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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Fenster ein und flohen – noch immer ihr Bierglas in der Hand – die Straße hinunter. Ein Polizist rannte in Richtung des Tumults, doch als er den Pavian sah, machte er auf dem Absatz kehrt, sprintete in die entgegengesetzte Richtung und brüllte über sein Funkgerät nach Verstärkung.
    Wenn sie mit magischen Vorfällen konfrontiert werden, tendieren Menschenaugen zum Kurzschluss und schicken dem Hirn nur Bilder, die dieses verstehen kann. Ich hatte keine Ahnung, was diese Leute zu sehen glaubten – vielleicht ein Tier, das aus dem Zoo ausgebrochen war, oder einen Killer –, aber sie wussten, dass sie fliehen mussten. Was die Londoner Überwachungskameras wohl später aus dem Vorfall machen würden?
    »Sadie«, flüsterte Liz. »Was ist das?«
    »Babi«, antwortete ich. »Der verdammte Gott der Paviane. Er hat von meinem Großvater Besitz ergriffen. Und er will uns umbringen.«
    »Entschuldige mal«, mischte sich Emma ein. »Hast du gerade gesagt, ein Paviangott will uns umbringen?«
    Der Pavian brüllte, blinzelte und schaute sich mit zusammengekniffenen Augen um, als habe er vergessen, was er vorhatte. Vielleicht hatte er Gramps’ Zerstreutheit und Sehschwäche geerbt. Vielleicht merkte er nicht, dass die Brille auf seinem Kopf hing. Er schnüffelte den Boden ab, bellte anschließend frustriert und zertrümmerte das Schaufenster einer Bäckerei.
    Ich glaubte schon fast, wir hätten ausnahmsweise mal ein bisschen Glück. Vielleicht könnten wir uns verdrücken? Doch in diesem Moment schwebte eine dunkle Gestalt mit ausgebreiteten schwarzen Schwingen über uns hinweg und schrie: »Hier! Hier!«
    Super. Der Pavian hatte Unterstützung aus der Luft.
    »Genau genommen sogar zwei Götter«, erklärte ich meinen Freundinnen. »Und jetzt, wenn ihr keine weiteren Fragen habt – rennt!«
    Dieses Mal brauchten Liz und Emma nicht weiter ermuntert zu werden. Emma schleuderte ihre Schuhe von sich, Liz warf mein Geschenk weg – voll schade – und wir stürmten hintereinander die Straße hinunter.
    Wir flitzten im Zickzack durch Seitengassen. Wenn die Geiergöttin plötzlich zum Sturzflug ansetzte, suchten wir Deckung, indem wir uns gegen Mauern pressten. Ich hörte, wie Babi hinter uns brüllte, Leuten den Abend verdarb und das Viertel kurz und klein schlug; für den Moment schien er jedenfalls unsere Fährte verloren zu haben.
    Wir blieben kurz am Ende der Straße stehen und ich überlegte, welche Richtung wir einschlagen sollten. Vor uns war eine kleine Kirche, eines dieser alten Gebäude, wie man sie oft in London findet – ein düsterer mittelalterlicher Steinklotz, eingequetscht zwischen einem Caffè Nero und einer Drogerie, die in Neonbuchstaben ausgewählte Haarprodukte zu einem Pfund für drei Stück anpries. Die Kirche hatte einen winzigen Friedhof, der von einem rostigen Zaun eingefasst war; ich hätte ihm wohl kaum Aufmerksamkeit geschenkt, wenn dort nicht eine Stimme »Sadie« geflüstert hätte.
    Es ist echt ein Wunder, dass mir das Herz nicht aus der Kehle gesprungen ist. Als ich mich umdrehte, stand ich Anubis gegenüber. Er war in seiner menschlichen Gestalt da, als Jugendlicher mit dunklen, windzerzausten Haaren und warmen braunen Augen. Er trug ein Bandshirt von Dead Weather und schwarze Jeans, die ausgesprochen knackig saßen.
    Liz und Emma sind nicht gerade dafür bekannt, dass sie sich in der Nähe gut aussehender Jungs ruhig verhalten. Im Gegenteil, eigentlich schaltet sich ihr Hirn ab.
    Liz stieß vereinzelte Silben aus, die wie esoterische Atemübungen klangen: »Oh – ah – hi – wer – was –?«
    Emma verlor die Kontrolle über ihre Beine und stolperte gegen mich.
    Nachdem ich den beiden einen scharfen Blick zugeworfen hatte, wandte ich mich zu Anubis.
    »Ist ja auch an der Zeit, dass mal jemand Nettes vorbeikommt«, maulte ich. »Ein Pavian und ein Geier versuchen nämlich, uns umzubringen. Hättest du die Freundlichkeit, dich um sie zu kümmern?«
    Anubis verzog den Mund, scheinbar war er nicht gekommen, um mir gute Nachrichten zu überbringen. »Komm auf mein Territorium«, sagte er und öffnete das Friedhofstor. »Wir müssen reden und uns bleibt nicht viel Zeit.«
    Emma taumelte wieder gegen mich. »Dein, ähm , Territorium?«
    Liz schluckte. »Wer – äh –?«
    »Psst«, zischte ich und versuchte ruhig zu bleiben, so, als würde ich mich täglich mit scharfen Typen auf dem Friedhof treffen. Als ich die Straße hinunterspähte, sah ich zwar keine Anzeichen von Babi

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