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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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Höschen von Dylan Quinn und ein Eichhörnchen. Vielleicht erzähle ich sie euch später.)
    Emmas Füße waren vom Barfußlaufen voller Schnitte und Blasen. Ihr pinkfarbener Pullover sah wie zerzaustes Pudelfell aus und an ihrer Brille fehlten mehrere Strasssteinchen.
    Liz’ Gesicht war so rot wie eine Valentinskarte. Sie hatte ihre Jeansjacke ausgezogen, was sie normalerweise nie tut, weil ihr immer kalt ist. Ihr weißes Top war völlig durchgeschwitzt. Auf ihren Armen waren so viele Sommersprossen, dass es mich an die Sternzeichen-Haut der Himmelsgöttin Nut erinnerte.
    Emma machte von beiden den genervteren Eindruck und erwartete eine Erklärung von mir. Liz sah völlig verängstigt aus, sie bewegte zwar den Mund, als wolle sie sprechen, doch die Stimmbänder schienen ihr abhandengekommen zu sein. Ich erwartete einen Kommentar über die blutrünstigen Götter, die uns verfolgten, doch als sie schließlich ihre Stimme wiederfand, sagte sie: »Dieser Junge hat dich geküsst!«
    Liz wusste, was wichtig war, das musste man ihr lassen.
    »Ich werde es euch erklären«, versprach ich. »Ich weiß, ich bin eine schreckliche Freundin, dass ich euch in diese Sache reingezogen habe. Aber bitte, lasst mich einen Moment in Ruhe. Ich muss mich konzentrieren.«
    »Konzentrieren worauf?«, wollte Emma wissen.
    »Emma, pssst!«, sagte Liz. »Sie hat gesagt, sie muss sich konzentrieren.«
    Ich schloss die Augen und versuchte mich zu beruhigen.
    Es war nicht einfach, vor allem nicht vor Publikum. Ohne meine Zauberausrüstung war ich schutzlos und vermutlich war es die letzte Gelegenheit, meine Sachen herbeizurufen. Ich redete mir zu: Du schaffst das, Sadie. Du greifst bloß in eine andere Dimension. Du machst bloß einen Riss in den Stoff der Realität.
    Ich streckte die Hand aus. Nichts passierte. Als ich es noch mal versuchte, verschwand meine Hand in der Duat und Liz schrie auf. Zum Glück verlor ich weder die Konzentration noch meine Hand. Meine Finger umfassten den Tragegurt meiner Zaubertasche und ich zog sie heraus.
    Emma machte große Augen. »Das ist genial. Wie hast du das angestellt?«
    Das fragte ich mich ehrlich gesagt auch. In Anbetracht der Umstände konnte ich nicht fassen, dass es mir schon beim zweiten Versuch gelungen war.
    »Es ist, tja … Zauberei«, sagte ich.
    Als mich meine Freundinnen verblüfft und eingeschüchtert anstarrten, wurde mir schlagartig das Ausmaß meiner Probleme bewusst.
    Vor einem Jahr wären Liz, Emma und ich in diesem Zug ins Funland oder ins Kino gefahren. Wir hätten über die albernen Klingeltöne von Liz’ Telefon gelacht oder über Fotos von blöden Schulkameradinnen, die Emma mit Photoshop bearbeitet hatte. Das Gefährlichste in meinem Leben waren damals Grans Kochkünste und Gramps’ Wutausbrüche, wenn er meine Zensuren sah.
    Nun war Gramps ein Riesenpavian und Gran ein bösartiger Geier. Meine Freundinnen sahen mich an, als wäre ich gerade von einem anderen Planeten gefallen, was der Wahrheit ja auch einigermaßen nahekam.
    Obwohl ich nun meine Zauberausrüstung zur Hand hatte, war mir schleierhaft, was ich tun sollte. Mir stand nicht mehr die volle Macht von Isis zur Verfügung. Falls ich versuchte, gegen Babi und Nechbet zu kämpfen, verletzte ich vielleicht meine Großeltern und riskierte wahrscheinlich mein Leben. Doch wenn ich die beiden Götter nicht aufhielt, wer dann? Wenn man zu lange einen Gott beherbergte, brannte der menschliche Körper irgendwann aus. Onkel Amos, der ein voll ausgebildeter Magier war und wusste, wie er sich schützen musste, wäre das um ein Haar passiert. Gran und Gramps hingegen waren alt und gebrechlich und hatten mit Magie nichts am Hut. Sie würden nicht lange durchhalten.
    Verzweiflung legte sich über mich – viel schwerer noch als die Schwingen der Geiergöttin.
    Erst als mir Liz die Hand auf die Schulter legte, merkte ich, dass ich weinte. »Sadie, Süße, es tut uns leid. Es ist bloß ein bisschen … merkwürdig, verstehst du? Sag uns, was los ist. Wir wollen dir doch helfen.«
    Ich holte stockend Luft. Ich hatte meine Freundinnen so sehr vermisst. Ich fand sie eigentlich immer ein bisschen verschroben, doch jetzt kamen sie mir wundervoll normal vor – Teil einer Welt, die nicht mehr meine war. Sie versuchten beide, tapfer zu sein, aber ich merkte, dass sie verängstigt waren. Ich hätte sie gern zurückgelassen, ein Versteck für sie gesucht, doch ich erinnerte mich an Nechbets Worte: Sie werden leckere Appetithäppchen abgeben

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