaltigen Bauch.
    Taweret sah verblüfft aus. »Nein. Wie kommst du denn darauf?«
    »Ähm –«
    »Also!«, kam ich ihm zu Hilfe. »Du wolltest erklären, warum du dich um die alternden Götter kümmerst.«
    Taweret sah erneut auf die Sonnenuhr und es beunruhigte mich, wie schnell sich der Schatten auf die Sechs zubewegte. »Ich habe schon immer gern anderen geholfen, aber in der Welt oben, na ja … Es zeichnete sich ab, dass ich nicht mehr gebraucht wurde.«
    Sie vermied sorgfältig jeden Blickkontakt mit Bes, was den Zwergengott allerdings noch heftiger erröten ließ.
    »Irgendjemand musste sich um die alternden Götter kümmern«, fuhr Taweret fort. »Ich glaube, ich kann ihre Traurigkeit nachempfinden. Ich weiß, wie es ist, endlos zu warten –«
    Bes hustete hinter vorgehaltener Hand. »Die Zeit läuft! Kommen wir zu Re. Hast du ihn, seit du hier arbeitest, einmal gesehen?«
    Taweret dachte nach. »Möglicherweise. Vor einer Ewigkeit habe ich in einem Raum im Südostflügel einen falkenköpfigen Gott gesehen. Ich habe ihn für Nemti gehalten, aber es könnte auch Re gewesen sein. Er lief manchmal gern in Falkengestalt herum.«
    »In welche Richtung?«, bettelte ich. »Wenn wir nah genug sind, führt uns vielleicht die Sonnenlitanei das letzte Stück.«
    Taweret wandte sich zu Bes. »Bittest du mich darum, Bes? Hältst du es wirklich für wichtig oder machst du es nur, weil Bastet es dir aufgetragen hat?«
    »Nein! Ja!« Er blähte wütend die Backen auf. »Also, ja, es ist wichtig. Ja, ich bitte dich. Ich brauche deine Hilfe.«
    Taweret nahm eine Fackel aus der nächstbesten Wandleuchte.
    Wir wanderten durch die Gänge eines endlosen magischen Altersheims, angeführt von einer Nilpferdpflegerin mit Fackel. Wirklich mal wieder eine ganz normale Nacht für die Kanes.
    Wir liefen an so vielen Zimmern vorbei, dass ich den Überblick verlor. Die meisten Türen waren verschlossen, ein paar jedoch standen offen und gaben den Blick auf gebrechliche alte Götter in ihren Betten frei, die das flackernde blaue Licht von Fernsehern anstarrten oder einfach weinend im Dunkeln lagen. Nach zwanzig oder dreißig solchen Zimmern sah ich nicht mehr hinein. Es war zu deprimierend.
    Ich hielt die Sonnenlitanei in der Hand und hoffte, sie würde wärmer werden, wenn wir uns dem Sonnengott näherten, aber das passierte natürlich nicht. Immer wenn sich zwei Gänge kreuzten, zögerte Taweret. Es machte nicht den Eindruck, als wisse sie, wohin sie uns führte.
    Nachdem wir noch ein paar Flure hinuntergelaufen waren und die Schriftrolle nach wie vor keine Veränderung zeigte, überkam mich Verzweiflung, was Carter offensichtlich nicht verborgen blieb.
    »Es wird alles gut«, sagte er. »Wir werden ihn finden.«
    Ich dachte daran, wie schnell sich die Sonnenuhr im Schwesternzimmer weiterbewegt hatte. Und ich dachte an Wlad Menschikow. Ich hätte gern geglaubt, dass er sich bei seinem Sturz in den Feuersee in eine Russenfritte verwandelt hatte, aber das war wahrscheinlich zu viel verlangt. Falls er uns noch immer jagte, konnte er nicht mehr weit sein.
    Als wir in einen anderen Korridor einbogen, blieb Taweret wie angewurzelt stehen. »Oje.«
    Vor uns sprang eine alte Frau mit Froschkopf herum – und wenn ich springen sage, meine ich damit, dass sie drei Meter sprang, ein paarmal quakte, dann gegen eine Wand sprang, wo sie hängen blieb, bevor sie auf die gegenüberliegende Wand ansetzte. Ihr Körper und ihre Gliedmaßen waren menschlich und steckten in einem grünen Krankenhauskittel, ihr Kopf war jedoch der einer Amphibie – braun, glitschig und voller Warzen. Ihre Glubschaugen drehten sich in alle Richtungen und dem betrübten Klang ihres

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