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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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und Nechbet, doch ich hörte sie – der Paviangott brüllte, die Geiergöttin kreischte mit Grans Stimme (wenn Gran Schotter gegessen hätte und Steroide nehmen würde): »Hier entlang! Hier entlang!«
    »Wartet hier«, befahl ich meinen Freundinnen und betrat den Friedhof.
    Augenblicklich wurde die Luft kühler. Vom aufgeweichten Boden stieg leichter Nebel auf. Die Grabsteine schimmerten, alles außerhalb des Zauns verschwamm. Auch wenn mich Anubis verständlicherweise in vielerlei Hinsicht aus dem Gleichgewicht brachte, fiel mir diese Veränderung auf. Wir glitten in die Duat – und erlebten den Friedhof auf zwei Ebenen gleichzeitig: in Anubis’ Welt und meiner.
    Er führte mich zu einem zerfallenen Steinsarkophag, vor dem er sich respektvoll verbeugte. »Beatrice, stört es dich, wenn wir uns setzen?«
    Nichts geschah. Die Inschrift auf dem Sarkophag war zwar schon seit Jahrhunderten nicht mehr zu entziffern, aber vermutlich war es Beatrice’ letzte Ruhestätte.
    »Danke.« Anubis bedeutete mir, mich zu setzen. »Es stört sie nicht.«
    »Was passiert denn, wenn es sie stört?« Ich setzte mich etwas ängstlich.
    »Der Achtzehnte Nomos«, sagte Anubis.
    »Wie bitte?«
    »Dorthin musst du gehen. Wlad Menschikow verwahrt den zweiten Teil der Sonnenlitanei in der obersten Schublade seines Schreibtischs in seiner Zentrale in Sankt Petersburg. Es ist natürlich eine Falle. Er hofft, dass du anbeißt. Doch wenn du die Schriftrolle willst, bleibt dir keine andere Wahl. Du solltest dich heute Nacht auf den Weg machen, bevor er seine Abwehrmaßnahmen weiter verstärken kann. Und Sadie, wenn die anderen Götter herausfinden, dass ich dir das verraten habe, kriege ich richtig Ärger.«
    Ich starrte ihn an. Manchmal benahm er sich so sehr wie ein Jugendlicher, dass ich kaum glauben konnte, dass er Tausende von Jahren alt war. Vermutlich lag es daran, dass er ein behütetes Leben im Land der Toten führte, in dem Zeit keine Rolle spielte. Der Junge musste wirklich mehr unter Leute.
    »Du machst dir Sorgen, dass du Ärger bekommst?«, fragte ich. »Anubis, ich will ja nicht undankbar sein, aber ich habe im Moment wirklich andere Probleme. Zwei Götter haben von meinen Großeltern Besitz ergriffen. Falls du helfen möchtest –«
    »Sadie, ich darf mich nicht einmischen.« Er deutete mit erhobenen Handflächen seine Hilflosigkeit an. »Ich hab dir schon bei unserem ersten Treffen erklärt, dass dies nicht wirklich ein Körper ist.«
    »Echt schade«, murmelte ich.
    »Was?«
    »Nichts. Red weiter.«
    »An Orten des Todes wie diesem Friedhof kann ich Gestalt annehmen, doch außerhalb meines Territoriums kann ich nur sehr wenig ausrichten. Also, wenn du schon tot wärst und gern eine schöne Beerdigung hättest, dann könnte ich dir behilflich sein, aber –«
    »Oh, danke!«
    Irgendwo in der Nähe brüllte der Paviangott. Glas splitterte und Ziegelsteine bröckelten. Meine Freundinnen riefen nach mir, doch die Geräusche klangen so verzerrt und gedämpft, als würde ich sie unter Wasser hören.
    »Wenn ich ohne meine Freundinnen weitergehe«, fragte ich Anubis, »werden die Götter sie dann in Ruhe lassen?«
    Anubis schüttelte den Kopf. »Nechbet sucht sich die Schwachen als Opfer. Sie weiß, dass es dich schwächen wird, wenn sie deinen Freundinnen Schaden zufügt. Deshalb hat sie auch deine Großeltern angegriffen. Der einzige Weg, sie aufzuhalten, ist, ihr entgegenzutreten. Und was Babi anbelangt: Er repräsentiert die dunkelsten Seiten von euch Primaten: mörderische Wut, unkontrollierte Kraft –«
    »Wir Primaten?«, fragte ich. »Entschuldigung, hast du mich gerade als Pavian bezeichnet?«
    Anubis musterte mich mit einer Art konfuser Ehrfurcht. »Ich hatte total vergessen, wie anstrengend du bist. Es sollte bloß eine Warnung sein, dass er dich einfach aus purer Mordlust umbringen wird.«
    »Und du kannst mir nicht helfen.«
    Er sah mich mit diesen unglaublich tollen braunen Augen traurig an. »Ich habe dir das mit Sankt Petersburg erzählt.«
    Mann, er sah echt gut aus und war dermaßen nervig.
    »Also gut, du Gott des So-gut-wie-zu-nichts-Nützlichen«, sagte ich, »noch irgendwas, bevor ich mich umbringen lasse?«
    Er hielt die Hand hoch, in der ein ziemlich seltsames Messer Gestalt annahm. Es hatte eine ähnliche Form wie das Rasiermesser von Sweeny Todd, dem mörderischen Barbier: lang, gebogen und auf einer Seite gemein scharf und aus schwarzem Metall gefertigt.
    »Nimm das hier«, sagte Anubis. »Es wird

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