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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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des Todes und so weiter. Er ist auf allen möglichen ägyptischen Kunstwerken abgebildet; er führt die Seelen in die Halle der beiden Wahrheiten, wo er sich neben die kosmische Waage kniet und ihr Herz gegen die Feder der Wahrheit aufwiegt.
    Warum ich sein Bild habe?
    [Na gut, Carter, ich geb es zu, und wenn es nur ist, damit du endlich die Klappe hältst.]
    Ich war mal ein bisschen in Anubis verknallt. Ich weiß, wie bescheuert das klingt, ein Mädchen von heute, das wegen eines fünftausend Jahre alten hundeköpfigen Typen total den Verstand verliert, doch das sah ich nicht, wenn ich sein Bild betrachtete. Ich erinnerte mich an Anubis, wie er bei unserem Treffen in New Orleans ausgesehen hatte – ein Junge um die sechzehn, in schwarzem Leder und Jeans, mit verwuschelten dunklen Haaren und tollen traurigen Augen, die an geschmolzene Schokolade erinnerten. Keinerlei Ähnlichkeit mit dem Hundekopfheini.
    Trotzdem bescheuert, ich weiß. Er ist ein Gott. Wir hatten absolut nichts gemeinsam. Seit unserem Abenteuer an der roten Pyramide hatte ich nichts mehr von ihm gehört und das hätte mich eigentlich auch nicht überraschen sollen. Obwohl er damals Interesse an mir zu haben schien und vielleicht sogar ein paar Andeutungen hat fallenlassen … Nein, das hab ich mir bestimmt nur eingebildet.
    Die letzten sieben Wochen, seit Walt Stone ins Brooklyn House gekommen war, hatte ich gedacht, vielleicht über Anubis hinwegzukommen. Natürlich war Walt mein Auszubildender und ich sollte nicht über ihn als meinen möglichen Freund nachdenken, aber ich war ziemlich sicher, dass es zwischen uns gefunkt hatte, als wir uns das erste Mal sahen. Nun schien Walt allerdings einen Rückzieher zu machen. Er benahm sich so geheimnistuerisch, wirkte immer so schuldbewusst und redete dauernd mit Jaz.
    Mein Leben war ein einziges Chaos.
    Ich zog meinen Schlafanzug an, während Adele weitersang. Handelten all ihre Lieder davon, dass Jungs sie nicht beachteten? Plötzlich ging mir das ziemlich auf den Wecker.
    Ich drehte die Musik ab und ließ mich aufs Bett fallen.
    Leider wurde im Schlaf alles nur noch schlimmer.
    Im Brooklyn House schlafen wir mit allen möglichen Zauberamuletten, um uns vor bösen Träumen und Geistern zu schützen und vor dem gelegentlichen Drang unserer Seelen, einen Ausflug zu unternehmen. Ich hatte sogar ein magisches Kissen, das dafür sorgen sollte, dass meine Seele – oder mein Ba , wenn ihr es lieber ägyptisch haben wollt – in meinem Körper verankert bleibt.
    Es funktioniert allerdings nicht ganz zuverlässig. Von Zeit zu Zeit spüre ich eine Kraft, die von außen an meinen Gedanken zerrt und versucht, meine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Oder meine Seele gibt Bescheid, dass sie woanders hinmöchte, um mir irgendetwas Wichtiges zu zeigen.
    Sobald ich eingeschlafen war, überkam mich dieses Gefühl. Stellt es euch wie einen Anruf vor, bei dem einem das Hirn die Möglichkeit gibt, ihn entgegenzunehmen oder nicht dranzugehen. Meistens ist es besser abzulehnen, vor allem, wenn das Hirn eine unbekannte Nummer meldet.
    Doch manchmal sind diese Anrufe wichtig. Und am nächsten Tag war immerhin mein Geburtstag. Vielleicht versuchten Mom und Dad, mich aus der Unterwelt zu erreichen. Ich stellte mir vor, wie sie in der Halle der beiden Wahrheiten saßen, mein Vater als blauhäutiger Gott Osiris auf seinem Thron, meine Mutter in ihrem geisterhaften weißen Gewand. Vielleicht würden sie Geburtstagspapphütchen tragen und »Viel Glück und viel Segen« singen, während Ammit, die Verschlingerin, ihr winziges Kuschelmonster, kläffend auf und ab sprang.
    Oder es könnte ja auch, eventuell, Anubis sein. Hi, ähm, ich dachte, vielleicht hast du Lust, zu einer Beerdigung zu gehen oder so?
    Na ja … es war immerhin möglich.
    Also nahm ich den Anruf an. Ich ließ meinen Geist zu dem Ort gehen, zu dem er wollte, und mein Ba schwebte über meinem Körper.
    Wenn ihr Ba -Reisen noch nie ausprobiert habt, würde ich sie nicht empfehlen – es sei denn, ihr steht drauf, euch in ein Phantomhuhn zu verwandeln und unkontrolliert auf einem Floß durch die Strömungen der Duat zu treiben.
    Der Ba ist normalerweise für andere unsichtbar, was gut ist, denn er nimmt die Gestalt eines Riesenvogels an, auf dem euer Kopf sitzt. Vor langer Zeit hatte ich es einmal geschafft, dass mein Ba eine weniger peinliche Form annahm, doch seit Isis nicht mehr in meinem Kopf war, verfügte ich nicht mehr über diese Fähigkeit. Wenn ich jetzt abhob,

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