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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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zu haben, die Säule könne ihn verlassen.
    Kurz und gut: Der ganze Ort war megadeprimierend.
    »Was ist das hier?«, fragte ich. »Sind das alles Götter?«
    Carter schien ebenso verwirrt wie ich. Bes sah aus, als hätte er sich am liebsten verdrückt.
    »Bin ehrlich gesagt noch nie hier gewesen«, gestand er. »Habe Gerüchte gehört, aber …« Er schluckte, als hätte er einen Kloß Erdnussbutter im Hals. »Kommt. Wir fragen mal eine Schwester.«
    Der Tresen vor dem Schwesternzimmer war eine Mondsichel aus Granit, auf der eine Reihe Telefone stand (auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, wen sie aus der Duat anrufen wollten), ein Computer, massenhaft Klemmbretter und eine Steinscheibe in Servierplattengröße mit einer dreieckigen Flosse – eine Sonnenuhr. Das kam mir komisch vor, denn hier schien ja keine Sonne.
    Hinter dem Tresen sah ich eine kleine dicke Frau, die uns den Rücken zukehrte, während sie auf einer Tafel Namen und Einnahmezeiten für Medikamente überprüfte. Ihr glänzendes schwarzes Haar war wie ein extralanger Bieberschwanz auf dem Rücken geflochten, ihr Schwesternhäubchen passte kaum auf ihren breiten Kopf.
    Wir waren schon fast am Tresen, als Bes wie angewurzelt stehen blieb. »Das ist sie.«
    »Wer?«, fragte Carter.
    »Das ist übel.« Bes erblasste. »Ich hätte es mir denken können … Verdammt! Ihr müsst ohne mich gehen.«
    Ich sah mir die Schwester, die uns noch immer den Rücken zuwandte, näher an. Sie war schon ziemlich beeindruckend mit ihren gewaltigen fleischigen Armen, einem Hals, der dicker war als meine Taille, und der seltsam purpurfarbenen Haut. Allerdings konnte ich nicht nachvollziehen, warum sie Bes so einschüchterte.
    Ich drehte mich zu ihm um, doch Bes hatte sich hinter die nächstbeste Topfpflanze verkrochen. Sie war nicht groß genug, um ihn wirklich zu verdecken, und sein Hawaiihemd war sowieso untarnbar.
    »Bes, lass das«, sagte ich.
    »Psst! Ich bin unsichtbar!«
    Carter seufzte. »Für so was haben wir keine Zeit. Komm, Sadie.«
    Er machte ein paar Schritte auf den Tresen zu.
    »Entschuldigen Sie?«, rief er.
    Als sich die Schwester umdrehte, jaulte ich auf. Ich versuchte, meinen Schock zu verbergen, aber das war nicht ganz einfach, schließlich war die Frau ein Nilpferd.
    Ich meine das nicht als unschmeichelhaften Vergleich. Sie war tatsächlich ein Nilpferd. Ihre lange Schnauze hatte die Form eines auf dem Kopf stehenden Valentinsherzens, mit borstigen Barthaaren, winzigen Nasenlöchern und einem Maul mit zwei großen Zähnen im Unterkiefer. Sie hatte kleine Knopfaugen. Ihr von üppigem schwarzem Haar umrahmtes Gesicht sah ziemlich merkwürdig aus, aber es war nicht annähernd so merkwürdig wie ihr Körper. Sie trug den Schwesternkittel offen wie eine Bluse, darunter kam ein Bikinioberteil zum Vorschein – tja, wie soll ich das vorsichtig ausdrücken? –, das versuchte, mit sehr wenig Stoff eine Menge ihres Oberkörpers zu bedecken. Ihr purpurrosa Bauch war unglaublich dick, als wäre sie im neunten Monat schwanger.
    »Was kann ich für euch tun?«, fragte sie. Ihre Stimme war angenehm und freundlich – was man von einem Nilpferd nicht erwartet hätte. Wenn ich richtig darüber nachdenke, erwarte ich von einem Nilpferd eigentlich überhaupt keine Stimme.
    »Ähm, Nil– also, hallo!«, stammelte ich. »Mein Bruder und ich sind auf der Suche nach …« Ich sah zu Carter, der eindeutig nicht auf das Gesicht der Schwester starrte. »Carter!«
    »Was?« Er erwachte aus seiner Trance. »Ach ja. Entschuldigung. Ähm, bist du nicht eine Göttin? Taweret oder so ähnlich?«
    Die Nilpferdfrau entblößte ihre beiden gewaltigen Zähne zu etwas, von dem ich hoffte, dass es ein Lächeln war. »Aber ja, wie nett, dass du mich erkennst! Ja, mein Lieber. Ich bin Taweret. Ihr sucht jemanden? Einen Angehörigen? Seid ihr Götter?«
    Hinter uns raschelte der Hibiskustopf, Bes versuchte ihn hochzuheben und hinter eine Säule zu stellen. Taweret bekam große Augen.
    »Bes, bist du das?«, rief sie. »Bes!«
    Der Zwerg blieb unvermittelt stehen und klopfte sein Hemd ab. Sein Gesicht war röter als das von Seth. »Die Pflanze scheint genug Wasser zu bekommen«, murmelte er. »Ich seh mal bei den anderen nach.«
    Er wollte sich davonmachen, aber Taweret rief noch einmal: »Bes! Ich bin’s, Taweret! Hier drüben!«
    Bes erstarrte, als hätte sie ihm in den Rücken geschossen. Er drehte sich mit einem gequälten Lächeln um.
    »Ach … hey. Taweret. Oh!«
    Sie kam

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